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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Steinewerfer rückte in weite Ferne. Immerhin war sie in der Vergangenheit oft genug Ziel für fragwürdige Mutproben vorpubertärer Kids gewesen. Die weiteren Ermittlungen würden sicher eine Menge Wirbel im Dorf erzeugen, was nicht unbedingt zu ihrer Sicherheit beitragen würde. Doch was sollte es? Manchmal war es unvermeidbar, buchstäblich jeden Stein umzudrehen, um dunkle Geheimnisse ans Tageslicht zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, damit Trittbrettfahrer auf den Plan zu rufen, es ihnen nachzutun, war dementsprechend groß.
    Das Bestattungsunternehmen mit der angrenzenden Kapelle schien auf die Dorfkinder einen ähnlichen Reiz auszuüben wie eine verlassene Geistervilla. Zoes Blick streifte die zerbrochene Scheibe. Sie seufzte. Es sah ganz danach aus, als hätten sie es mit einem dreifachen Mord zu tun. Wenn die drei tatsächlich vor ihrem Unfall ermordet worden waren, stellte sich zwangsläufig die Frage, wie es dem Mörder gelungen war, ihnen Gift direkt in die Lunge zu spritzen. Denn darauf ließen die Einstichstellen schließen. Zwar waren die Körper übersät von Quetschungen und Blessuren in unterschiedlichster Form, worauf sich auch die Pathologen während der Obduktion konzentriert haben mussten. Doch Zoe war davon überzeugt, dass diese winzigen Wunden keine Folge des Unfalls waren. Dazu kam natürlich das Radarbild, das Strater erwähnt hatte und dass erst Stunden nach Eintritt des Todes entstanden war.
    Die naheliegende Erklärung war Gift, dessen Rückstände mit Sicherheit in den Proben gefunden werden würden, da die Gerichtsmediziner nun danach suchten. Dafür würde Strater sorgen. Die Vorstellung, dass ein oder mehrere Mörder in der Gegend frei herumliefen, jagte Zoe Schauer über den Rücken. Jemanden wie Leon Strater in der Nähe zu wissen, erleichterte ungemein. Natürlich in seiner Eigenschaft als Kriminalbeamter.
    Zoe schmunzelte in sich hinein.

    Am nächsten Morgen blieb Zoe nach dem Aufwachen noch eine Weile liegen. Ganz entgegen ihre Gewohnheit rekelte sie sich in ihrem Bett und kam sich dabei kapriziös vor wie eine Prinzessin. In Gedanken ging sie ihre Aufgaben für den Tag durch. Die Beerdigung stand noch bevor, und sie hatte noch jede Menge Arbeit mit den drei Leichen. Damit dürften die nächsten Tage vollends ausgefüllt sein. Je nachdem, welche Ergebnisse Kommissar Strater aus der Gerichtsmedizin mitbringen würde, könnte es sein, dass sie die Körper erneut öffnen musste, um Gewebeproben von den Lungen zu entnehmen. Da Zoe über die entsprechende Zusatzausbildung verfügte, war es nicht notwendig, die Leichen in die Pathologie zu überführen. Sie konnte später einen Gerichtsmediziner herbestellen. Dafür gab es schließlich den Vierundzwanzg-Stunden-Bereitschaftsdienst. Na ja, damit konnte sie sich immer noch beschäftigen, wenn es so weit war.
    Sie wischte den Gedanken an Boris Nauen beiseite. Niemand gehörte weniger hierher als er. Weder in ihr Zimmer noch in ihr Bett und schon gar nicht in ihr Herz. Ob tot oder lebendig. Sie hatte lange genug gebraucht, um mit ihm abzuschließen. Alles, was sie mit ihm noch zu tun hatte, würde sich unten im Behandlungsraum abspielen. Sie spürte, wie sie grimmig die Zähne aufeinanderbiss.
    Für eine Weile gelang es ihr, über die möglichen Folgen des Mordes nachzudenken. Sie war inzwischen davon überzeugt, dass jemand Boris und seine Kumpel umgebracht hatte. Zu viele Indizien sprachen dafür, ob Einstichstellen oder Radarbild. Der unbekannte Steinewerfer schien es auf Zoe abgesehen zu haben, hielt sie womöglich für die Mörderin. Das war absolut lächerlich. Wie sollte sie es angestellt haben, drei Typen gleichzeitig umzubringen? Doch wie war es dem Mörder gelungen? Oder gab es sogar mehrere Täter? Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während sie weiter vor sich hin grübelte.
    Bestimmt würde Strater das herausfinden. Er war schließlich ein Kommissar und kein gewöhnlicher Streifenpolizist wie der Dorfsheriff von Birkheim.
    Ein Schwarm Schmetterlinge flatterte durch ihren Bauch. Eigenartig. Zoe reckte sich behaglich unter ihrer Decke. Der Traumfänger über ihrem Bett warf im morgendlichen Zwielicht phantasievolle Bilder an die Wand. Josh hatte ihr das federgeschmückte Kultobjekt vor Jahren auf einem Flohmarkt gekauft und ihr versprochen, dass sie damit ihre Alpträume loswerden würde. Ihre Mutter hatte damals verächtlich die Nase gerümpft und über diesen lächerlichen Aberglauben geschimpft. Dennoch erkundigte sie sich in

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