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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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kleines Mädchen hat sie einem der Wachmänner gegeben und gesagt, die wären von ihrer Mistress für den armen kranken Gentleman im Turm. Lady Baldwin wollte sie hochtragen, aber Sir Joscelin hat ihr den Gang abgenommen. Der ist immer ein höflicher Gentleman, jawohl, nich wie der andere.«
    Gyltha hielt nichts von Sir Gervase.
    »Und das kleine Mädchen?«
    »Der Wachmann ist einer von denen, die der König aus London geschickt hat, damit sie bei der Bewachung der Juden helfen. Barney heißt er. Kennt die Kleine nich, sagt er.«
    Mansur und Ulf wurden hergeholt, so dass die Sache von allen gemeinsam durchgesprochen werden konnte.
    »Es könnten auch einfach nur Jujuben sein, völlig harmlos«, sagte Rowley.
    »Dann lutsch doch mal dran, dann sehen wir’s ja«, sagte Ulf trocken zu ihm. »Was denkst du, Missus?«
    Adelia hatte eine mit ihrer Pinzette hochgenommen und schnupperte daran. »Ich kann’s nicht sagen.«
    »Wir sollten sie testen«, sagte Rowley. »Wir schicken sie einfach runter in den Kerker zum guten Roger aus Acton, mit den besten Grüßen.«
    Der Gedanke war verführerisch, aber Mansur trug sie dann hinunter in den Hof und warf sie ins Schmiedefeuer.
    »Es darf kein Besucher mehr in dieses Zimmer«, wies Adelia an, »und keiner von Euch, vor allem Ulf, verlässt auf eigene Faust die Burg oder läuft hier allein herum.«
    »Gottverdammt, Frau, so finden wir ihn doch nie.«
    Rowley hatte anscheinend vom Bett aus seine eigene Ermittlung weiter geführt und seine Rolle als Steuereintreiber benutzt, um seine Besucher zu befragen.
    Von den Juden hatte er in Erfahrung gebracht, dass Chaim aus Gründen des Anstandes nie über seine Kunden oder deren Schulden gesprochen hatte. Seine einzigen Unterlagen waren diejenigen, die verbrannt waren beziehungsweise der Leiche Simons geraubt worden waren.
    »Falls das Schatzamt in Winchester keine Liste der Schuldner hat – obwohl das durchaus der Fall sein könnte, ich habe meinen Knappen hingeschickt, um das herauszufinden –, wird der König nicht sonderlich begeistert sein. Den Juden verdanktdieses Land einen Großteil seiner Einnahmen. Und wenn Henry nicht begeistert ist …«
    Bruder Gilbert hatte verkündet, dass er lieber auf den Scheiterhaufen steigen würde, als Juden um Geld zu bitten. Der kreuzfahrende Apotheker sowie Sir Joscelin und Sir Gervase hatten das Gleiche behauptet, wenn auch weniger leidenschaftlich. »Natürlich würden sie es mir nicht unbedingt auf die Nase binden, wenn sie es doch getan hätten, aber alle drei scheinen aus eigener Kraft zu Wohlstand gelangt zu sein.«
    Gyltha nickte. »Die haben im Heiligen Land ihr Vermögen gemacht. John konnte seine Apotheke aufmachen, als er zurückkam. Gervase, der war schon als Junge ein fieser kleiner Saukerl und hat sich seitdem nicht gebessert, aber er hat noch mehr Land dazubekommen. Und der junge Joscelin, der war dank seines Pas arm wie ’ne Kirchenmaus, aber er hat aus Grantchester ’nen richtigen Palast gemacht. Bruder Gilbert, der ist und bleibt Bruder Gilbert.«
    Sie hörten keuchendes Atmen auf der Treppe, und Lady Baldwin kam herein, eine Hand in die Seite gedrückt und in der anderen einen Brief.
    »Eine Krankheit. Im Nonnenkloster. Gott steh uns bei. Wenn es die Pest ist …«
    Matilda W kam hinter ihr die Treppe herauf.
    Der Brief war für Adelia und war zuerst im Haus des alten Benjamin abgegeben worden, von wo aus Matilda W ihn hergebracht hatte. Es war ein Fetzen Pergament, den man wohl aus einer Handschrift herausgerissen hatte, was die schreckliche Dringlichkeit des Anliegens erkennen ließ, doch die Schrift darauf war energisch und klar.
    »Priorin Joan grüßt Mistress Adelia, die Helferin von Doktor Mansur, von dem sie Gutes gehört hat. Unter uns ist eine Pestilenz ausgebrochen, und ich bitte Mistress Adelia im NamenJesu und Seiner gütigen Mutter, uns hier im Kloster der gesegneten St. Radegund aufzusuchen, damit sie dem guten Doktor dann berichten und seinen Rat einholen kann, wie das Leiden der Schwestern gelindert werden möge, denn die Lage ist wahrlich ernst, und manche sind dem Tod nahe.«
    Ein Postskriptum lautete: »Um das Honorar muss nicht geschachert werden. Es soll alles möglichst heimlich geschehen, damit sich keine Unruhe ausbreitet.«
    Ein Reitknecht und ein Pferd warteten im Hof auf Adelia.
    »Ich gebe Euch etwas von meiner Fleischbrühe mit«, sagte Lady Baldwin zu Adelia. »Joan verliert nicht leicht die Fassung. Es muss schlimm sein.«
    Das muss es wohl,

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