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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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das Bett mit den zwei Bärenfellen war in weite Ferne gerückt …
    Es war still geworden im Zelt, auch die Priester waren verstummt. Sicaildis hing neben dem Bett ihren Gedanken nach, eine Hand auf seinem Haar. Eine Vogelstimme eroberte den Luftraum über dem Zelt. Zart schmelzend erklang ihre Melodie, traurig weinte sich die Nachtigall durch Töne, die so fein waren, als rührte jemand an hauchdünnes Glas.
    »Hört Ihr sie?« Der Herzog schlug die Augen auf. »Sie hat gestern schon gesungen.«
    »Sie singt für Euch, mon seignur «, sagte Ima leise. »Sie singt Euch in den Schlaf.«
    Er lächelte nur. Der Duft von Kamille und Ysop zog in ihre Nasen. Ima hatte die Essenzen in ein Schälchen Öl gegossen und salbte damit Roberts Gesicht, seinen Hals, die Hände und die Schultern.
    »Das wird es Euch auf dem dunklen Weg leichter machen, Herr«, flüsterte sie.

    »Eure freundliche Hand, Angelsächsin, macht es mir schon leicht«, flüsterte er zurück und versuchte ein Lächeln. »Hebt sie nun auf für die Lebenden und für Euren Liebsten. Auf Euch wartet das Leben.« Sie drückte seinen Arm, dann streifte sie ihm ein frisches Hemd über. Mit einem Messer hatte sie es hinten aufgetrennt, weil sie befürchtete, dass er ein weiteres anstrengendes Aufrichten nicht überleben würde, und es war ja noch nichts geregelt. Er würde jeden einzelnen Atemzug für seine letzten Geschäfte benötigen. Stumm sahen die Männer zu, wie sie ihr Werk vollendete, und niemand hatte mehr etwas dagegen einzuwenden, denn eigentlich sah alles recht würdevoll und passend aus. Selbst der Priester schwieg. Sicaildis schnupperte an seiner duftenden Hand und legte sie stumm an ihre Wange. Der Ysop würde auch ihr Frieden bringen.
    »Angelsächsin«, begann er noch einmal. »In jener Kiste dort. Öffnet sie.« Sie tat, wie ihr geheißen. »Das Säckchen. Nehmt es heraus. Behaltet es - für Euren Dienst.« Er öffnete die Augen und schenkte ihr einen geradezu schelmischen Blick. »Behaltet es. Und wenn Ihr würfelt, denkt an Euren Herzog und dass er sich niemals mit kleinen Zahlen zufriedengab …«
    Sie nestelte den Verschluss auf. Kleine Würfel aus Knochen kamen zum Vorschein. Rasch versteckte sie das unziemliche Geschenk vor den Augen des Priesters. »Dank Euch, mon seignur . Ich werde stets an Euch denken.«
     
    »Ich bin müde.«
    Sicaildis setzte sich zurecht. »Schlaf, mein Gebieter. Ich werde auf dich achtgeben.« Die Farbe wich aus seinen Wangen, dennoch versuchte er zu lächeln. Man hatte das Gebet wieder aufgenommen, und der Tod war einen Schritt näher gerückt.
    »Schlaf - mein Schatz, mein lieber Schatz«, flüsterte Sicaildis
und strich ganz sanft über seine Stirn, und man sah, dass sie am liebsten wieder den Arm um ihn gelegt hätte, noch dichter zu ihm gekrochen und sich neben ihn gelegt hätte, denn ihre Züge waren grau vor Schmerz. Doch sie verbot sich diese Schwäche, er gehörte ihr nicht mehr. Der Herzog atmete schwer, dann schloss er die Augen zu einem kurzen, kraftspendenden, zumindest von ihr behüteten Schlummer.
    Die Betenden wurden unruhig. Bewegte er sich noch? Hob sich die Brust? Sacht zog Ima das Fell bis an sein Kinn und strich es glatt, und wieder durchfuhr Gérard ein Stich der Eifersucht. Doch nicht nur ihm ging das gegen den Strich. Einer der Mönche erhob sich und drängte die Angelsächsin fast ruppig zur Seite. Das Wasser schwappte aus der Schüssel und klatschte in einem Schwall zu Boden.
    »Jetzt ist es genug! Nimm dich Acht«, zischte er böse. Sein Blick stierte auf ihre Hand mit dem verräterischen Finger. Hinter ihm stieg Weihrauch auf, zur Sicherheit. Die drei Mönche rückten näher zusammen. Ihre feindseligen Blicke vertrieben sie vom Bett des Apuliers. Bruder Angelo rückte sofort an den frei gewordenen Platz. Viel Zeit blieb nicht mehr, und es gab noch viel zu tun.
    »Convertere, Domine, et eripe animam meam; salvum me fac propter misericordiam tuam«, sang Bruder Jérôme mit kehliger Stimme. Die Stirn des Herzogs legte sich in Falten. Sicaildis versuchte sie zu glätten, doch die Falten blieben. Der gestohlene Moment der Zweisamkeit war vorüber.
    »Kniet nieder«, zischte jemand hinter Gérard. Er wollte gar nicht hier sein, doch das Zelt füllte sich immer mehr. Marc de Neuville erkannte er, auch seinen blonden, schönen Sohn und Ivain de Rochelle neben Alberto Fumari, dem getreuen Waffenschmied aus Palermo. Roberts Schwiegersohn Guilleaume de Grandmesnil war gekommen, ebenso
Markgraf

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