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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Odo, als Letzter drängte sich noch Hugo Monoculus durch die Zeltplane. Und wie sie alle beugte auch Gérard das Knie, denn es war Zeit für die letzten Dinge.
    »Mon seignur.« Bruder Angelo räusperte sich. » Mon seignur , der Herr ruft Euch zu sich in sein Reich. In seiner Gnade ruft Er Euch zu sich, dass Ihr schaut sein Angesicht. Halleluja! Bekennt darob dem Allmächtigen Eure Sünden - und denkt daran, Euren Bekenntnissen die Putzsucht hinzuzufügen.« Letzteres betonte er und schaute von oben herab auf das Sterbelager des Herzogs. Der fixierte den Mönch. Noch wohnte Kraft in ihm, noch konnte er sich wehren, ein letztes Mal. Mühsam holte er die Arme unter den Fellen hervor und faltete die Hände. Wer noch nicht kniete, sank auf die Knie, Weihrauch qualmte in dicken Wolken, um die Bekenntnisse Robert Guiscards aufzunehmen und dem Allmächtigen zur Begutachtung darzureichen.
    »… bekenne meine Sünden … bekenne Totschlag … Ungerechtigkeit, bekenne unkeusche Gedanken … bekenne lasterhaftes Gerede … lasterhafte Taten …« Er rang nach Luft, die Stimme wurde leiser.
    »Die Putzsucht, mon seignur «, erinnerte Bruder Angelo. »Die Putzsucht fehlt noch. Beichtet sie, und Ihr erhaltet die Absolution.« Eine frische Wolke Weihrauch nahte, um auch dieses Bekenntnis aufzunehmen. Jemand hustete. Die Luft war zum Schneiden dick. Ima stand immer noch da, die halb leere Schüssel in den Händen. Als Einzige kniete sie nicht, und Gérard bewunderte sie für diese offen gezeigte Dreistigkeit. Robert Guiscard offenbar auch, denn ein winziges, kaum wahrnehmbares Grinsen durchzuckte seine bleichen Züge, während sein Blick auf ihr ruhte. »Ich bekenne, falsches Zeugnis abgelegt zu haben … und … zu wenig Almosen gespendet zu haben. Amen .« Damit schloss er die Augen - seine Beichte war beendet. Bruder Angelo schnaufte, hielt sich jedoch zurück, wenn auch mit Mühe.
Sein verkniffener Mund hingegen sprach Bände. Des Herzogs Putzsucht schien seinen Beichtvätern ein ganz besonderer Dorn im Auge gewesen zu sein. Vielleicht hatten sie auch nur nicht gewagt, ihn seine übergroße Liebe zu Sicaildis bekennen zu lassen. Die Unzufriedenheit des Mönchs war mit Händen greifbar. Unruhe entstand unter den Knienden. Jemand hustete auffordernd, und Bruder Angelo beeilte sich, dem Büßer die Absolution zu erteilen.
    »Ego te absolvo, a peccata tuis. In nomine … patris et filii et spiritus sancti … amen.«
    Wieder zischte der Weihrauch. Das Lager des Herzogs war kaum noch zu erkennen. Die Herzogin war neben ihm auf den Fellen zusammengesunken. Die Mönche rückten nebeneinander. Thierry hatte sich zu ihnen gesellt, um ihren Chor mit seiner Singstimme zu verstärken.
    »Auditam fac mihi mane misericordiam tuam, quia in te speravi. Notam fac mihi viam, in qua ambulem, quia ad te levavi animam meam.« Thierrys hohe Stimme schmeichelte dem Ohr. »Eripe me de inimicis meis, Domine, ad te confugi.«
    »Eripe me, Domine …« , murmelten die Anwesenden, ungeordnet und sich bekreuzigend, »… ad te confugi …«
    Gérard rutschte auf Knien von hinten an Ima heran. Sie erschrak, als er ihren Arm berührte. Ihr Gesicht war ungesund blass, er wusste doch, dass sie den Weihrauch in dieser Menge nicht vertrug, weswegen sie vorhin im Kohlefeuer eigene Kräuter verbrannt hatte.
    »Komm«, flüsterte er. Ein Ritter neben ihm räusperte sich.
    »… quia Deus meus es tu. Spiritus tuus bonus deducet me …«
    Sie schob sich zwischen den Männern hindurch und setzte unter der Plane die Schüssel ab. Gérard folgte ihr so unauffällig wie möglich. Am Eingang standen die Wachen, mit gefalteten Händen zwar, aber sie standen dort. Niemand
verließ das Zelt des Sterbenden während der Letzten Ölung, das begriff er. Und so sahen sie zu, wie Bruder Angelo den Chrisamtiegel öffnete und von dem glänzenden Öl auf Roberts Stirn und Augen, auf die Nase, den Mund und seine Brust tupfte.
    »Manus tuas unguento unguo …« , er tropfte Öl auf die Hände, die so viel Blut vergossen hatten, »… in nomine patris et filii et spiritus sancti, ut, quidquid illicite et turpiter fecerint, expietur.«
    »Amen«, brummten die Ritter.
    » Propter nomen tuum, Domine, vivificabis me. In iustitia tua educes de tribulatione animam meam, et in misericordia tua disperdes inimicos meos; et perdes omnes, qui tribulant animam meam, quoniam ego servus tuus sum. « Thierrys herrliche Singstimme verklang. Ein anderer Mönch übernahm das Gebet.
    »Meine Söhne. Wo

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