Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Mordkommission zu spüren«, sagte er.
»Das Gemälde im Empfangsbereich«, sagte Falcón. »Von wem ist das?«
»Das ist eine interessante Frage«, sagte Vázquez, einen Moment lang verwirrt.
»Er stellt immer gern ein paar davon zum Aufwärmen«, sagte Ramírez lächelnd.
»Es ist von einem Deutschen namens Kristian Lutze. Soweit ich weiß, ist es eine abstrakte Darstellung von Berlin. Er hat auch eine von Köln gemalt, die im Foyer von Vega Construcciones hängt.«
»Von wem haben Sie und Señor Vega die Bilder erworben?«
»Von einem Kunsthändler aus Sevilla namens Ramón Salgado. Er… aber das wissen Sie natürlich, er wurde ermordet.«
»Woher kannte Señor Vega Ramón Salgado?«
Ramírez rutschte sichtlich gelangweilt tiefer in seinen Stuhl.
»Ich weiß es nicht«, sagte Vázquez.
»Nicht durch Sie?«
»Ich muss gestehen, dass ich mich eigentlich nicht für Kunst interessiere. Es war ein Geschenk von Rafael«, sagte Vázquez. »Ich bevorzuge Autos.«
»Was für Autos?«, fragte Ramírez.
Sie sahen ihn an. Er zuckte die Achseln.
»Darf ich rauchen?«, fragte Ramírez.
Vázquez nickte. Ramírez zündete sich eine Zigarette an und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Ist das ein Privatbesuch, oder gibt es sonst noch etwas?«, fragte Vázquez ärgerlich.
»Señor Vega hatte bei zwei Bauprojekten russische Partner«, sagte Falcón. »Wladimir Iwanov und Michail Zelenov.«
»Ich würde da nicht direkt von Partnern sprechen«, sagte Vázquez. »Vega Construcciones wurde von zwei russischen Kunden mit der technischen Unterstützung bei diesen Projekten beauftragt: Architekten, Ingenieure, Vorarbeiter sowie Baumaschinen. Nach Abschluss des Rohbaus sollte Vega Construcciones auch Teile des Innenausbaus übernehmen – Lüftung, Stromversorgung, Fahrstühle, Installation und dergleichen.«
»Das ist aber ein für Vega Construcciones unübliches Vorgehen, oder?«, hakte Falcón nach. »Normalerweise führt doch das Unternehmen sämtliche Arbeiten aus, und die Partner stellen nur das benötigte Kapital und haben – zumindest in letzter Zeit, soweit ich weiß – ein gewisses Mitspracherecht.«
»Das ist richtig.«
»Wem gehörten denn die Grundstücke, auf denen die beiden russischen Projekte errichtet werden?«
»Den Russen selbst. Sie sind mit dem Vorschlag an Rafael herangetreten«, sagte Vázquez. »Sie leben nicht in Sevilla. Señor Zelenov hat einige Projekte in Marbella laufen, und Señor Iwanov wohnt an der Algarve. Es war leichter für sie, eine hiesige Baufirma für die Arbeiten zu engagieren, als selbst eine zu gründen.«
»Gehören die beiden Russen zusammen?«, fragte Falcón. »Kennen sie sich?«
»Ich… ich weiß es nicht.«
»Das heißt, Sie haben getrennt mit ihnen verhandelt?«, fragte Falcón.
»Aus heiterem Himmel zwei ungewöhnliche Aufträge von zwei verschiedenen Russen«, sagte Ramírez mit erwachtem Interesse.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Sie sollen nur die Fragen beantworten«, erwiderte Ramírez.
»Können Sie uns auf der Karte hinter Ihnen zeigen, wo genau diese beiden russischen Bauprojekte liegen?«, fragte Falcón.
Vázquez wies auf zwei grüne Quadrate in einem Meer aus Orange. Falcón blätterte in seinem Notizbuch und stand auf, um die Karte näher zu betrachten.
»Und was ist so Besonderes an dieser Lage?«, fragte Falcón.
Vázquez blickte auf den Plan wie ein Schüler, der die Antwort eigentlich wusste, von einem bösartigen Lehrer aber völlig verunsichert worden war.
»Das erkenne sogar ich«, meinte Ramírez.
»Ich weiß nicht, was das mit Rafael Vegas Tod zu tun hat«, sagte Vázquez jetzt wütend.
»Beantworten Sie einfach die Fragen«, sagte Ramírez und stützte seinen fleischigen Ellenbogen auf den Schreibtisch.
»Sie befinden sich beide in Lagen, in denen auch alle anderen Erschließungsprojekte von Vega Construcciones zu finden sind«, sagte Falcón.
»Ja und?«, fragte Vázquez.
»Wir haben mit Señor Cabello gesprochen. Er hat uns erklärt, dass zwei von den Grundstücken, die er bei der Heirat seiner Tochter mit Rafael Vega an Vega Construcciones verkauft hat, den Schlüssel für die Erschließung größerer Areale darstellten. Eines dieser Areale war im Besitz von Vega Construcciones, das andere gehörte einem anderen Unternehmen, und beide hätten ihre Immobilien ohne Señor Cabellos Grundstücke nicht erschließen können. Als Señor Vega sich diese gesichert hatte, musste der andere Unternehmer an Señor Vega oder an
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