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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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hellen Strohhut, der ihm ausgesprochen gut stand. Er sah aus wie der junge Wlas aus den »Sommergästen« von Gorki.
    Begleitet wurde er von Marco Monini, Architekt aus Perugia, einem kleinen bärtigen Mann mit Halbglatze und Rundrücken, der nach jedem Satz, den er sagte, kicherte wie ein hinterlistiger Gnom.
    Magda freute sich über den Besuch der beiden, als hätte sie ein zusätzliches, unerwartetes Geburtstagsgeschenk bekommen, Lukas beschnitt an der Trockenmauer zur Straße hin die zwei Meter hohe Erika, beobachtete das Spektakel und hielt sich im Hintergrund.
    Topo hob grüßend die Hand, als er Lukas sah, aber Lukas reagierte nicht. Dann wandte sich Topo wieder Magda und Marco zu.
    »Erzähl, was du bauen willst und wie du dir das vorstellst«, meinte er zu Magda.
    »Mein Sohn wünscht sich sehnlichst einen Pool«, begann Magda, »darum haben wir uns entschlossen, den Pool jetzt endlich in Auftrag zu geben. Vielleicht gehen wir mal ums
Haus und gucken, wo er sich am besten realisieren ließe und wo er am schönsten aussieht. Denn wenn wir schon einen Pool haben, dann will ich ihn auch sehen.«
    Alle Stellen, die Magda vorschlug, nickte Marco ab, ohne einen Kommentar dazu zu geben. Dann meinte er: »La Roccia heißt ja wohl nicht ohne Grund La Roccia. Ist der Untergrund sehr felsig?«
    »Ja. Schon.«
    »Dann müssen wir mit schwerem Gerät ausbaggern. Das verteuert die Sache erheblich. Der Bagger kostet pro Stunde fünfundsechzig Euro, dann kommt noch der Lohn für den Fahrer dazu, insgesamt hundert Euro pro Stunde müssen Sie rechnen. Und ich schätze mal, der Bagger ist eine Woche beschäftigt. Das sind ungefähr viertausend Euro Mehrkosten. Wo soll denn der Aushub hin?«
    »Oh Gott!« Magda sah Schwierigkeiten ohne Ende auf sich zukommen, an die Bauzeit des Hauses konnte sie sich noch lebhaft erinnern und wollte so etwas eigentlich nie wieder erleben.
    Die drei gingen langsam weiter. »Wie ist es denn mit diesem Platz hier?«, fragte Topo und zeigte auf den Gemüsegarten. »Er ist schön eben, und die Stelle erscheint mir nicht so steinig und felsig wie auf der anderen Seite des Hauses.«
    Gespannt wartete er auf Magdas Reaktion, aber sie blieb gelassen. »Nein«, meinte sie. »Hier ist es mir zu schattig, und ich könnte den Pool von der Terrasse aus nicht sehen.«
    »Aber wenn dein Sohn hier mit Freunden rumtobt, bist du heilfroh, wenn sie nicht so nah am Haus sind.« Topo bohrte weiter, weil er es absolut beeindruckend fand, dass sie bei der Vorstellung, dass der Garten mit der Leiche umgegraben werden könnte, nicht im Geringsten mit der Wimper gezuckt hatte. Sie hatte also wirklich keine Ahnung,
und Johannes wusste ganz gut, warum er bei dieser Diskussion durch Abwesenheit glänzte.
    »Das ist mir egal. Das bisschen Toben ertrage ich, aber so ein Pool ist Schmuck für ein Haus, ich will ihn nicht verstecken.«
    »Na dann …« Marco rieb sich die Hände. »Wenn Sie die Kosten nicht scheuen, Signora, dann können Sie ihn eigentlich überall bauen. Auf jeden Fall brauchen Sie hier nirgends die Angst zu haben, dass er abrutschen könnte. Der Untergrund ist stabil, und das Plateau ist groß genug. Dann würde ich ihn direkt vor die Terrasse setzen. Das ist der schönste Platz.«
    Magda nickte. »Wunderbar. Das wird fantastisch.«
    »Haben Sie schon eine Baugenehmigung?«
    »Nein. Ich habe noch gar nichts. Keine Zeichnung, keine Vorstellung, nichts.«
    »Dann übernehme ich das für Sie.«
    »Wie lange wird es dauern, bis wir die Genehmigung kriegen?«
    Marco überlegte. »Ein Jahr, wenn wir ganz viel Glück haben. Wahrscheinlich brauchen wir anderthalb Jahre, wenn wir Pech haben, zwei.«
    Magda sah ihn entsetzt an. »Dann ist mein Sohn ja achtzehn, wenn er zum ersten Mal schwimmen kann!«
    »Überleg dir das gut, Magda«, schaltete sich Topo ein. »Bau den Pool nicht nur für deinen Sohn. Dazu ist der Spaß zu teuer. Bau den Pool für dich, oder lass es bleiben. Denn ewig wird dein Sohn sicher nicht mehr bei euch Urlaub machen.«
    »Stefano hat recht«, sagte Magda zu Marco. »Wir werden uns das in Ruhe überlegen, und dann sage ich Ihnen Bescheid.«

    »Entschuldigt mich einen Moment, ich möchte nur noch kurz Johannes begrüßen.«
    Damit ließ Topo Magda und Marco auf der Terrasse zurück und ging zu Lukas.
    »Na, mein Freund«, sagte er und streckte ihm strahlend die Hand entgegen, die Lukas jedoch nicht nahm und nicht schüttelte.
    Topo ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich grüße dich! Was für

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