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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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ticken, sobald sie den Raum betreten. Er spielt mit ihnen in der Hoffnung, dass sie anders sind, als sie scheinen, bis er herausfindet, dass sie genauso sind wie alle anderen, und anfängt, sich zu langweilen. Dann geht die Jagd wieder los. Der Mann ist zur unbarmherzigen Rastlosigkeit eines Haifischs verdammt.«

    Falcón fuhr aus der Innenstadt Richtung Santa Clara heraus. Die von der Hitze niedergedrückte Welt wirkte sehr weit entfernt, als er an einer Reihe von Oleanderbäumen entlangfuhr, die im Licht der Straßenlaternen längliche Schatten auf die Windschutzscheibe warfen. Neonlichter leuchteten verheißungsvoll aus der Dunkelheit, doch nur die roten und grünen Ampeln drangen bis in Falcóns Bewusstsein vor. Isabels Worte über Calderón und Inés gingen ihm durch den Kopf. Falcón wusste, dass er durch den Wahnsinn gegangen war, doch nun sah er sich mit der außergewöhnlichen Verrücktheit der absolut normalen und gesunden Menschen um sich herum konfrontiert.
    Das Einzige, worüber er nicht mit Isabel gesprochen hatte, war ihre Verletztheit gewesen, die sie Falcón am Morgen bei der Erwähnung von Calderóns Namen für einen kurzen Moment gezeigt hatte. Jetzt begriff er, dass es nichts mit Calderón selbst zu tun hatte. Für Isabel war der Staatsanwalt belanglos geworden. Was für einen Moment aufgetaucht war, war vielmehr die Erinnerung an ihren Verrat als Ehefrau und Mutter, die bereit gewesen war, ihre Familie aufs Spiel zu setzen. Gezeigt hatte sie ihm das grimmige Bedauern, das sie mit dieser Erinnerung verband.
    Unter der roten Neonschrift des La Casera hielt er am Straßenrand, um einen Anruf von Cristina Ferrera entgegenzunehmen, die mit Señor Cabello gesprochen hatte. Falcón entfaltete seinen Stadtplan und markierte die Grundstücke, die Cabello an Vega verkauft hatte, sowie die beiden Bauprojekte, die dadurch möglich geworden waren. Bevor er auflegte, trug er ihr auf, ein Auge auf Nadja zu haben.
    Erst nach diesem Telefonat begann er, sich zu fragen, was er eigentlich bei Consuelos Abendessen verloren hatte.

VIERZEHN
    A ls er vor Ortegas Haus hielt, fiel ihm Montes an seinem Fenster wieder ein. Er hätte ihn nach den Russen fragen sollen. Er rief in der Jefatura an und ließ sich Montes’ Handynummer geben.
    Als er abnahm, hörte Falcón an den Hintergrundgeräuschen, dass Montes in einer Kneipe und seiner schweren Zunge nach zu urteilen sehr betrunken war.
    »Hier ist Javier Falcón von der Mordkommission«, sagte er. »Wir haben gestern miteinander gesprochen…«
    »Ach ja?«
    »In Ihrem Büro. Wir haben uns über Eduardo Carvajal und Sebastián Ortega unterhalten.«
    »Ich kann Sie nicht verstehen«, sagte Montes.
    Man hörte dröhnende Musik und laute Stimmen.
    »Haltet die Klappe, verdammt noch mal!«, brüllte Montes seine offenbar völlig gleichgültige Umgebung an. » Momentito .«
    Dann plötzlich Verkehrslärm und Autohupen.
    »Können Sie mich hören, Inspector Jefe?«, fragte Falcón.
    »Wer sind Sie?«
    Falcón begann noch einmal von vorn. Montes entschuldigte sich wortreich. Offenbar erinnerte er sich jetzt.
    »Wir haben auch über die Russenmafia gesprochen.«
    »Ich denke nicht.«
    »Sie haben mir erklärt, wie der Menschenhandel funktioniert.«
    »Ah ja, ja, der Menschen… handel.«
    »Ich habe eine Frage. Im Zusammenhang mit meiner Ermittlung im Todesfall des Bauunternehmers Señor Vega – Sie erinnern sich – sind zwei Russen aufgetaucht.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, bis er Montes’ Namen wiederholte.
    »Ich warte auf Ihre Frage«, sagte der.
    »Sagen Ihnen die Namen Wladimir Iwanov und Michail Zelenov irgendetwas?«
    Am anderen Ende hörte man konzentriertes Atmen durch die Nase.
    »Haben Sie mich verstanden?«, fragte Falcón.
    »Ich habe Sie verstanden. Und die Namen sagen mir gar nichts, aber mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es einmal war. Ich habe schon ein paar Bier intus, müssen Sie wissen, und bin heute Abend nicht in Bestform.«
    »Dann sprechen wir uns am Montag«, sagte Falcón und legte auf.
    Falcón hatte das Gefühl, dass er wie ein Raubvogel auf den thermischen Strömungen kreiste, während in der Welt unten am Boden Dinge vor sich gingen, die ihn interessieren könnten. Er stützte sich auf das Dach seines Wagens und klopfte mit dem Handy an seine Stirn. Es war ungewöhnlich, dass sich ein verheirateter Mann wie Montes schon am frühen Freitagabend wahrscheinlich allein in einer Kneipe betrank. Oder war das eine

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