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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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Die meisten der
    Leute waren ohnehin zu langen Freiheitsstrafen verurteilt gewesen und hätten auch ohne Beteiligung am Aufstand noch hinter Gittern sein müssen. Wobei nach wie vor niemand zu sagen wusste, wer den Wärter und die beiden Sexualstraftäter getötet hatte. Die Rädelsführer des Aufstands waren identifiziert worden (und saßen alle noch), doch es hatte nie aufgeklärt werden können, ob sie auch die Morde angeordnet oder womöglich selbst begangen hatten (was sie natürlich beides bestritten) .
    Der erste der vier Namen scheiterte bereits an der ersten Hürde. Lee Derek Stephens, verurteilt wegen Mordes, war vor ein paar Jahren vorzeitig auf Bewährung entlassen worden. Sein Entlassungsdatum stand in der PNC, aber nur die BBC wusste, dass er bereits wieder in Untersuchungshaft saß, hatte er doch im vergangenen Monat einen bewaffneten Überfall auf ein Securicor-Depot im Süden Londons unternommen. John Michael Anderson, Name Nummer zwei, kam noch viel weniger dafür infrage, möglicherweise an Martin Grove Vergeltung geübt zu haben. Seine Strafe war sechs Monate zuvor ausgesetzt worden, nachdem die Ärzte bei ihm Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert hatten ế Ein paar Telefonate genügten, um herauszufinden, dass er im April in einem Hospiz in Northumberland gestorben war.
    Kerr machte eine Pause, schaltete seinen unerlaubten Wasserkessel ein und goss sich eine Tasse Earl Grey auf. Da er keine frische Milch hatte (idealerweise nahm er einen genau bemessenen Schuss fettarme Milch), beschloss er, ihn schwarz zu trinken. Die nächste Möglichkeit auf der Liste war ein Bulgare, den eine verpfuschte Entführung und Lösegelderpressung hinter Gitter gebracht hatte. Wenn stimmte, was der stellvertretende Gefängnisdirektor notiert hatte, war der Mann in sein Herkunftsland abgeschoben worden. Kerr wusste, dass er das nicht einfach für bare Münze nehmen durfte, deshalb verwendete er die nächste halbe Stunde auf Anrufe beim Nachtdienst des Innenministeriums und der bulgarischen Botschaft, bis er sich schließlich davon hatte überzeugen lassen, dass der Ex-Häftling tatsächlich nicht mehr im Lande war. Den letzten Ausschlag hatte eine E-Mail aus einem Gefängnis vor den Toren Sofias gegeben, die bestätigte, was sie ihm bei der Botschaft gesagt hatten: Der Mann war unmittelbar nach seiner Rückkehr verhaftet und wegen ähnlich gravierender, in Bulgarien begangener Verbrechen eingesperrt worden.
    Zwischendurch rief er zu Hause an, aber es nahm niemand ab. Er probierte es mit Cathys Handynummer. Sie sei mit den Kindern bei seinem Vater, sagte sie. Das freute ihn, denn er fand, dass Kerr senior dieser Tage besorgniserregend viel allein war, aber es bescherte ihm auch Schuldgefühle. Cathy fand die Zeit, sich um seinen Vater zu kümmern, und er selbst nicht. Er versprach, so bald wie möglich nach Hause zu kommen, und beendete den Anruf, bevor er zu tief in dieses Gefühl hineingezogen wurde. Cathy, die Kinder, sein Vater, das waren die Menschen, die ihm hätten wichtig sein sollen, aber er hatte nicht mal am Telefon genügend Zeit für sie.
    Einer noch. Er trank den letzten (kalten) Rest Tee und las die Einzelheiten. Colin Edward Dobell. Bei seiner Entlassung im Januar war er zweiundvierzig Jahre alt gewesen ế Seine letzte bekannte Adresse lag in Lozells, in Birmingham. Dobell war wegen Totschlags an seiner Freundin verurteilt worden. Kerr googelte den Fall und fand (beim Daily Mirror) heraus, dass Dobell sie mit ihrer Unterwäsche erdrosselt hatte, nachdem er nach Hause gekommen war und sie mit ihrem Fitnesstrainer im Bett erwischt hatte (der Fitnesstrainer war auf der Intensivstation gelandet). Er rief Dobells Eintrag in der PNC auf den Schirm und druckte ihn aus. Dobell hatte schon als Teenager die ersten Duftmarken gesetzt, mit Einbrüchen, Erpressung, illegalem Waffenbesitz und schwerer Körperverletzung. Für sich genommen mochte die Verurteilung wegen Totschlags (einer Tötung im Affekt) korrekt sein, nur blieb dabei Dobells ganze fürchterliche Karriere außen vor, in deren Verlauf er auf alles eingetreten und -geschlagen hatte, was sich bewegte.
    Kerr rief im Einsatzraum an und fragte Brian Phelps nach DS Barbers Nummer. Phelps gab ihm die Büro- und die Handynummer, Kerr versuchte es gleich auf dem Handy. Beim dritten Klingeln ging Barber ran. Im Hintergrund waren Stimmen und laute Musik zu hören, die Arctic Monkeys mit Teddy Picker , aber Barber war gut zu verstehen.
    »Ich bin

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