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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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Zeitanzeige, was bedeutet, dass er doch einige Stunden draußen in der Gegend von Crowcross gewesen ist.«
    Jacobson nickte. Die Kamera vom »Crowcross Arms« hatte den Wagen um zehn nach elf erfasst, wenn er sich richtig erinnerte.
    Die besten Aufnahmen stammten von der Kamera an der Kreuzung Flowers Street. Da waren die geklonten Kennzeichen deutlich zu erkennen. Hume spulte zurück und hielt das Bild an der Stelle an, an der, wie er sagte, das Innere des Wagens am deutlichsten zu erkennen sei. Er dehnte es, vergrößerte es, wählte einen Ausschnitt und verstellte diverse Parameter. Die Straßenbeleuchtung der Flowers Street war um einiges heller als die paar Lampen in Crowcross. So wurde am Ende ein (wahrscheinlich) einzelner Fahrer sichtbar, der sich eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen hatte. Die dunkle Jacke mit dem hohen Kragen war bis obenhin geschlossen; seitlich reichte der Kragen bis an die Kappe heran.
    »Ich weiß, das ist nicht weltbewegend«, sagte Hume. »Den würde die eigene Mutter nicht erkennen, immer angenommen, es ist ein Kerl.«
    »Macht nichts, Mick«, sagte Jacobson. »Vielleicht aber kann Horton der Zauberer etwas damit anfangen ế Viel wichtiger sind im Moment die Zeit und die Richtung. Können wir die Fahrtroute noch weiter verfolgen?«
    »Das probiere ich gerade. Ich habe die Überwachung des Regionalverkehrs alarmiert für den Fall, dass er auf der Autobahn auftaucht. Von denen gibt es aber noch keine Antwort.«
    »Ich spreche mit Salter darüber. Der sollte die Dringlichkeitsstufe anheben können . Für etwas muss er schließlich gut sein.«
    Damit überließ er Hume seinen Bildern. Er wollte ihn nicht unnötig entmutigen. Warum also die offensichtlichen Probleme ansprechen? Der Fahrer konnte mittlerweile überall sein und der Range Rover in jedem nur erdenklichen Zustand. Vielleicht war er schon außer Landes oder stand irgendwo bis zur Unkenntlichkeit ausgebrannt in der Einöde. Kamerabilder waren gut und schön (solange sie nicht verwischt und völlig nutzlos waren), aber sie ermöglichten nur den Blick zurück und hielten niemanden von etwas ab. Eine Notiz an die Sesselfurzer der Politik, dachte er: Videoüberwachung schreckt niemanden ab! Auf dem Weg nach draußen übersah er Jeremy Bentham, den schmierigen Oberzampano des Operationszentrums. So wie die Dinge sich in den letzten Jahren entwickelt hatten, blieb einem keine Wahl und man musste immer wieder einmal mit der Kamera-Stasi Zusammenarbeiten. Aber es gab (noch) keine Vorschrift, dass man die Kerle auch mögen oder ihnen die schwitzigen, selbstgefälligen Hände schütteln musste.
     
    Kerr saß in seine Arbeit vertieft am Schreibtisch. DS Taylor, mit dem er sich das Büro teilte, hatte diese Woche Tagschicht und war bestimmt schon vor Stunden nach Hause gegangen. Sie waren nur selten gemeinsam hier. Und das war gut so, denn in dem fürchterlich engen und vollgestopften Raum konnte man leicht eine Klaustrophobie entwickeln. Das Büro lag im fünften Stock, genau wie Jacobsons, aber nach innen hin, sodass man aus dem Fenster lediglich in die Räume gegenüber blicken konnte und sich dabei vorkam, als starrte man sich selbst an. Aber wenigstens war es abends ruhig hier oben, und Kerr konnte sich selbst denken hören (was im Einsatzraum unmöglich war).
    Endlich hatte der stellvertretende Gefängnisdirektor von Boland ihm die versprochene Liste mit den Namen der Gefangenen zugefaxt, die für Vergehen während des Aufstandes verurteilt worden waren. Kerr ging die Namen durch und machte sich ein paar Notizen. Auf den ersten Blick wirkten die Daten sorgfältig zusammengestellt, vielleicht hatte sich das Warten also gelohnt. Neben den Namen standen die Gefangenennummern, Einzelheiten zu den ursprünglichen und den während der Haft hinzugekommenen Verurteilungen sowie Hinweise auf spätere Verlegungen in andere Anstalten. Die besonders wichtigen Namen der vier Aufständischen, die sich bereits wieder auf freiem Fuß befanden, waren deutlich hervorgehoben
    Diese vier nahm Kerr sich einen nach dem anderen vor. Er studierte die jeweilige Zusammenfassung, gab die Namen ins nationale Computersystem der Polizei und gleich noch in die beiden anderen Internetquellen ein, die er regelmäßig nutzte, Google und die Website der BBC. Alles in allem waren etwa sechzig Gefangene zu zusätzlichen Strafen verurteilt worden, und nur diese vier waren (wenn die Daten stimmten) mittlerweile entlassen worden. Das fand Kerr wenig überraschend.

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