Die Toteninsel
sind.« sagte Fron ja, die dem Kometensohn gefolgt war. »Gegen diese Übermacht haben wir so gut wie keine Chance.«
Mythor schnaufte verhalten.
»Keinesfalls dürfen wir abwarten, bis sie angreifen.«
»Du willst einen Durchbruch wagen? Solange Caeryll nicht wieder völlig Herr seiner Sinne ist…«
»Uns bleibt keine andere Wahl.« Die heraneilende Tertish hatte offenbar die letzten Worte mitgehört, denn sie ergriff sofort für Mythor Partei. »Zweifellos werden die Dämonenpriester bald angreifen. Und darauf sollten wir vorbereitet sein, denn sobald ihre Schiffe die Passage blockieren, stehen wir auf verlorenem Posten. Ich komme eben von der Brücke – wir sind noch nicht wieder in der Lage, uns in die Luft zu erheben.«
»Wenn der Zugang zur Bucht von solch entscheidender Bedeutung ist«, sagte Fronja, »dann verstehe ich nicht, warum die Tatasen diesen nicht schon während der Nacht besetzt haben.«
»Der Gedanke ist mir keineswegs neu«, nickte Tertish. »Aber vielleicht gibt es Untiefen, auf die ihre Schiffe in der Dunkelheit auflaufen könnten, oder die Flut läßt bei den Klippen tückische Wirbel entstehen.«
»Wie lange kann es dauern, bis Carlumen wieder flugfähig ist?«
»Schwer zu sagen. Im schlimmsten Fall einige Tage.«
»Dann bleibt uns so gut wie keine Wahl.«
»Leider nicht«, bestätigte Tertish. »Aber wenn wir die Engstelle kontrollieren, können höchstens zwei Katamarane zugleich vordringen, ohne sich gegenseitig zu behindern. Und mit denen werden wir fertig.«
»Gut«, entschied Mythor. »Gib Befehl zum sofortigen Auslaufen.«
Träge schwang Carlumen herum. Obwohl die Tatasen ihre Absicht rasch erkennen mußten, zeigten sich auf deren Schiffen keinerlei Aktivitäten.
»Seltsam«, murmelte Mythor. »Nach allem was sie aufgewendet haben, um unser Herr zu werden, verstehe ich ihr Verhalten nicht.«
Carlumen näherte sich den Klippen, die wie Pfeiler die Bucht begrenzten. Das Ausmaß der Bedrohung wurde immer deutlicher, denn Mythor zählte schon jetzt dreißig gegnerische Schiffe, und er konnte nur ahnen, wie viele weitere sich im Nebel verbargen. Es war offensichtlich, daß die Dämonenpriester den Fluchtweg der Fliegenden Stadt verfolgt hatten und nun die Insel mit ihrer Flotte und ihren magischen Kräften abschirmten.
»Beidrehen!« hallte Tertishs Stimme über Deck, unmittelbar bevor Carlumen die Klippen passierte. »Die Bogenschützen nach backbord; Katapulte ausrichten.«
Noch immer herrschte Ruhe bei den Katamaranen. Nur hin und wieder hallte das Knarren von Ankerketten über die kaum bewegte See.
Aus zusammengekniffenen Augen blickte Mythor hinüber zu der feindlichen Flotte. Immerhin hatte er erwartet, ein Heer waffenstarrender Krieger zu sehen.
»Nichts hat sich verändert«, bemerkte Fronja spöttisch. »Wir sind zum Abwarten verurteilt.« Sie zeigte auf eine Stelle, die ziemlich genau zwischen der Fliegenden Stadt und der Flotte lag. Drei kantige Flossen pflügten dort durch das Wasser. »Die Meeresräuber kommen, weil sie Beute wittern.«
Mythor sagte nichts dazu. Die Ungewißheit zehrte auch an seinen Nerven. Wenn er sich umwandte, sah er überall angespannte, verbissene Gesichter.
Die Sonne, lediglich als heller, verwaschener Fleck durch den Nebel zu erkennen, stieg allmählich höher. Ein auffrischender Wind verfing sich in den Klippen, doch das Meer lag weiterhin ruhig. Nur die Schreie von Vögeln durchbrachen das hohle Brausen des Windes.
»Ich steige mit dem Flugdrachen auf«, entschied Mythor schließlich. »Irgendwie müssen wir erfahren, was dort drüben geschieht.«
»Der Wind wird dich gegen die Felsen drücken«, widersprach Fronja.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, wie ich einen Drachen zu lenken habe. Vermutlich entstehen gerade an den Klippen warme, aufwärts gerichtete Strömungen.«
Kurze Zeit später stieg er vom Bugkastell aus auf. Der bunt bemalte brachen schüttelte sich und glitt dicht über dem Wasser dahin. Aber dann wurde er von einem Sog erfaßt und stieg in Gedankenschnelle mindestens fünfzig Schritt hoch.
Mythor schwenkte auf die Flotte ein, als der Nebel unvermittelt eine Vielzahl gierig krächzender Kreaturen ausspie. Schwarz wie die Nacht war ihr Gefieder, und ihr heiseres Krächzen hatte er schon mehrfach vernommen, freilich ohne die gut mannsgroßen Vögel bislang zu Gesicht zu bekommen.
Sie griffen sofort an, ihre Krallen gruben sich in die Bespannung des Flugdrachens, und ihre hornigen Schnäbel hackten nach dem
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