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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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den er in der Tasche seines Morgenmantels gefunden hat.«
    »Wer hat den Abflussreiniger gekauft?«
    »Das Hausmädchen nicht«, sagte Falcón.
    »Wissen wir, wann er gekauft wurde?«
    »Noch nicht, aber wenn er aus einem Supermarkt stammt, hilft uns das auch nicht viel weiter.«
    »Es sieht so aus, als wäre Señora Vega gestern Abend allein gewesen und hätte sich wie üblich amüsiert«, sagte Ferrera. »Sie hat viel Zeit allein verbracht und war gut darauf vorbereitet.«
    »Mit einer psychischen Erkrankung ist man immer mit sich allein«, sagte Falcón.
    »Sie hatte einen Karton mit ihren Lieblings-Videos und -DVDs. Alles romantisches Zeug. Im DVD-Player liegt noch ein Film. Ihre Nachbarin ruft an, das Kind ist also versorgt. Sie hat keine Pflichten. Wann ist ihr Mann nach Hause gekommen?«
    »Normalerweise ziemlich spät, habe ich gehört… gegen Mitternacht.«
    »Das würde passen: Die Heimkehr in die Verzweiflung so lange wie möglich hinauszögern«, sagte Ferrera. »Señora Vega hat ihn wahrscheinlich sowieso nicht gerne getroffen. Sie hat den Wagen gehört… oder durch diese Fenster vielleicht auch nicht. Also hat sie wahrscheinlich eher gehört, wie er aus der Garage ins Haus gekommen ist. Sie hat den DVD-Player ausgeschaltet und ist, ihre Pantoffeln zurücklassend, nach oben gerannt. Irgendwann hat er sich neben sie ins Bett gelegt oder zumindest…«
    »Woher wissen Sie, dass er sich zu ihr gelegt hat? Auf den Tatortfotos sah das Kissen unberührt aus.«
    »Aber die Bettdecke war aufgeschlagen, also wollte er sich vielleicht gerade hinlegen…«
    »Als er von irgendetwas abgehalten wurde.«
    »Wissen wir von der Telefongesellschaft, ob es nach dem Anruf der Nachbarin wegen des Kindes noch weitere Anrufe gab?«
    »Noch nicht. Sie können sich darum kümmern, wenn wir zurück sind.«
    »Sonst ist mir nur noch eine Merkwürdigkeit aufgefallen: Auf den Tatortfotos trägt er das Zifferblatt seiner Armbanduhr außen am Handgelenk, aber auf den Fotos, die ich von ihm im Haus entdeckt habe, trägt er sie immer mit dem Zifferblatt innen.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Entweder ist sie beim Kampf mit sich selbst oder einem Angreifer verrutscht«, sagte Ferrera, »oder die Armbanduhr hat sich gelöst und ist von jemandem wieder angelegt worden, der nicht wusste, wie Señor Vega sie üblicherweise trägt.«
    »Warum sollte das irgendwer tun?«
    »Nun… wenn sie sich bei einem Kampf mit einem Angreifer gelöst hat, dessen Ziel es war, die Tat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, würde eine Uhr am Handgelenk des Toten weniger auf die Anwesenheit einer weiteren Person hinweisen, als wenn sie auf dem Boden gelegen hätte.«
    »Was für ein Armband hatte die Uhr?«
    »Wie es aussieht, ein Metallarmband, dass sich bei einem Kampf leicht lösen oder aber auch verrutschen kann, also…«
    »Wie auch immer… das war sehr gut beobachtet«, sagte Falcón. »Vielleicht hilft es uns nicht, einen Mordverdacht zu untermauern, aber es ist bezeichnend für die seltsamen Umstände am Tatort. Jetzt müssen wir nur noch einen unwiderlegbaren Beweis finden, der Juez Calderón davon überzeugt, dass wir einen Fall haben. Wir wissen, dass Señor Vega im Garten Unterlagen verbrannt hat. Was schließen Sie daraus?«
    »Er wollte sie in Vorbereitung auf irgendetwas loswerden.«
    »Es waren persönliche Dinge, Briefe und Fotos, und es hat ihm offenbar großen Kummer bereitet.«
    »Also wollte er nicht, dass sie entdeckt werden. Er hat sie versteckt und jetzt…«
    »Wenn Sie Señor Vega wären und etwas verstecken wollten, wo würden Sie das tun?«
    »Auf meinem Territorium – entweder hier in meinem Arbeitszimmer oder in dem Raum mit den Schlachterutensilien.«
    »Das Arbeitszimmer habe ich schon durchsucht«, sagte Falcón.
    Sie gingen in den Raum hinter der Küche. Ferrera schaltete das grelle Neonlicht ein, und Falcón streifte sich Gummihandschuhe über, während er um den Schlachtbock ging. Sie öffneten den ersten Gefrierschrank, und er begann, die gefrorenen Fleischstücke herauszuholen. Als der Gefrierschrank leer war, kroch Ferrera mit einer Stiftlampe im Mund in die dunklen Ecken und kratzte mit einem Messer das Eis von den Wänden. In einer Ecke an der Rückwand des zweiten Schrankes fand sie, wonach sie suchten, ein eisverkrustetes Plastikpäckchen. Sie reichte es Falcón an, und dann packten sie das Fleisch zurück in die Gefrierschränke.
    Das Päckchen war ein kleiner, von einem Draht verschlossener

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