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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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dieser Kinder töten. Doch man hat mich erwischt, als ich auf Katze Nummer fünf herumtrampelte. Die Polizei wurde verständigt, und alle hielten es für das Beste, dass man mich fortbringt, nicht nur zu ihrer, sondern auch zu meiner Sicherheit. Also hat man mich hierhergeschickt, nach The Grove.«
    »The Grove?«
    »So haben wir es genannt.«
    Eine vergleichbare Geschichte hat Cooper noch nie gehört oder gelesen, und es ist einer jener seltenen Momente in seinem Leben, in dem ihm die Worte fehlen. Aber er hat so eine Ahnung, dass es die nächsten Tage noch eine Menge solcher Momente geben wird. Adrians Verhalten hat nichts mit dem zu tun, was in den Lehrbüchern steht.
    Selbst unter den gegebenen Umständen denkt ein Teil von Cooper, dass die Sache Stoff für einen wissenschaftlichen Artikel abwerfen könnte. Oder sogar für ein Buch. Er muss es nur hier raus schaffen.
    »Kann ich dich was anderes fragen, Adrian?«
    »Jetzt bin ich wieder mit Fragen dran«, antwortet Adrian. »Was für ein Gefühl ist das, wenn du jemanden tötest?«
    Als ob du das nicht wüsstest.
    Er könnte Adrian erzählen, dass er nichts dabei fühlt, weder Ekstase noch Reue, doch er entscheidet sich für eine andere Antwort. »Ich will hören, wie meine Opfer um ihr Leben betteln. Ist das der Grund, warum ich hier bin? Weil du wie ich sein möchtest?«
    »Na ja, niemand möchte wie ich sein«, sagt Adrian. »Ich bin zu durchschnittlich, darum möchte niemand wie ich sein.«
    Adrian hat recht. Wie er zu sein, ist das Letzte, was Cooper möchte. »Ich glaube nicht, dass du durchschnittlich bist, Adrian. Das hier wirkt alles andere als durchschnittlich.«
    Adrian antwortet nicht. Sondern zuckt bloß mit den Schultern, wie das ein Durchschnittstyp eben tun würde, wenn er unschlüssig ist.
    »Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt? Hast du einen Job?«, fragt er und wünschte, er könnte sich Notizen machen.
    »Du glaubst, du kennst die Antwort bereits, was?«, sagt Adrian und schiebt die Bücher herum, sodass sie nicht mehr bündig aufeinanderliegen. »Du hast bereits ein Profil von mir erstellt.«
    Das stimmt. Und das Profil, das Cooper entworfen hat, besagt unter anderem, dass Adrian in einer Anstalt Knöpfe nach Farben sortiert, als Reinigungskraft arbeitet oder eine Invalidenrente bezieht. Hat er einen Führerschein? Ja, denn er hat Cooper hierhergefahren. Hat er Freunde? Nein. Lebt er allein? Ja.
    »Nein, ich habe kein Profil erstellt«, antwortet Cooper. »Ich glaube nur, dass meine Freunde und meine Familie mich vermissen werden. Meine Mutter ist auf mich angewiesen, Adrian, ich kümmere mich um sie.«
    »Du hasst deine Mutter.«
    »Wie kommst du denn darauf?
    »Weil alle Serienmörder ihre Mutter hassen.«
    Stimmt. Die meisten Serienmörder hassen ihre Mutter. Doch Cooper liebt seine.
    »Du hast recht, Adrian, ich hasse meine Mutter«, sagt er und fühlt sich nicht wohl dabei. Die Vorstellung, wie sie herausfindet, dass er verschwunden ist, ist kaum zu ertragen. »Trotz dem ist sie auf mich angewiesen, und ich mache mir Sorgen, wie sie ohne mich zurechtkommen soll. Ich habe Angst um sie.«
    »Alles wird gut. Versprochen.«
    »Und die Polizei? Sie wird nach mir suchen. Hast du daran gedacht?
    Adrian lächelt, und Cooper weiß, dass er das hat. »Darum hab ich mich gekümmert. Deinetwegen. Du willst doch nicht, dass die dich als Serienmörder überführen, ich meine, das willst du doch nicht, oder?«
    »Was für Vorkehrungen hast du getroffen?«
    »Ich bin müde«, sagt Adrian. »Ich bin es nicht gewohnt, lange aufzubleiben. Wenn du willst, können wir uns morgen weiter darüber unterhalten. Ich würde das gerne. Und ich hoffe, du auch.«
    »Klar doch, Kumpel«, sagt er. Adrian zuckt zusammen, und Cooper weiß, dass er es übertrieben hat.
    »Ich bin nicht dein Kumpel«, sagt Adrian. »Du versuchst, mich reinzulegen.«
    Mist. Und jetzt? Es zugeben? Oder das Spielchen weiter treiben? »Stimmt«, sagt er. »Keine Ahnung, woran es liegt, aber zwischen uns hat sich was entwickelt. Komm schon, Adrian, du spürst es doch bestimmt auch, oder?«
    »Du hältst mich für einen Trottel«, antwortet Adrian. Mit diesen Worten wendet er sich ab, rennt die Treppe hinauf und lässt Cooper allein in der Dunkelheit zurück, wütend und von sich selbst enttäuscht.
    Kapitel 15
    Es ist der erste Tag, an dem ich als freier Mann aufwache. Ich lade mein Handy und stärke mich mit einer Schüssel Cornflakes, dann trete ich hinaus in die Hitze, um Emma Green

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