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Die Toten von Santa Lucia

Die Toten von Santa Lucia

Titel: Die Toten von Santa Lucia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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dran.«
    »Was heißt das?«, schnaubte Gentilini unfreundlich.
    »Ich bin in einer Bar in der Nähe vom Bahnhof und rede gerade mit einer jungen Deutschen, mit der Luzie sich hier angefreundet hat. Claudia hat Luzie seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, aber sie weiß, dass Fusco die Wohnung an Luzie vermietet hat. Im Gegensatz zu uns ist es ihr offenbar gelungen, sich mit Fusco zu treffen.«
    »Damit wäre das wenigstens geklärt.«
    »Tut mir wirklich Leid, dass ich dich versetzt habe, Gennaro. Ich habe einfach die Zeit vergessen.« Einen Augenblick lang schwiegen sie beide.
    »Das klingt eigentlich nicht schlecht«, sagte er schließlich. »Klingt irgendwie neapolitanisch.« Seine Stimme war wieder sanfter geworden. »Okay. Jedenfalls hat Fusco jetzt definitiv bei mir verschissen. Ich ruf dich an, sobald ich was weiß. Va bene?«
    Als Sonja sich wieder umdrehte, war Claudia schon in ein anderes Gespräch verwickelt. Sonja kritzelte ihre Handynummer auf einen kleinen Zettel. Dann tippte sie ihr auf die Schulter. »Danke, Claudia. Du hast mir sehr geholfen. Wenn dir doch noch etwas einfällt oder Luzie sich meldet …«
    »Ich glaube, mir ist da eine Idee gekommen, wo sie sein könnte. Gerade eben hat mich einer gefragt, ob ich Lust habe, nach Ende der Kurse mit ihm und ein paar anderen auf die Liparischen Inseln zu fahren, nach Stromboli und Panarea und Filicudi und wie die alle heißen. Luzie fand den Vesuv schon so abgefahren, und sie hat ein paarmal gesagt, dass sie unbedingt auch noch auf den Stromboli rauf will und später mal auf den Ätna. Stromboli muss voll die supergeile Insel sein! Schwarze Sandstrände und oben der Vulkan, der ständig Feuer spuckt. Vielleicht ist Luzie dort. Und in ein paar Tagen taucht sie wieder auf!«
    Ihre Begeisterung war so ansteckend, dass Sonjas Herz einen Sprung machte.
    »Ist es weit nach Stromboli?«
    »Ich glaube, es gibt ein Schiff, das über Nacht fährt, das nehmen eigentlich alle. Am nächsten Morgen ist man da.«
    Ich auch, dachte Sonja.

31
    Nachdem Fusco ihn zum zweiten Mal versetzt hatte, kehrte Gentilini äußerst schlecht gelaunt zurück ins Büro. Misserfolge waren eine Sache, sich von arroganten Protzern an der Nase herumführen zu lassen eine ganz andere.
    Im Aufzug traf er ausgerechnet auf Cava, der sich seit ein paar Tagen auffällig freundlich benahm, und Gentilini fragte sich, was da wohl im Busch war. Suchte Cava vielleicht neue Allianzen, weil er merkte, dass ihm langsam aber sicher die Felle wegschwammen? Wenn es tatsächlich so war, dann fing Cava es zumindest nicht ungeschickt an, denn er verwickelte Gentilini in ein Gespräch über eine neue Reihe von Sommerkonzerten in Pompeji.
    »Gennaro, ich sag dir, bellissimo! Absolut erste Sahne. Vorgestern Abend war Premiere: Pino Daniele im Amphitheater, eine Kulisse vom Feinsten, überall hörst du einfach göttlich, total ausverkauft natürlich.« Seine Augen glänzten. Offenbar hatte es ihm wirklich gefallen.
    »Ich weiß«, knurrte Gentilini. »Hab selbst schon vor Monaten versucht an Karten ranzukommen. Du scheinst eindeutig die besseren Beziehungen zu haben.«
    Cava konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, hob aber abwehrend die Hände. »Alles absolut legal, Gennà. Absolut legal.« Etwas leiser sagte er: »Wenn du willst, kann ich dir Karten besorgen. Wie viele brauchst du?«
    »Danke«, wehrte Gentilini ab. »Du weißt doch, ich bin auf diesem Ohr taub.«
    »Du denkst zu schlecht von mir, Gennà, viel zu schlecht. Keine Gegenleistung, Ehrenwort. Ich sag nur, es gibt noch drei absolute Top-Konzerte, in zwei Wochen Zucchero im Großen Theater, eine Woche später Massimo Ranieri im Kleinen Theater und Ende Juni ein ganz besonderer Leckerbissen, ein Soloabend mit Renato Carosone in der Casa dei Misteri.«
    »Hmm.« Die Fahrstuhltüren gingen auf. Zweiter Stock. Niemand stieg zu. »Also, was sagst du, Gennà? Wie viele Karten brauchst du?«
    »Zwei«, knurrte Gentilini. »Für Zucchero. Kriegst du das hin?« Er griff in die Hosentasche, zog ein Bündel aus mehreren ineinander gefalteten Euroscheinen hervor, klappte es auf und nahm einen Fünfziger weg. »Ich zahle bar.«
    Cava grinste und hob Daumen und Zeigefinger. »Davon brauchst du mindestens anderthalb.« Er hielt die Hand auf, und Gentilini legte einen zweiten Fünfzigeuroschein auf den ersten. Dann griff er blitzschnell zu und drückte Cavas Hand. Dabei sah er ihm direkt in die Augen.
    »Keine Gegenleistung, Cava. Trotzdem, danke.«
    »Di niente,

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