Die Totenfalle
werden dort ein Fest feiern. Es wird wunderbar werden, und ich werde dafür sorgen, daß viele erscheinen.«
»Ein Fest…?«
»Mein Totenfest…«
»Aber das geht nicht, du bist… wer soll denn kommen?«
»Sie alle werden von mir informiert werden, und wir beide bleiben in einem besonderen Kontakt, Yvonne. Gute Nacht…«
Schluß, aus, das Ende!
Die Frau hielt den Hörer in der Hand und starrte ihn an wie einen fremden Gegenstand. Durch ihren Kopf huschten zahlreiche Begriffe. Sie hörte das Lachen und auch wieder die Stimme, doch über allem aber schwebte das Gefühl der Angst, nichts mehr zu begreifen. Sie legte den Hörer auf und erhob sich. An einem Tisch hielt sie sich fest, bevor sie den Weg zur Küche einschlug. Es war alles so furchtbar geworden, die Welt stand einfach köpf. Nichts war mehr so, wie sie es kennengelernt hatte. Andere Kräfte und Mächte hatten sich ihrer bemächtigt und trieben mit ihr ein makabres Spiel. In der Küche blieb sie so stehen, daß sie aus dem Fenster schauen konnte. Sie sah die Silhouetten der Bäume und nahm sie trotzdem nicht wahr. Etwas hielt sie umklammert und hemmte ihren Gedankenfluß. Aber sie mußte was tun, sie konnte nicht alles laufenlassen, auch wenn man sie auslachen würde, sie mußte mit einer Person über bestimmte Probleme reden.
Doch wer würde sie verstehen?
Ihre Bekannten würden sie auslachen. Einen festen Freund hatte sie zur Zeit nicht, und wenn es anders gewesen wäre, hätte sie bei ihm kein Verständnis erwarten dürfen.
Wer also kam in Frage?
Diesmal tauchte das Bild einer Person auf, die schwarzes Haar hatte, die in einer U-Bahn saß und sich des öfteren mit ihr unterhalten hatte, weil die Frauen stets ein Stück des Weges gemeinsam fuhren. Glenda Perkins hieß die Person.
Hätte sie ihr geglaubt? Was wußte sie überhaupt von Glenda? Yvonne überlegte. Es war nicht viel, eigentlich zuwenig, trotzdem setzte sie ihr ein gewisses Vertrauen entgegen. Sie hatten sich so oft über verschiedene Dinge unterhalten, eigentlich hatten sie den gleichen Job, nur war Glenda Perkins beim Yard angestellt.
Konnte man ihr dort helfen? Sie hatte leider nie viel über ihren Job gesprochen, aber Yvonne glaubte zu wissen, daß sie für einen Mann arbeitete, der beim Yard eine Sonderfunktion ausübte und sich mit nicht alltäglichen Vorgängen beschäftigte. Ja, so hatte Glenda es gesagt, daran erinnerte sie sich genau.
War Glenda die Hilfe, die sie benötigte, die sie jetzt brauchte? Ja, sie würde sie anrufen, es war ihre einzige Chance. Nur wollte sie die nicht jetzt ergreifen, es war einfach zu spät geworden. Morgen früh würde sie bei Scotland Yard anrufen und mit Glenda Perkins über den Fall sprechen.
Als sie diesen Entschluß gefaßt hatte, ging es ihr wieder etwas besser. Sie dachte an den Wein, den sie noch trinken wollte, um die nötige Bettschwere zu erlangen. Es gab auch Rotwein in halben Flaschen, und für eine solche entschied sich Yvonne. Sie öffnete sie, holte ein Glas und schenkte es voll. Sie trank einige Schlucke ab, ging mit dem Glas und der Flasche zurück in den Wohnraum und ließ sich in den weichen Stahlrohr-Sessel fallen, der vor der Flimmerkiste stand. Sie schaltete einige Sender durch, fand einen lustigen Film, der sie interessierte, aber sie schaute hin, ohne die Handlung begreifen zu können.
Allmählich beruhigten sich ihre Nerven. Es ging ihr etwas besser. Daran trug auch der genossene Wein die Schuld. Er sorgte dafür, daß die Müdigkeit über sie kam, so daß sie kaum noch an den Fall dachte. Auch fühlte sie sich wie benebelt.
Irgendwann, es war kurz vor Mitternacht, stellte sie die Glotze aus. Das Licht aber ließ sie im Wohnraum brennen. Mit müden Schritten ging Yvonne in ihr Schlafzimmer. Sie legte sich auf das Bett, ohne das Nachtzeug angezogen zu haben, und sie hoffte, diesmal durchschlafen zu können. Die Tür zum Schlafraum stand offen. Licht sickerte aus dem Wohnzimmer durch den breiten Spalt. Sie wollte sich noch etwas Bestimmtes vornehmen, doch ihre Gedanken flössen einfach weg. Ihr fielen die Augen zu, die Decke über ihr verschwamm. Dann schlief sie ein…
Der Traum kam, und er war einfach schrecklich!
Yvonne erlebte ihn in einem schrecklich klaren Bewußtsein, obwohl sie schlief. Es war alles Wichtige aus einer bestimmten Welt hervorgehoben worden, nur damit die Realität verschwinden konnte. Jetzt war der Traum zur Wirklichkeit geworden, und aus ihm formierten sich Bilder, die der Schlafenden zu
Weitere Kostenlose Bücher