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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Rafael Vega klafft eine große Lücke.«
    Drei Köpfe wandten sich in Martys Richtung. Er wechselte die Waffe in die andere Hand, wischte sich die freie Handfläche an der Hose trocken und nahm die Pistole dann wieder in die linke Hand.
    »Was ist damals passiert, Marty?«, fragte Falcón. »Für gewöhnlich lassen Beamte des Morddezernats Verdächtige mit einer Gelegenheit, fehlendem Alibi und einem starken Motiv nicht einfach laufen. Da macht das FBI keine Ausnahme. Nach Jahren in unserem Beruf haben wir alle einen Instinkt für Mörder, und wir quetschen sie aus, bis wir sie gebrochen haben. Warum erzählen Sie uns nicht, weshalb das FBI Sie hat laufen lassen?«
    Marty Krugman zuckte die Achseln.
    »Ich habe im Zug jemanden kennen gelernt«, sagte er.
    Maddy richtete sich auf und runzelte die Stirn.
    »In Pendlerzügen reden die Leute nicht viel, und normalerweise fragen sie einen auch nicht, was man für sein Land empfindet, aber aus irgendeinem Grund wollte dieser Typ all die berühmten Theorien von Marty Krugman hören. Er wollte wissen, ein wie guter Amerikaner ich war. Er wollte wissen, wie groß meine Ängste waren und wie gefräßig meine Gier. Rückblickend war meine entscheidende Qualifikation wohl meine Furcht. Ich erklärte ihm, dass ich wollte, dass Amerika die mächtigste Nation der Welt bleibt, weil ich dann weiß, woran ich bin. Ein paar Tage später haben wir uns zu einem Spaziergang im Bryant Park hinter der New York Public Library getroffen. Es war eiskalt. Es gibt dort ein Lokal, wo man gut zu Mittag isst – den Bryant Grill. Dort hat mir dieser Mann eröffnet, dass er das Wesen meines Problems begriff und in der Lage war, es zu lösen.«
    »Wie hieß der Mann?«, fragte Falcón und sah Maddy an.
    »Foley Macnamara«, sagte Marty, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Maddy blinzelte mit leicht geöffnetem Mund.
    »Wir wurden Stammgäste im Bryant Grill. Foley erklärte mir, welch wichtige Rolle die Außendarstellung für die Aufrechterhaltung von Kontrolle spielt, warum der Zweck die Mittel heiligt und warum diese Mittel notwendigerweise empörend und ziemlich rücksichtslos eingesetzt werden müssten, um diejenigen, die von der Macht träumen, daran zu erinnern, mit wem sie es zu tun haben. Er sagte, dass dies ein wichtiger Teil der Arbeit der Agency war: Die Bindung an die Marke Amerika zu stärken.«
    »Die Agency?«, fragte Maddy ungläubig. »Welche Agency, Marty?«
    »Ich habe ihn auch gefragt, ob er von der CIA wäre, und er sagte nein.«
    »O Scheiße, Marty… nein«, sagte Maddy. »Jetzt bist du endgültig ausgetickt. Die Agency. Herrgott noch mal«
    »Er sagte, er wäre beratend tätig und beliefere verschiedene Abteilungen mit Informationen. Er sagte, er würde ausschließlich in wirtschaftlichen und politischen, nie in militärischen Angelegenheiten tätig sein.
    Mein Profil gefiel ihm: Ich hatte noch nie für die Regierung gearbeitet, ich hatte eine gut dokumentierte Karriere als Architekt, ich sprach beinahe perfekt Spanisch. Ich sollte lediglich nach Sevilla gehen und Kontakt mit einem Immobilienmakler aufnehmen, der uns ein Haus neben Rafael Vega besorgen würde.«
    »Zuerst wollten wir gar nicht nach Sevilla, Marty. Weißt du nicht mehr, wir haben ein kleines Haus in der Provence gemietet. Dort wollten wir ein Jahr verbringen und nach diesem blöden Scheißbuch leben.«
    »Aber dann sind wir nach Barcelona gefahren, um meinen alten Kumpel Gaudí zu sehen, und schließlich in Sevilla gelandet, Maddy«, erwiderte er. »Ich musste nur regelmäßig Informationen über Vega liefern, seine Situation, seine Gedanken und möglichen Pläne. Als Gegenleistung würde die Reza-Sangari-Ermittlung in eine andere Richtung gelenkt werden. Wir wären frei, das Land zu verlassen und ein neues Leben anzufangen. Und damit war keinerlei Schuldeingeständnis verbunden.«
    »Das ist verrückt«, sagte Maddy und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Du kannst diesen Leuten nicht so einen Mist erzählen.«
    »Wussten Sie, wen Sie ausspioniert haben?«, fragte Falcón.
    »Das habe ich erst erfahren, als die Dinge in Rafael Vegas Leben in Bewegung gerieten. Frei nach der Theorie, je weniger ich wusste, desto überzeugender konnte ich sein.«
    »Wer war Ihr Kontaktmann hier in Sevilla?«
    »Sein Tarnname war ›Romany‹. Ich habe ihn immer unten am Fluss getroffen, zwischen den Brücken.«
    »Hat er Ihnen Rafael Vegas wahre Identität enthüllt?«
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie diesen Mist

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