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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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wirklich, was du denkst.«
    »Ehrlich?«
    »Natürlich.«
    Adrian weiß nicht so recht. Bisher hat sich niemand für seine Meinung interessiert. Serienmörder sind schlau, sie sind … wie sagt man? Man-ip-u-la-tif. Oh ja, das sind sie, und plötzlich ist er sich nicht mehr so sicher, ob Cooper ihn wirklich für einen coolen Typen hält. Er muss vorsichtig sein.
    »Was hat dein Interesse an Serienmördern geweckt? Warum wolltest du selbst einer werden?«, fragt er und setzt sich auf die Couch, in den Schein der Lampe, damit Cooper es ihm erzählt.
    Kapitel 13
    Das Haus, in dem sich Emma Greens Wohnung befindet, sieht genauso aus, wie man sich eine Studentenbehausung vorstellt; heruntergekommen, ungemähter Rasen, verdreckte Fenster und überquellende Recycling-Tonnen voller Bierdosen und Weinflaschen, die neben der Haustür Wache stehen. In diesem Studentenviertel spiegelt der Alkoholkonsum den sozialen Status wider: Je mehr man trinkt, desto cooler ist man und desto enger ist man miteinander befreundet. Donovan Green hat Emmas Mitbewohnerin mein Kommen bereits angekündigt. Ich stelle ihr und ihrem Freund meine Fragen, sowie ein paar seiner Freunde, die, statt die Vorlesung zu besuchen, im Wohnzimmer abhängen und was trinken. Sie hoffen für Emma das Beste, obwohl sie das Schlimmste befürchten. Die Möbel stammen alle vom Sperrmüll. Ich verzichte darauf, mich zu setzen. Die Wohnung stinkt nach Zigarettenqualm. Und die Jungs stapeln ihre gerade geleerten Bierdosen auf dem Couchtisch zu einem Turm. Emmas Mitbewohnerin ist ein hübsches Mäd chen mit federndem blondem Haar, frisiert im Stil einer aktuel len Sitcom. Sie zupft die ganze Zeit Hautfetzen von ihren Nägeln und lässt sie auf den abgewetzten Teppich fallen.
    Während wir uns unterhalten, reibt sie sich die Augen, die Wimperntusche darunter ist verschmiert. Meine Frau hat das immer Pandaaugen genannt; manchmal, wenn wir uns gestritten haben, sah sie auch so aus. Glücklicherweise kam das nur selten vor. Das Mädchen erzählt über Emma ungefähr das Glei che wie Donovan: dass sie eine kluge junge Frau ist und sich dank ihrer Überredungskunst aus jeder Lage befreien kann.
    »Vor einer Woche hat sie sogar einen Polizisten umgestimmt, der sie wegen zu schnellen Fahrens aufschreiben wollte«, sagt sie. »Sie hat ihm erzählt, dass sie schnell ins Krankenhaus müsse, weil ihre Mutter dort wegen Krebs behandelt wird.«
    »Das wusste ich nicht.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das ist es ja. Ihre Mutter hat gar keinen Krebs. Emma ist davon überzeugt, dass jeder jemanden kennt, der Krebs hat oder daran gestorben ist. Damit kann man sich in jeder Lebenslage herausreden, denn die Leute fühlen mit einem mit und können das nachempfinden. Sie hat das ganze letzte Jahr Texte über Psychologie gelesen, obwohl ihr Studium erst vor ein paar Wochen begonnen hat. Sie weiß, wie die Leute ticken, wissen Sie.«
    Obwohl ich mit jedem rede, erfahre ich nur, was ich sowieso schon weiß. Die Jungs interessieren sich mehr für das Ballerspiel auf dem Breitbildfernseher; ihre Daumen huschen über die Gamecontroller, während sie auf das Geschehen starren. Sie haben den Ton leise gestellt, sodass wir uns wenigstens unterhalten können. Vor zwei Tagen ist Emma nach dem Aufstehen zur Uni aufgebrochen. Im Anschluss an die Vorlesung hat sie mit zwei Freundinnen zusammen Mittag gegessen. Dann ist sie zur Arbeit gefahren, zu ihrer Vierstundenschicht im Café. Und dort wurde sie entführt.
    Die Akte, die Schroder mir gegeben hat, enthält Informationen, die Donovan Green nicht kennt. Die Polizei hat den Parkplatz hinter dem Café abgesucht und ist dabei auf eine Puderdose gestoßen sowie auf einen frischen Blutfleck, in dem Hautpartikel und Haare klebten. Die Mitbewohnerin hat die Puderdose als Emmas identifiziert. Die Haarfarbe stimmt mit der von Emma überein, die Blutgruppe ebenfalls. Der DNS-Test dauert mehrere Wochen, aber man kann davon ausgehen, dass beides von ihr stammt. Es deutet alles auf einen Kampf hin. Emma hat ihre Tasche fallen lassen, und dabei ist die Puderdose herausgekullert. Sie ist mit dem Kopf auf den Boden geknallt – oder wurde auf den Boden geknallt.
    Vom Müllcontainer, den ich untersucht habe und der von einem Auto gestreift wurde, hat man Lackproben genommen. Sie sind rot; Emmas Wagen hingegen ist gelb. Wenn jemand mit Emma im Kofferraum seines Autos vom Tatort fortgerast ist, warum ist er dann noch mal zurückgekehrt, um ihres zu holen? Wahrscheinlich hatte

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