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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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wurde? Was, wenn er vorhatte, wiederzukommen?«
    »Wiederkommen? Du glaubst doch nicht etwa, dass sie in seinem Haus aufgenommen wurden?«
    Ich schüttle den Kopf. »Wohl kaum. Sie ist nicht geknebelt. Diese Bilder stammen von einem Ort, wo niemand ihre Schreie hören kann.«
    »Wir werden bald erfahren, ob bei dem Feuer jemand verbrannt ist.«
    »Hör zu, Carl, es gibt noch eine andere Verbindung.«
    »Zu wem?«, fragt er. Ich reiche ihm die Akte. »Natalie Flowers«, sagt er, während er das Bild betrachtet. »Wer ist das, eine weitere von Rileys Studenten?«
    »War sie mal.«
    »War? Was ist passiert, ist sie auch verschwunden?«
    »In gewisser Weise.«
    »Geht’s auch etwas konkreter?«
    »Schau dir das Foto mal genauer an.«
    Er tut es, aber er kapiert immer noch nicht. »Was halte ich hier in den Händen? Glaubst du, Riley hat sie auch entführt?«
    »Ich denk schon. Nur ist die Sache nicht so gelaufen wie bei Emma Green. Erkennst du sie nicht?«
    »Sollte ich?«
    »Ja.«
    »Schön, hör auf rumzudrucksen«, sagt er, »und sag, was du zu sagen hast.«
    Also sage ich es ihm. Wie beim ersten Blick auf die Fotos weicht die Farbe erneut aus seinem Gesicht. Er betrachtet das Bild noch genauer, dann fängt er langsam an zu nicken. Ich er zähle ihm von den Professor-Mono-Witzeleien und von seinem krankheitsbedingten Fehlen vor drei Jahren, genau als seine Frau ihn verlassen hat und Natalie Flowers verschwunden ist. Ich erzähle ihm von der Kette der Ereignisse, die dazu geführt haben, dass ich ihm die Akte überreichen konnte.
    »Mannomann«, sagt er, und mehr fällt ihm erst mal nicht dazu ein. »Du glaubst, dass Melissa X irgendwie in die Sache verwickelt ist? Du glaubst, dass sie diejenige ist, die Cooper entführt hat?«
    »Nein. Auf keines ihrer Opfer wurde ein Elektroschocker abgefeuert, und sie hat auch nicht sein Haus abgebrannt.«
    Schroder zieht ein Paar Latexhandschuhe über. Dann öffnet er die Schubladen und fängt an, sie zu durchsuchen. Schließlich nimmt er sie ganz heraus und stellt sie auf die Schreibtischplatte. Er sieht auf Rück- und Unterseite nach, ob dort etwas angebracht wurde, das den Augen normalerweise verborgen bleibt. Die Leute halten sich immer für clever, wenn sie an solchen Stellen etwas verstecken; unter Schubladen, unter dem Teppich, hinter Büchern, über einer Zwischendecke oder im Spülkasten einer Toilette. Alles Stellen, an denen die Beamten nicht nachgesehen haben, weil Cooper bis gerade eben nur eine vermisste Person war. Niemand, der Melissa X kannte, niemand, der Emma Green gefesselt und fotografiert hat.
    »Und was ist mit dem Wagen?«, fragt er. »Mit dem Lack am Müllcontainer. Der Zeuge hat ausgesagt, dass der Fahrer mit Karacho auf die Straße geschossen ist. Das muss gewesen sein, kurz nachdem Emma Feierabend gemacht hat.«
    »Keine Ahnung«, sage ich.
    »Vielleicht gibt es da gar keinen Zusammenhang.«
    »Schon möglich, aber wie du gesagt hast, es war ungefähr zur selben Zeit.« Ich steige auf den Tisch und belaste dabei nur mein rechtes Bein. Dann drücke ich die Deckenplatte nach oben.
    »Was zum Henker machst du da? Überlass das mir«, sagt Schroder.
    Ich greife in den Hohlraum und bete, dass ich nicht von einer Ratte gebissen werde. Ich taste mit den Fingern darin herum, kann jedoch nichts finden. Als Schroder mir runterhilft, wird mein Knie leicht gestaucht. Er sucht weiter unter den Schubladen. Und ich wuchte den Aktenschrank von der Wand fort. Auf der Rückseite klebt ein USB-Stick. Ich dachte, Cooper wäre anders, ich dachte, er wüsste, was sich nicht als Versteck eignet. Aber entweder hat er nicht damit gerechnet, dass man sein Büro durchsucht, oder er war überzeugt, sein Versteck wäre gut genug. Schroder hört auf zu suchen, ich reiche ihm den Stick, und dann stehen wir da und betrachten ihn. Als könnten wir die schlechten Neuigkeiten, die darauf gespeichert sind, abwehren, indem wir ihn nicht einstöpseln. Wir wissen, dass es schlechte Neuigkeiten sind – wir machen unseren Job beide lange genug, um ein Gespür dafür zu haben, was uns erwartet. Das Schreckliche ist nicht, sich die Bilder anzuschauen, sondern die Anzahl. Wie viele hat Cooper noch getötet?
    Schroder steckt den USB-Stick in den Computer. Das erste Bild wird geladen, und er klickt auf den Pfeil, um das zweite aufzurufen, und dann das dritte. Insgesamt sind es dreißig Bilder. Alle von demselben Mädchen, und es ist schrecklich. Dennoch sind wir froh darüber. Zunächst ist sie

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