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Die Toten von Santa Lucia

Die Toten von Santa Lucia

Titel: Die Toten von Santa Lucia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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Trattoria ja nur kurz gesehen, deshalb war ich mir nicht sicher, ob …« Als Sonja nicht reagierte, fügte er hilflos hinzu: »Das muss gar nichts heißen …«
    Sie starrte ihn weiter stumm an. Was sollte das heißen: Das muss gar nichts heißen …?
    »Wir haben das Foto bei einem Mann gefunden …«
    Ein schwarzes Tier kroch in ihr hoch. Sie spürte seinen heißen, schlechten Atem, sein widerlich struppiges Fell, sie wollte zurückweichen, aber da war die Wand, sie wollte weglaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht.
    Wie und unter welchen Umständen hatte die Kriminalpolizei mit Männern zu tun …? In ihr nahm etwas Form an. »Antonio?«, sagte sie tonlos. »Hat Luzie ihn gefunden? Aber wieso habt ihr das Foto? Ist er etwa verhaftet worden? Was hat Luzie damit zu tun?« Ihre Stimme war immer lauter geworden, schriller. »Warum sagst du nichts?«
    »Ein Mann namens Libero Zazzera hatte das Foto bei sich«, begann Gentilini zögerlich, ohne Sonja anzusehen. Er starrte auf einen unsichtbaren Fleck auf dem Fußboden.
    »Wo ist er? Habt ihr ihn verhaftet? Woher hat er das Foto? Könnt ihr ihn nicht fragen?« Dann schrie sie: »Muss man dir jedes verdammte Wort aus der Nase ziehen? Sag endlich, dass ihr nichts passiert ist!!!«
    »Zazzera war Ende zwanzig, Gelegenheitsfotograf und … Gelegenheitsdealer.«
    »War …?«, stammelte Sonja.
    »Er ist tot. Er wurde erschossen. Auf offener Straße, unten in Santa Lucia. Bei der Leiche wurde unter anderem dieses Foto gefunden. Offenbar kannte dieser Zazzera deine … die Tochter deiner Freundin. Vielleicht war Luzie seine Freundin. Ich weiß es nicht. Und wie gesagt, das muss alles gar nichts heißen«, fügte er hinzu. »Und es ist immerhin eine Spur, um sie zu finden.«
    Damit hob er den Kopf und sah Sonja zum ersten Mal an diesem Tag direkt an. Die dunklen Flecken in seinen Augen waren verschwunden, das konnte aber auch an den Tränen liegen, die Sonjas Blick verschleierten.
    Gentilini verließ leise das Zimmer. Als er wiederkam, hatte er ein Päckchen Taschentücher und ein Glas Wasser dabei.
    »Bitte entschuldige, ich habe es mal wieder falsch herum aufgezogen, im Mitteilen brisanter Nachrichten bin ich echt eine Null. Ich würde gern mit dir … Die Wohnung, in der Libero Zazzera sich zuletzt aufgehalten hat … Die Spurensicherung hat schon …Also, außer dem Foto gibt es von diesem Mädchen keine Spur. Aber … vielleicht findest du etwas, was ihr gehört, was sie dort vergessen hat, einen Hinweis, ich meine, Frauen sehen andere Sachen als Männer, und du …«
    »Luzie ist meine Tochter«, sagte sie tonlos.
    Gentilini nickte. Ihm war anzusehen, dass er es geahnt hatte. Aber das war jetzt sekundär.

18
    Libero Zazzera war im Polizeicomputer registriert, was das Zusammentragen erster Informationen erleichtert hatte. Alter achtundzwanzig, nicht verheiratet, Beruf Fotograf hatte Zazzera, der zweimal wegen Kleindealerei und einmal wegen Drogenbesitzes festgenommen worden war, in den Protokollen angegeben. In der Fotografenszene war er eher ein kleiner Fisch, der ab und zu Gelegenheitsjobs erledigte. Polizeilich gemeldet war Zazzera bei seinen Eltern in Scampia. Die Befragung diverser Anwohner in der Nähe des Tatorts hatte die ermittelnden Beamten auf die Dachwohnung aufmerksam gemacht.
    »Nur um dich vorzuwarnen: Bevor unsere Leute hier waren, hat schon jemand anders die Wohnung durchsucht. Wahrscheinlich sieht es dort ziemlich wüst aus«, hatte Gentilini im Auto gesagt, aber Sonja hatte die Achseln gezuckt. Das war sicherlich das geringste der Probleme.
    Die Via Palepoli war eine kleine Nebenstraße zwischen der Via Santa Lucia und der Via Nazario Sauro. Sonja hatte keinen Blick für das am Ende der Gasse dunkelblau schimmernde Meer. Erst heute früh war sie ganz in der Nähe gewesen, zwischen sechs und acht, vor über zwölf Stunden also, nur einen Katzensprung entfernt am Lungomare. Und irgendwann in diesem Zeitraum, hatte Gentilini gesagt, war dieser Mann erschossen worden. Der Luzies Foto bei sich trug. Aus welchem Grund auch immer.
    Sie war nicht leicht zu erschüttern, aber als ihr dieses Nebeneinander von Ort und Zeit klar wurde, wurde ihr schwindelig. Sie musste sich an eine Hauswand lehnen. Sie rutschte an der Wand hinunter in die Hocke. Was tat sie hier? Was ging diese Wohnung sie an? Dieser Tote namens Libero Zazzera? Diese Stadt namens Neapel? Sie kam sich vor wie im falschen Film. Schnell weg hier, raus aus dem Kino …
    Gentilini war stehen

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