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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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unkomplizierter und pragmatischer als Liebe.«
    »Du musst es für mich nicht nett verpacken«, sagte Falcón. »Du kannst einfach sagen: ›Ich will das nicht mehr.‹«
    »Ich versuche gerade, zum ersten Mal in meinem Leben ehrlich zu einem Mann zu sein«, sagte sie und sah ihn direkt an.
    »Ich dachte, dass das, was wir hatten, etwas Gutes war. Es fühlte sich richtig an«, sagte Falcón mit einem Kloß im Hals. »Zum ersten Mal in meinem Leben hat es sich absolut richtig angefühlt.«
    »Es ist gut, aber es ist nicht das, was ich im Augenblick will.«
    »Du möchtest ganz für deine Kinder da sein?«
    »Das auch«, sagte sie. »Aber es geht auch um mich. Wir haben jetzt etwas Gutes, aber es wird sich verändern. Und ich will diese Intensität nicht, die Komplikationen, die Verantwortung… Aber vor allem will ich – und das ist mein Fehler – nicht täglich mit meiner Schwäche konfrontiert werden.«
    »Mit deiner Schwäche?«
    »Ich habe Schwächen. Keiner sieht sie, aber sie sind da«, sagte sie. »Und das ist meine große Schwäche. Du weißt alles über mich, jede schreckliche Einzelheit, weil unsere Beziehung in dem furchtbaren Umfeld einer Mordermittlung begonnen hat. Aber das weißt du nicht: Verliebt bin ich ein hoffnungsloser Fall, und das kann ich nicht ertragen.«
    »Woher weißt du das, wenn du bisher nur die Illusion von Liebe hattest?«
    »Weil es schon angefangen hat«, sagte sie.
    Sie stand auf, ohne den Tunfisch angerührt zu haben, und kam auf seine Seite des Tisches. Er wollte etwas sagen, wollte es ihr ausreden. Sie legte einen Finger auf seine Lippen, fasste seinen Kopf, strich mit der Hand über sein Gesicht und küsste ihn. Er spürte ihre feuchten Tränen, bevor sie sich von ihm löste, noch einmal seine Schulter drückte und ging.
    Die Tür schlug zu, und er starrte auf seinen Teller. Mit dem dicker werdenden Kloß im Hals würde er keinen Bissen schlucken können. Er kratzte den Tunfisch in den Müll und betrachtete den braunen Film auf dem Teller, bevor er ihn gegen die Wand schleuderte.

DREISSIG
    N ach der Siesta wachte Falcón eigenartig ausgeruht, aber mit dem Gefühl auf, sein Gehirn würde schräg in seinem Kopf sitzen wie nach einer Zangengeburt. Die Ereignisse des Vormittags trieben wie der Dunst am Fluss träge durch seinen Kopf. Er war so katastrophal verlaufen, dass ein hysterischer Optimismus in ihm einen kleinen Aufstand probte. Er saß kopfschüttelnd auf der Bettkante, bis ihm eine Idee kam, die ihn unter die Dusche trieb und seinen Kopf klar machte.
    Auf der Fahrt nach San Bernardo schlug er immer wieder unvermittelt aufs Lenkrad und dachte, dass die Geschichte zwischen ihm und Consuelo noch nicht zu Ende war. So leicht würde er sie nicht wieder davonkommen lassen. Es gab noch Gespräche zu führen, Überzeugungsarbeit zu leisten. Auf dem Weg in Carlos Vázquez’ Kanzlei sah er im Aufzug sein Spiegelbild und erkannte eine beinahe an Wahnsinn grenzende Entschlossenheit.
    »Ich will mit den Russen reden«, sagte Falcón, als er Vázquez’ Büro betrat. »Meinen Sie, dass Sie das für mich arrangieren können?«
    »Ich bezweifle es.«
    »Warum?«
    »Sie hätten Ihnen nichts zu sagen.«
    »Sie könnten Sie einladen – sagen, es hätte etwas mit Ihren Projekten zu tun – und ich könnte hinzustoßen.«
    »Das wird nicht möglich sein.«
    »Setzen Sie Ihren Charme ein, Señor Vázquez.«
    »Vega Construcciones ist nicht mehr aktiv an ihren Projekten beteiligt. Es gibt also keinen Anlass für ein Treffen«, sagte Vázquez. »Sie haben die Gebäude verkauft.«
    »Sie haben sie verkauft ?«
    »Sie können schließlich mit ihrem Eigentum machen, was sie wollen.«
    »Finden Sie nicht, Señor Vázquez, dass es angezeigt gewesen wäre, uns darüber zu informieren?«
    »Ich wurde angewiesen, niemanden bis auf die dritte Partei in dem Verkauf zu informieren.«
    »Und Sie waren nicht der Ansicht, dass Sie sich dieser Anweisung vielleicht besser widersetzt hätten?«
    »Unter normalen Umständen hätte ich das sicher getan«, sagte Vázquez, die Hände so fest ineinander verschränkt, dass seine Fingerknöchel ganz weiß waren.
    »Und was ist an den gegebenen Umständen so anormal?«
    Vázquez öffnete eine Schreibtischschublade und zog einen Umschlag heraus.
    »Ich habe meinen Kindern zu Weihnachten einen Hund gekauft, einen Welpen. Sie haben ihn mit an die Küste genommen«, sagte Vázquez. »Letzte Woche haben sie angerufen und mir unter Tränen erzählt, dass der Hund

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