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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Hornissenstich eine heftige Allergie bekommen hatte. Ich glaube nicht, dass das verboten ist, Commissario«, fügte sie noch hinzu.
    »Na gut. Und? Hat sie sonst noch was erzählt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir jetzt in deine Arbeit pfusche, wenn ich dir davon erzähle?«
    »Porcamiseria, Gabriella, nun mach mich nicht wütend, sondern rede endlich!«
    »Bist du bei Verhören auch so sensibel, Tesoro?«
    Neri schnaufte nur.
    »Also«, Gabriella lächelte gnädig, »Maddalena ist wirklich eine nette, sympathische Frau, und sie spricht überraschend gut Italienisch …« Sie machte eine bedeutungsschwere Pause.
    »Und?«, fragte Neri ungeduldig. Es ging ihm auf die Nerven, wenn seine Frau etwas extra spannend machte, nur um ihn zu ärgern und ihre Überlegenheit auszuspielen.
    »Nix und.« Gabriella besah ihre Fingernägel. »Sie ist wirklich sehr gebildet, freundlich, unterhaltsam … und ich werde mich sicher noch öfter mit ihr treffen … aber … Neri,
ich weiß nicht, warum, es ist nur so ein ungutes Gefühl im Bauch - ich glaube ihr einfach kein Wort.«
    »Wieso? Was glaubst du ihr nicht?«
    »Guck mal, Neri: Da fährt ein Mann nach Rom, um seinen Freund zu besuchen. Er wohnt nicht bei seinem Freund, sondern im Hotel. Schon mal komisch, finde ich.«
    »Ich würde auch lieber im Hotel wohnen«, meinte Neri. »Da hab ich wenigstens meine Ruhe und mein eigenes Bad.«
    »Gut. Meinetwegen.« Gabriella fühlte sich in ihrem Gedankengang gestört und war leicht verärgert. »Also, weiter: Der Mann verliert sein Handy und wird krank. Und schafft es nicht, seine Frau zu benachrichtigen? Angeblich weiß er ihre Nummer nicht, weil die im Handy gespeichert ist …«
    »Ich weiß deine Nummer auch nicht. Wenn ich die nicht gespeichert hätte, könnte ich dich auch nicht anrufen.«
    »Verflucht noch mal, Neri, hör mir doch mal fünf Minuten zu! Oder interessiert es dich nicht, was ich denke?«
    »Doch, natürlich«, murmelte Neri kleinlaut.
    »Er schafft es auch nicht, ihr über die Rezeption eine Mail zu schicken, und er ist so todsterbenskrank, dass er in keinen Zug steigen und die zwei Stunden bis Arezzo fahren kann? Ich bitte dich, Neri!« Gabriella tippte sich an die Stirn. »Bei aller Liebe, aber das ist bodenloser Unfug. Das kann man einfach nicht glauben. Die Geschichte ist erstunken und erlogen, und zwar schlecht.«
    Neri runzelte die Stirn. »Sie hört sich abenteuerlich an, das stimmt schon, aber es gibt Menschen, die funktionieren merkwürdig. Wir würden es vielleicht anders machen, nur Magdas Mann ist eben ein bisschen komisch.«
    »Gut, dann kannst du ihr das gerne glauben. Ich tue es nicht.« Gabriella wirkte beleidigt.

    »Was denkst du denn? Dass ihr Mann nicht wiedergekommen ist? Dass sie gelogen hat? Aber warum? Warum sollte sie der Polizei erzählen, alles ist gut, ihr könnt aufhören zu suchen, wenn es gar nicht stimmt und sie sich weiterhin Sorgen macht?«
    »Weil sie sich eben keine Sorgen mehr macht.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich doch nicht. Neri, du musst noch einmal hinfahren. Rede mit ihr. Stell ihr ein paar kitzlige Fragen. Und versuch herauszufinden, ob der Mann auf La Roccia wirklich ihr Mann ist.«
    »Wie soll ich das machen? Soll ich mir seinen Ausweis zeigen lassen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Gabriella, das ist lächerlich.« Ein spöttisches Grinsen spielte um Neris Mundwinkel, und er fühlte sich seiner Frau einen winzigen Augenblick lang überlegen.
    »Mach, was du willst. Du bist hier der Polizist, ich kann dir nicht auch deine Verhöre abnehmen. Ich hab dir gesagt, was ich denke, und basta. Und wenn du nicht spürst, dass du hier wieder einen interessanten Fall vor der Nase hast, dann kann ich dir auch nicht helfen.«
    Gabriella stürmte aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.
     
    Das Gespräch mit Gabriella hatte Neri geärgert, in seinem Stolz verletzt und in seiner Ehre gekränkt. Daher fuhr er am nächsten Tag um vierzehn Uhr nach La Roccia.
    Lukas war gerade dabei, das Geschirr des Mittagessens in die Küche zu räumen, und Magda las in einer deutschen Zeitschrift, als Neri vor dem Haus hielt.
    Magda sah überrascht auf. Als sie ihn erkannte, lächelte
sie höflich, stand auf und reichte dem näher kommenden Neri die Hand.
    »Buonasera, Commissario«, sagte sie freundlich. »Was führt Sie zu uns?«
    »Ich war gerade in der Gegend«, meinte Neri ausweichend, »und wollte nur mal sehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Das ist nett von Ihnen. Aber bei uns ist alles in

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