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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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vermissten Kindern sucht«, sagte er.
    »So etwas gibt es bestimmt schon.«
    »Wir setzen pensionierte Polizisten ein. Ich kenne genau den richtigen Mann. Er ist Inspector Jefe der GRUME, und er wird demnächst pensioniert.«
    »Nicht so hastig, Javier«, sagte sie. »Du redest zu viel, du isst zu schnell, und du trinkst wie ein Fisch.«
    »Mehr Wein?«, fragte er. »Wir brauchen mehr Wein.«
    »Dann bist du betrunken und nicht mehr in der Verfassung, wenn…«
    Ihre Blicke trafen sich über den Tisch hinweg, und Dinge, viel zu kompliziert für Worte, verstanden sich augenblicklich von selbst. Falcón ließ Messer und Gabel fallen. Consuelo stand auf. Sie küssten sich. Sie schob ihre Hände unter sein Hemd, und er fühlte sich verschwitzt und schmutzig. Langsam zog er den Reißverschluss ihres Kleides herunter, fuhr mit einem Finger an der Furche ihres Rückgrats entlang und ertastete keine Unterwäsche. Seine Lenden bebten. Ihre Hände glitten über seinen Rücken, und sein Adrenalinpegel schoss nach oben.
    Immer sachte, dachte er, sonst bekomme ich nicht mal mehr die Hose ausgezogen.
    Sie rettete ihn.
    »Nicht hier«, sagte sie. »Ich will nicht, dass la puta americana mit ihrer Kamera herumschnüffelt.«
    Sie fasste sein Handgelenk und führte ihn nach oben.
    »Ich hab das lange nicht mehr gemacht, musst du wissen«, sagte er und folgte den beiden Mulden in ihrem unteren Rücken.
    »Ich auch nicht«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir die Klimaanlage aufdrehen.«

FÜNFZEHN
    Samstag, 27. Juli 2002
    I m Bett war Consuelo Jiménez, wie er sie erwartet hatte – aufregend, fordernd und unnachgiebig. In einer von mehreren Zigarettenpausen hatte sie ihm enthüllt, dass dies ihr erster Sex war, seit sie an dem Abend, an dem ihr Mann Raúl ermordet worden war, mit Basilio Lucena zusammen gewesen war. Seither hatte sie sich auf ihre Kinder konzentriert.
    »Ich habe auch einen AIDS-Test machen lassen«, sagte sie, »als ich von Basilios Promiskuität erfahren habe. Ich hatte nicht viel Glück, weißt du…«
    Falcón wandte den Kopf auf dem Kissen und sah gerade noch, wie sich ihre dunklen Augen schlossen.
    »Er war negativ«, sagte sie.
    So hatten sie miteinander geredet, was Falcón von Anfang an faszinierte. Er konnte sich nicht erinnern, je neben einer Frau im Bett gelegen und über alles und nichts geredet zu haben. Selbst in den beiden wichtigen Beziehungen seines Lebens war das Bett nie der Ort für Ehrlichkeit gewesen. Dort hatte er vielmehr immer eine Rolle gespielt, deren Text er nicht beherrschte und die nicht zu ihm passte.
    Am Morgen wachten sie früh und verschwitzt auf. Consuelo führte ihn in die Dusche und seifte ihn mit ihrem ganzen Körper ein, sodass er sich an der Glastür abstützen musste. Als sie sah, wie erregt war, nahm sie ihn mit einer Leidenschaft, die die Glaswände der Duschkabine erzittern ließen. Danach zogen sie sich an, ohne den Blick voneinander zu lassen.
    Als er mit einem Kaffee und einem olivenölgetränkten Toast in ihrer Küche stand, hatte er das Gefühl, fabrikneue Beine zu haben. Er verspürte nicht den Hauch eines Katers, obwohl im Mülleimer drei leere Flaschen baskischer Rioja lagen. Er sah sie immer noch wortlos an, während ihm große, gefährliche Dinge durch den Kopf gingen.
    »Ich würde dich gern wiedersehen«, sagte er.
    »Na, da bin ich aber froh, dass wir das geklärt haben«, erwiderte sie. »Seit Erfindung des Handys müssen die Frauen den Tag zwar nicht mehr neben dem Telefon verbringen, aber dafür wissen wir jetzt sicher, dass er nicht angerufen hat.«
    »Du musst mir sagen, wie ich in dein Leben passen kann«, sagte er.
    »Dein Leben ist komplizierter als meins.«
    »Du hast Kinder.«
    »Die fahren weg.«
    »Du fährst ihnen nach.«
    »Aber erst Ende August.«
    »Ich bin im Moment nicht Herr meiner eigenen Zeit«, sagte er. »Wenn etwas passiert, muss ich reagieren.«
    »Dann ruf mich an, wenn du Zeit hast«, sagte sie. »Wenn du nicht rund um die Uhr mit deinen Anwälten über Manuela reden musst und deshalb nicht mit mir zu Abend essen kannst.«
    Er lächelte. Er war dabei, sich in ihren Humor zu verlieben, in ihre direkte Art. Er erzählte ihr, dass er überlegte, das Haus an Manuela zu verkaufen und was Isabel Cano ihm geraten hatte.
    »Befolge ihren Rat«, sagte Consuelo. »Das Beste, was du von Manuela erwarten kannst, ist Respekt, und den kriegst du nur, wenn du hart verhandelst. Ich sage dir das nur einmal, Javier, und dann ist die Sache für mich

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