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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Calderón, sah auf die Uhr und folgte ihm zur Tür. »Ich komme mit Ihnen nach unten. Inés und ich müssen noch ein paar Besorgungen machen.«
    Sie marschierten durch die langen Gänge der Justiz nach unten, und die Menschen drängten sich geradezu um den jungen Staatsanwalt, der wieder ganz in seinem Element war. Das Grauen am Horizont war verschwunden. Sie gingen durch die Sicherheitssperre; Inés erwartete sie auf der anderen Seite. Falcón gab ihr einen Kuss zur Begrüßung, sie legte einen Arm um Calderóns Rücken, und dieser zog sie an sich und küsste sie auf den Kopf. Dann winkte Inés Falcón noch einmal zu, bevor sie sich mit einem kleinen Schritt auf ihren hohen Hacken umdrehte und ihm über die Schulter ein breites glückliches Lächeln zuwarf. Ihr langes Haar federte in ihrem Rücken wie in einem Werbespot für teures Shampoo.
    Falcón sah ihnen nach und versuchte, sich vorzustellen, was wohl an jenem fatalen Montagabend zwischen ihnen vorgefallen war – und wusste auch gleich die Antwort. Absolut nichts. Sie hatten sich in Panik vor ihrer möglichen Einsamkeit aneinander geklammert, alles ungeschehen gewünscht und mit offenen Armen das Leben empfangen, wie es vorher gewesen war. War das der Mann, von dem Isabel Cano behauptet hatte, er wäre auf der Jagd nach Abwechslung? War das die Frau, deren Anerkennung Falcón so verzweifelt gebraucht hatte? Er sah ihnen nach auf ihrem Weg in die Stadt und in ein Leben kleiner, schmerzhafter Zerstörungen.
    Consuelo rief an und wollte sich mit ihm zum Mittagessen treffen. Sie klang wie am Abend zuvor – distanziert und abgelenkt. Sie verabredeten sich in seinem Haus in der Calle Bailén, er würde etwas kochen. Auf dem Heimweg kaufte er im Corte Inglés ein, und beim Kochen ließ er alle Gedanken an die vergangenen Tag ruhen, schnitt wie in Trance Zwiebeln in Ringe und ließ sie in Olivenöl langsam glasig braten. Dann kochte er Kartoffeln, übergoss die Zwiebeln mit Oloroso-Sherry, ließ sie einkochen. Er wusch und würzte den Tunfisch, bereitete einen Salat, arrangierte Garnelen mit Zitronenscheiben und Mayonnaise, trank einen kalten Manzanilla und wartete im Schatten des Patio sitzend auf Consuelo.
    Sie kam um zwei. Sobald er sie hereingelassen hatte, wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie war verschlossen. Er kannte das von anderen Frauen, diese Starre, bis alles gesagt war. Ihr Mund reagierte nicht auf seinen Kuss, ihr Körper wahrte Abstand. Er spürte diesen Klumpen in der Magengrube, kurz bevor einem ein geliebter Mensch ganz sanft etwas Grausames beibrachte. Wie zu einer Henkersmahlzeit führte er sie in die Küche.
    Sie aßen die Garnelen und tranken Manzanilla, während er ihr erzählte, dass der Fall Vega offiziell abgeschlossen war. Dann stand er auf, um die Tunfischsteaks zu braten. Zuletzt wärmte er die Oloroso-Zwiebeln auf und goss sie über den Fisch. Dann stellte er die Pfanne zwischen sie auf den Tisch, unfähig, sich noch länger zurückzuhalten.
    »Schon die Nase voll von mir?«, fragte er, als er ihr ein Tunfischsteak auf den Teller legte.
    »Eher das Gegenteil.«
    »Oder ist es mein Beruf?«, fragte er. »Ich weiß, dass du gekommen bist, um mir etwas zu sagen, weil es nicht das erste Mal ist, dass man mir so was sagt.«
    »Du hast Recht, aber es ist nicht, weil ich die Nase voll von dir habe«, sagte sie.
    »Ist es wegen dem, was Sonntag passiert ist? Das kann ich verstehen. Ich weiß, wie wichtig dir deine Kinder sind. Ich wäre…«
    »Ich habe gelernt herauszufinden, was ich will, Javier«, sagte sie kopfschüttelnd. »Ich habe mein ganzes Leben dazu gebraucht, aber ich habe diese wertvolle Lektion gelernt.«
    »Das können nicht viele Menschen von sich sagen«, erwiderte er und betrachtete sein Tunfischsteak, das auf dem Teller mit einem Mal viel zu banal aussah.
    »Früher war ich eine Romantikerin. Du redest mit einer Frau, die sich einmal in einen Herzog verliebt hat, weißt du noch? Selbst als ich nach Sevilla kam, hatte ich immer noch gewisse romantische Illusionen. Nachdem ich meine Kinder hatte, wurde mir klar, dass ich mir nichts mehr vormachen musste. Sie haben mir all die Liebe gegeben, die echte, bedingungslose Liebe, die ich brauchte, und ich habe sie ihnen doppelt zurückgegeben. Ich hatte eine Affäre, um meine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Du hast ihn getroffen – diesen Idioten Basilio Lucena – und verstanden, was für eine Art von Beziehung wir hatten. Es war keine Liebe. Es war viel

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