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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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anderen.«
    »Hast du als Kind Tiere getötet?«, fragt Adrian und kratzt weiter.
    »Und du?«
    »Ähm …«
    »Hast du unsere Abmachung vergessen, Adrian? Ich werde deine Fragen beantworten, aber nur wenn du meine beantwortest.«
    »Ich weiß.«
    »War es eine Katze oder ein Hund?«, fragt Cooper.
    »Woher weißt du das?«
    »Aber weiter bist du nicht gegangen, oder? Du hast nie einen Menschen getötet?«
    »Nein, nie«, sagt Adrian und senkt den Blick, doch Cooper weiß, dass er lügt. Adrian ist ein Mörder. Die Chancen, hier rauszukommen, schwinden damit weiter. Hoffentlich waren die Leute, die Adrian getötet hat, nicht die, die er in diesem Raum gesammelt hat.
    »Erzähl mir davon.«
    »Ist lange her«, sagt Adrian. »In der Schule wurde ich ständig fertiggemacht.«
    »Ich auch«, sagt Cooper, obwohl das nicht stimmt. Er wurde nie schikaniert, und er war auch kein Schläger. Er war mehr ein Gespenst – die anderen haben ihn gar nicht richtig wahrgenommen.
    »So ging das ständig. Ich wurde nicht jeden Tag zusammengeschlagen, aber gehänselt schon, und mindestens einmal pro Woche wurde ich verprügelt oder rumgeschubst. Ich habe die Schule gehasst.«
    »Das kann schon hart sein«, sagt Cooper, »andererseits, du hast es überlebt.«
    »Eines Tages haben mich die anderen Kinder übel zusammengeschlagen. Ich musste ins Krankenhaus. Und blieb dort für eine Weile. Sie haben mich immer wieder getreten, bis ich im Koma lag. Das Koma tat nicht weh, aber die Tritte.«
    »Klingt furchtbar«, sagt Cooper, der sich gleichzeitig wünscht, die Kinder hätten die Sache zu Ende gebracht.
    »Es war schrecklich. Ich wollte mich rächen, aber sie waren alle größer als ich, und ich konnte nichts tun. Ich wollte sie umbringen. Ich bin ihnen nach Hause gefolgt, aber, aber … wie gesagt, sie waren alle größer als ich.«
    »Also hast du angefangen, Tiere zu töten?«
    »Haustiere. Ich hab ihre Haustiere getötet. Alle acht Jungs, die mich zusammengeschlagen haben, hatten Haustiere. Katzen oder Hunde. Nachts habe ich mich rausgeschlichen und mich vor ihren Häusern postiert. Es dauerte nur ein paar Tage, bis ich wusste, was für Tiere sie hatten. Ich hatte nicht damit ge rechnet, dass sie alle welche haben, aber so war es.« Adrian tritt an den Couchtisch zurück. Und fängt erneut an, die Bü cher auszurichten. »Acht Katzen und zwei Hunde, einige hatten sogar mehr als ein Tier. Erst nahm ich mir die Katzen vor, an die kam man leichter ran. Mit einer Packung Katzenfutter hab ich sie angelockt, dann hab ich sie auf den Boden gedrückt, in eine Decke gewickelt, damit ich sie nicht sehen musste, und bin auf ihnen rumgetrampelt. Sie zappelten, als hätte man ihnen einen Stromstoß verpasst, und dann bewegten sie sich gar nicht mehr. Jedes Mal wenn ich die Katze wieder aus der Decke wickelte, fühlte sie sich schlaff und warm an, als würde sie tief schlafen. Ich ließ sie bei den Jungs im Vorgarten liegen. Ich bin da ja nicht mehr zur Schule gegangen, und deshalb konnte ich mich fast den ganzen Tag vor ihren Häusern auf die Lauer legen. Ich habe beobachtet, wie sie das Tier begruben, und in der Nacht bin ich zurückgekommen und zu dem Grab gegangen.«
    Cooper sagt keinen Ton. Er merkt, dass sein Mund offen steht. Der Raum stinkt immer noch nach Erbrochenem, und er ist sich sicher, dass ihm gleich wieder schlecht wird. Er holt tief Luft und denkt über das nach, was er gerade gehört hat. »Du bist zurückgekehrt, um die Sache auszukosten?«, fragt er, denn er weiß, dass es unter Serienmördern weitverbreitet ist, die Gräber ihrer Opfer zu besuchen. Ursprünglich nahm man an, dass sie es aus Schuldgefühlen oder Reue tun, doch es stellte sich heraus, dass sie es tun, um die Erregung noch einmal zu durchleben, um sich an ihrer Tat zu weiden. Allerdings nicht wenn die Opfer Tiere sind.
    »Nein. Nicht um es auszukosten«, sagt Adrian.
    »Du hattest ein schlechtes Gewissen?«
    »Nein.«
    Cooper versteht nicht. Es geschieht immer aus einem der beiden Gründe. »Was dann?«
    »Ich hab sie wieder ausgegraben.«
    »Was?«
    »Es ging immer ganz schnell, die Erde war noch locker. Ich habe sie wieder ausgegraben und vor die Haustür gehängt. Und wenn die Leute morgens die Wohnung verließen, fingen sie jedes Mal an zu schreien, und ich hab ein paar Häuser weiter gestanden, um sie zu beobachten. Ich musste jedesmal lange warten, aber es … es hat sich gelohnt. Ihr Gesichtsausdruck war klasse. Eigentlich wollte ich sämtliche Haustiere

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