Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
Vom Netzwerk:
passiert, fährt er fort. »Der andere schuldete mir Geld.«
    »Und der Daumen gehört einem von ihnen?«
    »Ja. Dem mit den Schulden«, antwortet er und wünscht sich, er hätte sich für vier Opfer entschieden. Oder die zwei, die Adrian am Anfang erwähnt hat. Nein – drei –, wegen des Daumens in dem Glas. Das hier wird schwerer, als er gedacht hat. Er merkt, wie seine Zwei-Zu-Eins-Quote sich zur falschen Seite neigt.
    »Womit hast du ihm den Daumen abgeschnitten?«, fragt Adrian und tritt näher ans Fenster. »Wer war das? Warum hat er dir Geld geschuldet?«
    Mist. Cooper sieht bereits vor sich, wie ihm die Sache immer mehr entgleitet. »Er war ein Freund von mir«, sagt er, »und ich habe ihm vor ein paar Jahren etwas Geld geliehen, aber dann wollte er es nicht zurückzahlen.« Er hat schon öfter Freunden Geld geliehen, und sie haben es stets zurückgezahlt, es war also nicht nötig, jemandem den Daumen abzuschneiden. »Darum habe ich ihn erwürgt, ihm mit einem Messer den Daumen abgeschnitten und ihn vergraben.«
    »Wo hast du ihn vergraben?«
    »Im Wald.«
    »In welchem Wald?«
    »Ist doch egal«, sagt Cooper und lässt die Schultern sinken. »Aber das kann ich ja jetzt wohl vergessen«, sagt er und wendet den Kopf ab, aber nicht ganz, denn er möchte, dass Adrian sieht, was für ein trauriges Gesicht er macht.
    Adrian tritt einen weiteren Schritt vor. »Womit ist Schluss?«
    »Mit dem Morden.« Er drückt seine Stirn gegen das Fenster. »Das, was dir an mir gefällt, kann ich nicht mehr tun.« Es sei denn, du lässt mich raus , fährt Cooper stumm fort. Um das laut auszusprechen, ist es noch zu früh. Immer ganz kleine Schritte. Sonst vermasselt er das hier.
    »Ich hab darüber nachgedacht.«
    »Ja?«, fragt er und hebt den Blick, aufrichtig interessiert.
    »Ja. Ich hab was, das wird dir vielleicht helfen.«
    »Was denn?«
    »Ist eine Überraschung. Ich erzähl’s dir morgen.«
    Immer nur ganz kleine Schritte. Außerhalb von Adrians Blickfeld ballt er die Faust. Er malt sich aus, wie es ist, jemanden zu erwürgen; sein imaginärer Freund hat sich nicht gewehrt, aber wenn er hier rauskommt, möchte er herausfinden, wie sich das bei Adrian anfühlt.
    »Okay, Adrian. Danke«, sagt er, und es fällt ihm schwer, nicht nach der Überraschung zu fragen. »Also, ich wusste immer, dass das Morden irgendwann aufhört.«
    »Denk ich mir«, sagt Adrian und kratzt an einem roten Fleck auf seiner Wange. »Aber das muss es nicht.«
    »Wie denn das? Du bringst doch nicht etwa Leute hierher, damit ich sie töte. Es gibt kaum …«
    Er verstummt, als er Adrians Lächeln bemerkt. Mein Gott, das hat er also vor! Auf einmal ist er sich ganz sicher. Adrians Überraschung ist eine Person, die er töten soll. Bei dem Gedanken zieht sich sein Magen zusammen.
    »Warte bis morgen«, sagt Adrian, und es klingt fast wie eine Bestätigung. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet – warum bist du zum Serienmörder geworden?«
    Ist die Person, die er töten soll, bereits hier? Ein Mann oder eine Frau? Jemand, den er kennt?
    »Cooper?«
    Moment, vielleicht ist das gar nicht schlecht. Vielleicht kann ihm derjenige helfen. Vielleicht können sie einander helfen.
    »Hey, Cooper.«
    »Hä?« Er sieht Adrian an. Der wirkt besorgt.
    »Alles in Ordnung?«
    »Sicher.«
    »Warum bist du zum Serienmörder geworden?«
    »Was?«
    »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Was? Ja, ja, natürlich. Es ist nur so, dass, also, die Frage lässt sich nur schwer beantworten«, sagt Cooper und versucht sich zu konzentrieren, versucht sich ins Gedächtnis zu rufen, was er in all den Jahren gelernt und unterrichtet hat. »Es hat sich so ergeben. Das erste Opfer war mehr oder weniger ein Unfall. Ich bin irgendwo eingebrochen und habe die Wohnung nach Geld abgesucht, und diese Frau, na ja, sie ist einfach zur falschen Zeit nach Hause gekommen.« Das ist eine der Standardantworten. Tagtäglich kommt irgendwo jemand nach Hause, trifft dort einen Fremden an und wird deswegen getötet. Ein Einbrecher steigt irgendwo ein, um Geld zu stehlen und bekommt die Chance, eine neue Karriere einzuschlagen. So was passiert ständig: Einbrecher, die vom Dieb zum Vergewaltiger und dann zum Mörder aufsteigen.
    »So fängt es häufig an«, sagt Adrian und nickt. »Das steht in den Büchern.«
    »Eins führte zum anderen.«
    Adrian hört auf, an dem Fleck in seinem Gesicht zu kratzen und betrachtet seine Finger. »Hast du sie vergewaltigt?«
    »Wie gesagt, eins führte zum

Weitere Kostenlose Bücher