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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Richter über das Volk zu erheben.
    Der Lärm ließ ein wenig nach, als Sir Rowley mit Adelia und ihrem Hund um eine Ecke bog. Hier hatte es der sechzehnjährige Friede unter dem angevinischen König den Sheriffs von Cambridgeshire ermöglicht, einen Anbau vorzunehmen, eine Erweiterung ihrer Räumlichkeiten, von wo aus Stufen in einen tiefer gelegenen ummauerten Garten führten, der von außen durch einen Torbogen begehbar war.
    Als sie die Treppe hinunterstiegen, wurde es noch ruhiger, und Adelia konnte die ersten Bienen des Frühlings hören, die emsig von einer Blüte zur nächsten taumelten.
    Ein sehr englischer Garten, der nicht unbedingt das Auge erfreuen sollte, sondern hauptsächlich medizinischen Zwecken diente, und um wohlriechende Kräuter anzubauen, die dann in den Wohnräumen auf dem Boden verstreut werden konnten. Um diese Jahreszeit fehlte es an Farben, bis auf die Schlüsselblumen zwischen den Steinen des Pfades und einem Hauch von Blau unten entlang der Mauer, wo sich Veilchen duckten. Der Duft war frisch und erdig.
    »Wird es hier gehen?«, fragte Sir Rowley beiläufig.
    Adelia starrte ihn stumm an.
    Er sagte mit übertriebener Langmut: »Das ist der Garten des Sheriffs und seiner Lady. Sie sind einverstanden, dass Simon hier beerdigt wird.«
    Er nahm ihren Arm und führte sie einen Pfad hinunter, wo die Äste eines Wildkirschenbaums zarte weiße Blüten über hohem Gras mit Gänseblümchen in die Luft reckten. »Hier, dachten wir.«
    Adelia schloss die Augen und atmete ein. Nach einer Weile sagte sie: »Ich muss ihnen das bezahlen.«
    »Ganz sicher nicht.« Der Steuereintreiber war beleidigt. »Wenn ich sage, das ist der Garten des Sheriffs, dann müsste ich eigentlich sagen, der Garten des Königs, weil dem König letztlich jedes Fleckchen englischer Boden gehört, bis auf die kirchlichen Besitzungen. Und da Henry Plantagenet den Juden wohlgesinnt ist und da ich Henry Plantagenets Mann bin, musste Sheriff Baldwin lediglich darauf hingewiesen werden, dass er, indem er den Juden eine Bleibe bietet, zugleich auch dem König eine Bleibe bietet, was er im wahrsten Sinne des Wortes auch bald tun wird. Sogar sehr bald, denn Henry wird diese Burg in absehbarer Zeit besuchen, ein weiterer Faktor, auf den ich Seine Lordschaft aufmerksam gemacht habe.«
    Er stockte und runzelte die Stirn. »Ich werde den König auf die Notwendigkeit eines jüdischen Friedhofs in jeder Stadt hinweisen, der jetzige Zustand ist ein Skandal. Ich glaube nicht, dass er sich dessen bewusst ist.«
    Dann ging es also nicht um Geld. Aber Adelia wusste, wem sie etwas schuldete. Es war Zeit, das einzugestehen, und zwar in angemessener Weise.
    Sie beugte das Knie und verneigte sich tief vor Rowley Picot. »Sir, ich stehe in Eurer Schuld, nicht nur für diese Freundlichkeit, sondern auch für den schlimmen Verdacht, den ich gegen Euch gehegt habe. Es tut mir aufrichtig leid.«
    Er sah zu ihr hinab. »Was für einen Verdacht?«
    Sie verzog verlegen das Gesicht. »Ich dachte, Ihr könntet der Mörder sein.«
    »Ich?«
    »Ihr wart auf einem Kreuzzug«, erklärte sie, »genau wie er, wie ich glaube. Ihr wart zu den entsprechenden Zeiten in Cambridge. Ihr wart bei den Leuten, die in der Nacht, als die Leichender Kinder weggebracht wurden, in der Nähe des Wandlebury Ring waren …« Großer Gott, je mehr sie ihre Theorie erläuterte, umso vernünftiger erschien sie ihr. Wieso entschuldigte sie sich eigentlich dafür? »Was hätte ich also sonst denken sollen?«, fragte sie ihn.
    Er war starr wie eine Statue geworden, starrte sie mit seinen blauen Augen an, zeigte mit einem Finger fassungslos zuerst auf sie und dann auf sich. »Ich?«
    Sie wurde ungehalten. »Ich sehe ja ein, dass es eine niederträchtige Unterstellung war.«
    »Und ob«, sagte er mit solcher Inbrunst, dass er ein Rotkehlchen aufscheuchte. »Madam, Ihr solltet wissen, dass ich Kinder
mag.
Ich vermute, dass ich bereits einige gezeugt habe, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin. Gottverdammt, ich bin auf der Jagd nach diesem Schwein, das hab ich Euch doch gesagt.«
    »Das hätte der Mörder genauso gut sagen können. Ihr habt nicht erklärt, wieso.«
    Er überlegte einen Moment. »Nein, stimmt. Im Grunde geht das ja auch nur mich etwas an … aber unter den gegebenen Umständen …« Er starrte zu ihr hinunter. »Das muss unter uns bleiben, Madam.«
    »Das wird es«, sagte sie.
    Ein Stück weiter im Garten war eine grasüberwachsene Bank, wo junge Hopfenblätter am Mauerwerk

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