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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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komme damit klar«, sagte Consuelo. »Trotzdem wäre es mir lieber, wenn Sie mich mit ein paar weiteren hässlichen Fragen als Tatverdächtige eliminieren. Ich habe ein gutes Gedächtnis, und ich habe es nicht genossen, des Mordes an Raúl beschuldigt zu werden.«
    »Nun, dies ist bloß eine Voruntersuchung. Ich hoffe, auf ein paar härtere Fakten zu stoßen, auf die ich meine Mutmaßungen über den Tod der Vegas stützen kann. Das heißt, Sie werden mich wiedersehen.«
    »Ich freue mich schon.«
    »Wie sind Sie auf das Grundstück der Vegas gelangt?«
    »Lucía hat mir die Zahlenkombination für das Tor verraten.«
    »Kannte die sonst noch jemand?«
    »Das Hausmädchen. Sergej wahrscheinlich. Keine Ahnung, aber der Garten der Krugmans grenzt an den der Vegas, und es gibt ein Tor, also werden auch sie Zugang gehabt haben. Was Pablo Ortega betrifft, weiß ich es nicht.«
    »Sie haben gesagt, Sergej wäre Russe oder Ukrainer«, sagte Falcón. »Das ist ein wenig ungewöhnlich.«
    »Selbst Ihnen muss aufgefallen sein, wie viele Osteuropäer in letzter Zeit hier in der Gegend sind«, sagte Consuelo. »Ich glaube, die Leute ziehen sie den Marokkanern vor.«
    »Was wissen Sie über Madeleine Krugman?«
    »Sie ist freundlich, wie die Amerikaner so sind… sehr direkt.«
    »Das könnte man auch von den Sevillanos behaupten.«
    »Vielleicht kommen deshalb jedes Jahr so viele Amerikaner hierher«, sagte Consuelo. »Ich will mich im Übrigen nicht beschweren.«
    »Sie ist eine attraktive Frau«, sagte Falcón.
    »Ihrer Ansicht nach muss es Rafael ja verdammt gut gegangen sein«, sagte sie. »Außerdem finden alle Männer Madeleine Krugman attraktiv – sogar Sie, Javier. Ich habe Ihren Blick gesehen.«
    Falcón wurde rot wie ein Fünfzehnjähriger, grinste verlegen und rutschte auf seinem Sessel herum. Consuelo lächelte ihn von ihrem Sofa aus traurig an.
    »Maddy kennt ihre Wirkung«, sagte sie.
    »Sie ist also die Femme fatale des Barrio?«, fragte Falcón.
    »Ich versuche, sie zu verdrängen«, sagte Consuelo, »aber sie ist ein paar Jahre jünger als ich. Nein. Sie weiß, dass Männer in ihrer Gegenwart dahinschmelzen. Sie gibt sich alle Mühe, es zu ignorieren. Was soll ein Mädchen tun, wenn jeder vom Gasmann über den Fischhändler bis hin zum Staatsanwalt und Chefinspektor der Mordkommission in ihrer Gegenwart die Kontrolle über seinen Unterkiefer verliert?«
    »Was ist mit Señor Krugman?«
    »Sie sind schon lange verheiratet. Er ist älter.«
    »Wissen Sie, was die beiden hier machen?«
    »Sie machen eine Pause von ihrem Leben in Amerika. Er arbeitet für Rafael. Er entwirft oder hat eine Reihe von seinen Projekten entworfen.«
    »Haben Sie diese Pause nach dem 11. September begonnen?«
    »Das ist passiert, als sie schon hier waren«, antwortete sie. »Sie haben in Connecticut gelebt, er hat in New York gearbeitet, und ich glaube, ihnen war einfach langweilig…«
    »Kinder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Waren Sie bei den Krugmans zu Gast?«
    »Ja… Rafael auch.«
    »Aber Lucía nicht?«
    »Es war ihr zu viel.«
    »Irgendwelche Beobachtungen?«
    »Ich bin sicher, dass ihn die Idee, Sex mit ihr zu haben, wahrscheinlich interessiert hat, weil das jedem Mann durch den Kopf geht, wenn er Maddy Krugman sieht, aber ich glaube nicht, dass es wirklich passiert ist.«
    Von oben hörte man einen lauten Schrei, das schreckliche Geräusch eines gequälten Tieres. Es fuhr Consuelo in die Knochen und ließ sie aufspringen. Auch Falcón erhob sich aus seinem Stuhl. Mario kam in Shorts und einem Hemd die Treppe hinuntergerannt. Er hielt die Arme vor seinen kleinen Körper gestreckt und hatte den Kopf in den Nacken geworfen, die Augen geschlossen, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Falcón fiel unwillkürlich das berühmte Kriegsfoto des Napalmangriffs auf ein vietnamesisches Dorf ein, wobei sein Focus nicht auf der zentralen Figur des nackten vietnamesischen Mädchens lag, das die Straße hinunterrannte. Seine Aufmerksamkeit galt dem Jungen vor ihr mit seinem vor Entsetzen verzerrten, schwarzen Mund.

VIER
    A uf seinem Passfoto ohne Bart sah Martin Krugman so alt aus, wie er war, siebenundfünfzig. Mit seinem grauen, ungestutzten Bart wirkte er wie jenseits des Rentenalters. Zu Madeleine Krugman, die achtunddreißig Jahre alt war, war das Leben gnädiger gewesen. Sie sah noch genauso aus wie auf ihrem sieben Jahre alten Passfoto. Die beiden hätten Vater und Tochter sein können – und das wäre vielen Leuten auch lieber

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