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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
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und um Hilfe bitten sollte, beschließt aber, es allein zu schaffen.
    Sie sieht an sich hinunter. Wann hat sie eigentlich zum letzten Mal die Kleidung gewechselt? Langsam, mit unsicheren Bewegungen zieht sie sich aus. Dann dreht sie die Dusche auf und stellt sich darunter. Erst warm, dann fast kalt, wieder warm, sie duscht lange, wäscht sich dann die Haare, putzt sich gründlich die Zähne und zieht saubere Unterwäsche, Hosen und einen Pullover an. Im Schlafzimmer öffnet sie das Fenster und schlägt ihr Bett auf. Vielleicht schafft sie es, die Wäsche nachher frisch zu beziehen.
    Jetzt muss sie erst einmal etwas essen, auch wenn sie gar keinen Appetit hat. Das kalte Wasser, das sie direkt aus der Leitung getrunken hat, ist ihr gut bekommen, sie fühlt sich schon etwas besser.
    Immer noch langsam geht sie die Treppe wieder hinunter. Die Katze hat sie ganz vergessen und erschrickt, als die an ihr vorbeihuscht. Sie öffnet die Haustür und lässt das Tier hinaus.
    Wie ist die eigentlich hineingekommen? Wahrscheinlich mit Berta. Aber seltsam ist es schon, der Hund war dabei, der hätte doch keine Katze im Haus geduldet. Vielleicht ist sie hineingehuscht, als Berta gegangen ist.
    Christine geht in die Küche, fegt die Scherben und die Essensreste zusammen. Nach dieser Anstrengung muss sie sich erst wieder setzen. Sie sieht sich in der Küche um. Berta hat aufgeräumt, auch ihren Teller abgewaschen. Den Topf hat sie wohl wieder mitgenommen. Aber was war das für ein Teller, der auf dem Tisch stand? Es waren Brotreste dabei. Hat sie sich abends noch etwas gemacht? Daran müsste sie sich doch erinnern. Oder hat Berta ihr etwas für den Abend dagelassen? Dann war Berta schon mittags da und sie hat seit gestern Nachmittag geschlafen.
    Christine Jahn ist völlig verwirrt. Ihr Blick fällt auf den Kalender an der Wand. Sie kann sich beim besten Willen nicht erinnern, welches Datum heute ist. Wie lange ist ihr Mann schon tot? Eine Woche, zwei Wochen?
    â€ºO Gott, ich werde verrückt.‹ Hastig steht sie auf, setzt sich aber sofort wieder hin, weil ihr schwindlig ist. ›Wollte Berta heute kommen? Ich brauche Hilfe.‹
    Nach einer Weile rafft sie sich auf und sieht in den Kühlschrank. Den Käse und die Butter muss Berta mitgebracht haben. Sie findet auch ein halbes Brot. Am Küchentisch sitzend bestreicht sie eine Brotscheibe und zwingt sich zu essen. Viel schafft sie nicht und sie stellt den Rest einfach mit dem Teller in den Kühlschrank. Das Mineralwasser hat sie weggegossen. Sie spült das Glas aus und trinkt wieder Leitungswasser. Dann geht sie nach oben, fönt ihre Haare, die schon fast trocken sind und nach allen Seiten abstehen. Sie versucht kurz, sie zu frisieren, aber es ist ihr eigentlich egal, wie sie aussieht, sie schminkt sich auch nicht. Sie nimmt ihre Tasche, zieht sich eine Jacke über und verlässt das Haus. Am Gartentor dreht sie noch einmal um, geht zurück und schließt sorgfältig die Haustür ab.
    Sonntag, 25. November
    Â»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Schieter, alles Gute und, na, du weißt schon.« Berta lässt ihre Nichte aus der Umarmung und drückt ihr ein Päckchen in die Hand. »Hier, eine Kleinigkeit.«
    Sophie reißt das Papier auf. Sie ist gerührt. Berta hat ihr das Buch Ein plötzlicher Todesfall von Joanne K. Rowling geschenkt. Es zeichnet ihre Tante aus, dass sie zuhört, auch wenn ein Gespräch gar nicht für sie bestimmt ist. Anne schwärmt für Harry Potter, was Sophie nicht nachvollziehen kann. Sie hat ihr kürzlich erklärt, dass ihr Interesse für Kinderbücher in den letzten vierzig Jahren stark nachgelassen hat, aber das neue Erwachsenenbuch der Autorin würde sie sich sicher kaufen, weil sie englische Krimis mag. Berta muss das zufällig gehört haben. Als Sophie das Buch aufschlägt, fällt ein Geldschein heraus.
    Â»Dafür kaufst du dir selbst noch was Schönes«, bestimmt die Tante. »Ist Anne noch gar nicht hier gewesen?«, unterbricht sie den Dank ihrer Nichte.
    Â»Die hat mir schon gratuliert, gleich nach Mitternacht. Wir haben gestern Abend noch etwas getrunken, da ist es spät geworden und dann haben wir gleich reingefeiert. Nun sei nicht sauer«, fährt sie schnell fort, als sie die enttäuschte Miene ihrer Tante sieht, »es war ja keine richtige Geburtstagsfeier. Die machen wir schon noch. Übrigens, ich

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