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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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und er meint, ich solle ihnen ins Gedächtnis rufen, warum ich sie aufgesucht habe – damit sie mir helfen, Emma zu finden. Fast flehend erinnert er mich daran, warum er mich kontaktiert hat. Von dem Blut und dem Haar erzähle ich ihm nichts. Eine Minute nachdem ich aufgelegt habe, ruft Schroder an.
    »Wir gehen einem neuen Hinweis nach«, sagt er. »Ein Augenzeuge hat berichtet, dass ein Pkw vom Parkplatz des Cafés gerast ist, kurz nachdem Emma Feierabend hatte. Der Zeuge musste in seinem Wagen voll auf die Bremsen steigen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.«
    »Hat er das Kennzeichen?«
    »Er hat die ersten zwei Buchstaben. Er meinte, wenn er den Rest erkannt hätte, hätte er den Typen gestern wegen rücksichtslosen Fahrens angezeigt. Er hatte den Vorfall schon wieder vergessen, als heute Abend ein Bericht über Emmas Fall in den Nachrichten kam, und er dachte, es könnte vielleicht wich tig sein. Er hat gesagt, dass es sich um einen roten Viertürer handelte, ungefähr fünf Jahre alt. Weitere Einzelheiten konnte ich ihm nicht entlocken. Hast du dir den Müllcontainer angesehen?«
    »Ja. Rote Lackspuren. Aber wenn er in seinem Auto vom Tatort fortgerast ist, wo ist dann Emmas Wagen?«
    »Das ist die Schlüsselfrage. Hast du noch mal einen Blick in die Melissa-Akte geworfen?«
    »Nein. Ich werde erst Emmas Kommilitonen befragen«, erkläre ich ihm.
    »Dachte ich mir. Du glaubst immer noch, du kannst das besser als wir.«
    »Es ist nicht so, dass …«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagt er. »So hab ich’s nicht gemeint. Hey, vielleicht kannst du es ja tatsächlich besser. Vielleicht ist ja was dran an dem, was du vorhin gesagt hast.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Oder ich bin einfach nur frustriert und müde, mehr nicht. Tatsache ist, du hast einen scharfen Verstand und kannst damit Leben retten«, sagt er, dann legt er auf. Ich hoffe, er hat recht, ich hoffe, dass wir die Dinge in der Stadt ein wenig ins Lot bringen können, indem wir Emma Green lebend wiederfinden.
    Kapitel 14
    Cooper muss sich gut überlegen, was er auf Adrians Fragen antwortet: Was hat dein Interesse für Serienmörder geweckt? Warum wolltest du selbst einer werden? Spontan würde er natürlich sagen, dass er gar kein Serienmörder ist, doch er muss dieses Spielchen mitspielen. Er hat die Regeln dafür zwar nicht festgelegt, aber er kann sie befolgen. Er hat mit seinen Vermutungen schon mal falsch gelegen. Er dachte, dass Adrian ihm den Daumen verkauft hat, doch das ist eindeutig nicht der Fall. Der Daumen ist nur ein Zufall an einem Tag voller beschissener Zufälle. Der Keller kühlt langsam ab. In der Dunkelheit kann er zwar nicht erkennen, ob es hier feucht ist oder ob es Schimmel gibt. Doch er kann ihn förmlich spüren, wie er auf und zwischen den Betonblöcken wächst, die die Wärme aus seinem Körper saugen. Bevor er sich allerdings in das Betttuch auf der Matratze wickelt, erfriert er lieber. Er holt tief Luft und taucht in Adrians Fantasiewelt ein, indem er dessen Frage mit einer Gegenfrage beantwortet. »Weißt du, wie viele Frauen ich getötet habe?«
    Adrian lächelt, weil ein Gespräch in Gang kommt und er kriegt, was er will. Er hebt zwei Finger und sagt: »Zwei. Und den Mann, dem der Daumen gehört. Macht insgesamt drei, von denen ich weiß. Gibt es noch mehr?«
    Sei vorsichtig. Und glaubwürdig. Was wäre eine gute Zahl?
    Mein Gott, es ist, als würde er auf einer dieser Auktionen ein Gebot abgeben. Zehn ist viel zu hoch, doch ihm gefällt die Vorstellung, mehr als drei zu sagen, denn dann hätte Adrian das Gefühl, in ein Geheimnis eingeweiht zu werden. Er entscheidet sich für fünf.
    »Sechs«, sagt er, denn er hat es sich im letzten Moment anders überlegt. »Vier Frauen und zwei Männer.«
    Hoffentlich fragt er nicht nach ihren Namen.
    Sich die Namen auszudenken, wäre kein Problem, nein, aber sie sich zu merken. Er hat schon Mühe, sich den Namen einer Person zu merken, die ihm vorgestellt wird. Er wird auf einige seiner Studenten zurückgreifen. Ihre Namen kennt Adrian bestimmt nicht. Er redet rasch weiter, damit die Namen gar nicht erst zum Thema werden. »Mit den Frauen hatte ich meinen Spaß, und bei den Männern ließ es sich nicht vermeiden.«
    »Warum?«
    »Einer war der Freund von einer der Frauen, er ist mir in die Quere gekommen«, sagt Cooper, dann hält er inne. Er findet, das klingt unglaubwürdig, und Adrian findet das bestimmt auch. Er wartet nur darauf, dass dieser ihn der Lüge bezichtigt, doch da das nicht

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