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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Drinks geredet?«
    »Nichts Persönliches, was eine Erleichterung war. Ich dachte, es wäre vielleicht… wissen Sie, wenn die Leute vor Ihrer Tür stehen und Ihr Freund sein wollen. Ich dachte, er hätte ein sensationsgeiles Interesse am Unglück meines Sohnes oder suchte irgendwie meine Nähe…, es gibt da draußen viele Leute, die ihrem gesellschaftlichen Ansehen gern zusätzlichen Glanz verleihen. Doch Rafael war trotz seines vordergründigen Charmes verschlossen…, alles ging hinein, aber auf einer persönlichen Ebene kam nicht viel aus ihm heraus. Wir haben zum Beispiel über Amerika nach dem 11.September gesprochen. Das war interessant, weil er sonst eher einen reaktionären Standpunkt vertrat. Ich meine, ihm war sogar José María Aznar ein bisschen zu kommunistisch. Aber dann stürzt das World Trade Center ein, und er behauptet, dass die Amerikaner sich das selbst zuzuschreiben hätten.«
    »Er mochte die Amerikaner nicht?«, fragte Falcón.
    » No, no, no, que no . Er mochte die Amerikaner. Er war gut befreundet mit dem Paar nebenan. Marty arbeitet für ihn, und ich bin sicher, Rafael war scharf darauf, seine Frau zu vögeln.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein, das war nur bösartiger Spott oder vielleicht auch eine allgemeinere Wahrheit. Wir alle würden Maddy Krugman gern vögeln. Haben Sie sie gesehen?«
    Falcón nickte.
    »Was meinen Sie?«
    »Warum glaubte er, dass die Amerikaner es sich selbst zuzuschreiben hatten?«
    »Er sagte, sie würden ständig in der Politik anderer Völker herumpfuschen, und dann fliege einem das Ganze eben irgendwann um die Ohren.«
    »Also nichts Konkretes, sondern bloß Gerede?«
    »Aber durchaus überraschend, wenn man bedenkt, dass er die Amerikaner mochte und dorthin in Urlaub fahren wollte«, sagte Ortega. »Außerdem hat er noch über die Amerikaner gesagt, dass sie Freunde seien, solange man ihnen nützlich sei, und sobald man aufhöre, Informationen zu liefen oder Geld für sie zu verdienen, ließen sie einen fallen wie eine heiße Kartoffel. Ihre Loyalität ist begrenzt, sie wird nicht von Vertrauen getragen. Ich glaube, das waren seine Worte.«
    »Was haben Sie davon gehalten?«
    »Seiner Vehemenz nach zu urteilen, sprach er aus persönlicher Erfahrung, vermutlich geschäftlicher Natur, aber ich habe nie erfahren, was genau da passiert ist.«
    »Wie oft haben Sie ihn dieses Jahr gesehen?«
    »Zwei oder drei Mal, hauptsächlich wegen der Jauchegrube.«
    »Ist Ihnen seit Beginn dieses Jahres irgendeine Veränderung aufgefallen?«
    Ortega rauchte schweigend und kniff die Augen zusammen. »Hat er sich umgebracht?«
    »Das versuchen wir festzustellen«, antwortete Falcón. »Bisher haben wir herausgefunden, dass seit Ende letzten Jahres eine Veränderung in ihm vorgegangen zu sein scheint. Er wirkte abgelenkt. Er hat in seinem Garten Papiere verbrannt.«
    »Mir ist nichts aufgefallen, aber unsere Beziehung war auch nicht sehr eng. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich ihm eines Tages im Corte Inglés in Nervión begegnet bin, wo er sich Lederbrieftaschen oder irgendwas angesehen hat. Als ich auf ihn zutrat und ihn begrüßte, blickte er auf, und ich sah, dass er völlig verschreckt war, als wäre ich ein Gespenst oder ein lange verschollener Verwandter. Ich habe mich abgewendet, ihn in Ruhe gelassen. Das war wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Vor einer Woche.«
    »Sind Ihnen regelmäßige oder auch ungewöhnliche Gäste aufgefallen?«, fragte Falcón. »Irgendwelche nächtlichen Besucher?«
    »Also, ich bin zwar den ganzen Tag hier, vor allem jetzt, wo keine Angebote mehr kommen, aber ich verbringe meine Zeit nicht damit, über den Zaun zu gucken oder durch die Jalousie zu spähen.«
    »Was machen Sie denn mit Ihrer Zeit?«
    »Nun ja, ich verbringe einen unangenehm großer Teil davon in meinem eigenen Kopf. Mehr als ich sollte oder will.«
    »Was haben Sie gestern Abend gemacht?«
    »Ich habe mich betrunken, allein. Eine schlechte Angewohnheit, ich weiß. Ich bin dann hier im Sessel eingeschlafen und heute morgen um fünf in einem von der Klimaanlage völlig ausgekühlten Zimmer wieder aufgewacht.«
    »Als ich Sie nach den Besuchern der Vegas gefragt habe, meinte ich nicht…«
    »Hören Sie, die einzigen regelmäßigen Besucher, die ich gesehen habe, waren Lucías Eltern und das knallharte Luder von gegenüber, die hin und wieder auf den Jungen aufgepasst hat.«
    »Das knallharte Luder?«
    »Consuelo Jiménez. Deren Wege sollten Sie lieber nicht

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