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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Haus gehen können. Ich weiß es. Und wenn ich auf einem Bein hineingehumpelt wäre, egal, ich hätte Emma da rausholen können. Stattdessen habe ich mich von diesen beiden Männer fortziehen lassen. Ich hätte mehr tun können.
    Ich versuche, die Sache positiv zu betrachten. Positiv ist, dass ich Emma nicht gesehen habe, das heißt, sie war vielleicht gar nicht im Haus. Positiv ist, dass ich noch lebe.
    Es reicht ein Sanitäter, um mich zu verarzten, sein Kollege steht draußen bei den anderen. Mein Knie ist durch den Aufprall auf die doppelte Größe angeschwollen und lässt sich kaum bewegen. Der Sanitäter ist Mitte dreißig und vollkommen kahl, er hat so viel Sonnencreme auf seine Kopfhaut aufgetragen, dass sie glänzt und sich die Wände des Krankenwagens darin spiegeln. Er verabreicht mir Entzündungshemmer und Schmerzmittel, und auch wenn die Schwellung bleibt, lassen die Schmerzen ein wenig nach. In die Hand injiziert er mir ein Betäubungsmittel, dann zieht er ein paar Glassplitter heraus und reinigt die Wunde.
    »Das muss genäht werden«, sagt er.
    »Können Sie das nicht machen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Dafür müssen Sie ins Krankenhaus.«
    Jetzt schüttle ich den Kopf. »Dafür hab ich keine Zeit. Können Sie die Wunde nicht zusammenflicken?«
    »Ihr Cops seid alle gleich«, sagt er und wickelt etwas Mull und Watte um meine Hand, dann verbindet er sie. »Wenn Sie nicht wollen, dass es schlimmer wird, sollten Sie es heute noch nähen lassen.«
    »Ich versuch mein Bestes.«
    »Gut. Und bis dahin achten Sie darauf, dass die Hand nicht nass wird«, sagt er zu mir, »und versuchen Sie, sie nicht zu benutzen.«
    »Auch nicht beim Schwimmen?«
    »Soll das ein Witz sein?«, fragt er.
    »Ja«, sage ich, doch solange das Feuer noch brennt, klingt irgendwie kein Witz komisch.
    »Wenn sie sich infiziert, wird Ihnen das Lachen schon noch vergehen«, sagt er, »erst recht wenn sie amputiert werden muss.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein.«
    »Ich sorge dafür, dass sie sauber und trocken bleibt, versprochen.«
    An den Füßen habe ich leichte Verbrennungen. Er reibt sie mit Wundsalbe ein und verbindet sie. Während ich verarztet werde, steht Schroder draußen vor dem Krankenwagen; die Fortsetzung unserer kleinen Debatte, die wir eben hatten, muss warten. Ich habe Blasen an den Händen, weil ich die Flammen an meinem Hosensaum ausgeklopft habe. Es wird nur ein paar Tage dauern, bis alles verheilt ist, abgesehen von der Schnittverletzung in meiner Handfläche. Das dauert mindestens eine Woche – falls ich es schaffe, sie nähen zu lassen. Nachdem mich der Sanitäter notdürftig verarztet hat, hilft er mir aus dem Wagen, und ich lehne mich dagegen, ohne mein verletztes Bein zu belasten. Ich nehme meine Schuhe vom Boden des Fahrzeugs. Das Leder ist verschmort, und die Enden der Schnürsenkel und die Sohlen sind geschmolzen. Sie passen perfekt zu meinen neuen Bandagen.
    Schroder tritt auf mich zu und legt mir die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid«, sagt er. »Und falls es hilft: Wir wissen nicht, ob sie im Haus war.«
    »Ich hätte sie retten können«, sage ich.
    »Aha«, sagt er und nimmt seine Hände fort. »Dann muss ich jetzt wohl mal ein Machtwort sprechen. Du hast es verbockt, Tate«, sagt Schroder. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand versucht, dich in Brand zu stecken.«
    »Man wird eben schnell mit mir warm«, sage ich.
    »Mein Gott, Tate, es hätte sehr viel schlimmer kommen können.«
    »Schön, danke für deine Anteilnahme.«
    »Spar dir das. Ich meine, dabei hätten noch andere Leute verletzt werden können, Tate. Womöglich wäre jemand ins Haus gestürzt, um dich zu retten, obwohl du dort überhaupt nichts zu suchen hattest.«
    »Ich habe dir gesagt, warum ich im Haus war. Habt ihr schon ein Bild von Riley?« Er hält es in die Höhe, und es passt zu dem Cooper, den ich auf ein paar Fotos im Haus gesehen habe, Cooper mit Freunden, mit der Familie, Cooper im Urlaub, aber kein Cooper, der bei lebendigem Leib verbrannt oder in seiner Auffahrt überfallen wird. Das Bild könnte aus seinem Uni-Ausweis stammen. Cooper hat einen kurzen grauen Bart und eine Halbglatze.
    Ich schüttle den Kopf. »Das ist nicht der Typ, den ich gesehen hab. Der war zehn oder fünfzehn Jahre jünger.«
    »Wer war es dann?«
    »Wie gesagt, ich konnte ihn nicht besonders gut erkennen, nur von oben, aber dieser Mann war es ganz bestimmt nicht«, sage ich und deute mit dem Kopf auf das Foto.
    »Okay. Setz dich mit

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