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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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war, beim zweiten Mal auch wiederkommen wird… nur doppelt.«
    »Das höre ich ständig von Frauen, die mit der machtvollen Stimme der Erfahrung sprechen.«
    »Hören Sie auf sie«, sagte sie, stand auf und schlüpfte in ihre Sandalen. »Ich werde Ihnen jetzt etwas zu essen holen, und dann will ich nichts mehr von verliebten Idioten und Ihrer Ermittlung hören.«
    Sie servierte jamón auf Toast mit salmojero , crostini von gegrillten roten Paprikaschoten und einem Anchovis-Filet, Gambas al ajillo , Oktopus-Salat und mit Safranreis und Hühnchen gefüllte piquillo -Paprika. Dazu tranken sie einen kalten roten baskischen Rioja. Consuelo aß, als hätte sie den ganzen Tag gehungert, und auch Falcón fand den Appetit wieder, den die Sommerhitze zuvor hatte verschwinden lassen.
    »Sie dürfen die übrig gebliebene Anstands-Paprika nehmen«, sagte sie und zündete sich eine Zigarette an. »Vor dem Hauptgericht machen wir eine Pause.«
    »Ich habe in einer Zeitschrift gelesen, dass Sie alle Gerichte, die in Ihren Restaurants serviert werden, selbst zubereiten können«, sagte er.
    »Es sind alles einfache, aber gut gemachte Gerichte«, sagte sie. »Ich verstehe Restaurants nicht, deren Speisekarte sich liest wie ein Roman, die aber keine der Speisen richtig kochen können. Man sollte die eigenen Möglichkeiten nie überstrapazieren… weder im Leben noch in der Liebe.«
    »Darauf trinke ich«, sagte er, und sie stießen an.
    »Eine Frage«, sagte sie. »Nicht zu Ihrer Ermittlung, aber es hat damit zu tun, was… vorher passiert ist. Es ist etwas, woran ich jeden Tag denke, seit Raúls Vergangenheit ans Licht gekommen ist.«
    »Ich weiß, was Sie fragen wollen.«
    »Wirklich?«
    »Ich habe selbst auch daran gedacht.«
    »Und?«
    »Was ist mit Arturo geschehen?«, fragte Falcón. »Ist es das? Was ist mit Raúls kleinem Jungen geschehen?«
    Consuelo ging um den Tisch, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn fest auf den Mund. Die Hochspannung jagte durch sein Rückgrat und fand Erdung in den Stuhlbeinen.
    »Ich wusste es«, sagte sie, ließ ihn los und strich mit den Fingerspitzen über seine Wangen, sodass es ihn am ganzen Körper prickelte.
    Falcón fragte sich, ob diese körperliche Berührung ihn verändert hatte. Er sah sich mit krausem Haar und dampfenden Kleidern und hatte noch immer ihren Geschmack auf dem Mund. Etwas in ihm geriet in Bewegung, kleine Maschinenteile, die Zahnräder drehten, die über Treibriemen größere Räder in Gang setzten, die Wellen vorantrieben, die einen riesigen Kolben anhoben, der unbenutzt und verrostet in seiner Kammer ruhte.
    »Alles in Ordnung, Javier?«, fragte sie auf dem Weg zum anderen Ende des Tisches. »Ich hole den Hauptgang, während du entscheidest, wie wir herausfinden, was mit Arturo Jiménez passiert ist.«
    Er stürzte ein halbes Glas Wein hinunter, an dem er sich beinahe verschluckt hätte. Ganz ruhig bleiben. Consuelo kehrte mit zwei gegrillten Steaks auf einem Spieß zurück. Blut sickerte aus dem Fleisch in die Beilage aus Kartoffeln und Salat. Sie drückte ihm eine weitere Flasche Rioja und einen Korkenzieher in die Hand, und er entkorkte den Wein und füllte die Gläser. Er wollte sie zwischen die Stuhlbeine auf den Boden ziehen und herausfinden, was sich unter dem blauen Crepe verbarg. Ganz ruhig bleiben. Er beobachtete, wie sich ihre Taille, ihre Hüften und ihr Hintern um den Tisch bewegten. Seine Augen fühlten sich heiß an. Sein Kühlungssystem war hinüber. Sie setzte sich wieder hin.
    Er trank. Er war betrunken.
    »Wie finden wir Arturo?«, fragte sie, ohne das innere Beben am anderen Ende des Tisches zu bemerken. »Ich bin noch nie in Marokko gewesen.«
    »Dann sollten wir hinfahren«, rutschte es ihm heraus, bevor er sich bremsen konnte.
    »Was machst du im Sommer?«
    »Ich habe im September frei.«
    »Dann fahren wir im September«, sagte sie. »Der Nachlass von Raúl Jiménez kann für die Kosten aufkommen.«
    »Das Steak ist fantastisch.«
    »Aus der persönlichen Schlachtung von Rafael Vega«, sagte sie.
    »Der Mann hat sein Handwerk wirklich verstanden.«
    »Du bist nicht bei der Sache«, stellte sie fest.
    »Mir passiert einfach zu viel auf einmal«, sagte er und trank noch mehr Wein. »Ich glaube, ich erreiche die kritische Masse.«
    »Dass du mir nicht hier drinnen hochgehst«, sagte sie. »Ich habe gerade alles tapezieren lassen.«
    Lachend schenkte er Wein nach.
    »Wir sollten eine wohltätige Organisation gründen, die speziell nach

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