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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Computer.
    Ich rufe die Artikel über Natalie Flowers auf. Sie wurde vor knapp drei Jahren als vermisst gemeldet, doch die Polizei ist der Sache nicht nachgegangen. Laut den Artikeln hat Natalie ihre Konten leer geräumt, all ihre Klamotten gepackt und ist aus ihrer Wohnung ausgezogen. Ihrer Mitbewohnerin hat sie erklärt, dass sie woanders unterkomme. Nichts daran schien ungewöhnlich. Ihre Eltern meldeten sie als vermisst und flehten ihre Tochter über die Medien an, nach Hause zu kommen.
    Acht Jahre zuvor war Melissa Flowers, Natalies Schwester, von einem Polizeibeamten vergewaltigt und getötet worden. Melissa Flowers war dreizehn Jahre alt, für manche eine Unglückszahl, für sie erst recht. Ich kann mich noch an den Fall erinnern. Ich kannte den Beamten nicht, aber danach wusste ich alles über ihn. Es gab keine Ermittlungen, denn eine Stunde nach der Tat legte er in Form einer Mitteilung ein Geständnis ab und jagte sich eine Kugel in den Kopf; seine Leiche fand man neben dem nackten jungen Mädchen. In der Nachricht entschuldigte er sich für die Tat und erklärte, was er getan hatte, ohne jedoch einen Grund dafür zu nennen. Das ganze Land war völlig geschockt. Was auch immer in jener Nacht vor drei Jahren mit Cooper Riley geschehen ist: Ich glaube, dass Natalie Flowers damals gestorben ist und dass Melissa X geboren wurde. Sie ließ ihr altes Leben hinter sich und fing ein neues an. Entweder ist in ihrem Inneren etwas zerbrochen, oder die Erregung über ihre eigene Tat hat etwas in ihr entfacht, und sie brauchte mehr davon. Drei Jahre später sollte sie Detective Calhoun ermorden, während der Schlächter von Christchurch sie dabei filmte, und sie sollte weitertöten. Vielleicht ist ja durch Coopers Attacke auf Natalie das, was nach dem Mord an ihrer Schwester in ihr zerbrochen war, endgültig kaputtgegangen. Von nun an war sie nicht mehr Natalie. Aus ihr wurde Melissa, und Melissa wollte Rache für das, was der Polizeibeamte getan hatte. Gibt es außer der Uniform sonst noch eine Verbindung zwischen den Männern, die Natalie umgebracht hat? Haben diese Männer sie an den Mann erinnert, der ihre Schwester getötet hat?
    Ich lese die übrigen Artikel über die beiden, aber sie liefern keine Antworten. Also suche ich nach einer Verbindung zwischen Cooper Riley und Pamela Deans, doch bevor ich etwas finden kann, klopft es an der Tür. Es ist der Polizeizeichner. Wir setzen uns an den Küchentisch, und er macht sich an die Arbeit, während ich weiter über Cooper Riley und Pamela Deans nachdenke. Ich versuche dahinterzukommen, was für eine Verbindung zwischen ihnen bestehen könnte. Leider ohne Ergebnis.

    Kapitel 24
    Cooper Riley hat keine sechs Menschen getötet, wie er Adrian erzählt hat, doch sechs klang um einiges besser als die Wahrheit – nämlich einen. Aber hier ging es nicht um die Wahrheit, es ging darum, einem Mann zu entkommen, der unter extremen Wahnvorstellungen leidet. Natürlich war Cooper mit einem Mord kein Serienmörder, auch wenn ein zweites Opfer gefesselt auf ihn wartete. So gesehen hat er nicht gelogen, als er Adrian zunächst sagte, er wäre kein Serienmörder. Aber jetzt ist er das wohl, denn jetzt hat er auf zwei erhöht.
    Er wollte dem Mädchen, das ihn befreit hat, wirklich helfen, aber womöglich ist die Polizei im Besitz der verschwundenen Kamera; vielleicht hat sie die Fotos von ihm und Emma Green gesehen, vielleicht hat sie sein Büro durchsucht und die Bilder von ihm mit Jane Taylor entdeckt. Er muss das herausfinden, bevor er die Polizei aufsucht. Hätte er jedoch das Haus in Begleitung des Mädchens verlassen, was hätte er ihr erzählen sollen, damit sie den Mund hält, bis er überzeugt wäre, dass die Polizei ihn nicht für einen Mörder hält. Sobald sie entkommen wären, hätte sie Hilfe gerufen. Er kann sie einfach nicht mitnehmen. Es wäre zu riskant.
    Das Messer steckt tief im Bauch des Mädchens. Sie hat die Augen weit aufgerissen, und er kann sehen, wie dahinter alle möglichen Gedanken und Gefühle vorbeijagen, vor allem ihr Bedauern, dass sie die Tür geöffnet hat. Inzwischen hat sie ihren Widerstand aufgegeben. An den Rändern der Klinge läuft Blut hinunter und wärmt seine Hände, denn als er ihr das Messer in den Körper gerammt hat, hat er es glatt fertiggebracht, sich selbst zu verletzen: Seine Hand ist nach vorne geschossen, und dabei ist die dünne Haut zwischen Daumen und Zeigefinger über die Schneide gerutscht. Er lässt es wieder los und umfasst

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