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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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verängstigt und bekleidet, und schließlich nackt und tot. Laut den Datumsangaben auf den Dateien sind die Fotos im Verlauf ihrer letzten Wochen aufgenommen worden. Sie liegt auf demselben Fußboden wie Emma Green. Die Fotos erscheinen in chronologischer Reihenfolge, und sie anzuschauen ist so, als würde man eine Geschichte lesen. Sie zeigen, wie das Mädchen von Tag zu Tag blasser wird. Sie verliert an Gewicht, bekommt Blasen und Ausschlag im Gesicht, und auf ihrer Haut zeichnen sich schmerzhafte Striemen ab. Sieben Tage Hölle. Sieben Tage, in denen man weiß, dass man sterben wird, und trotzdem das Beste hofft. Auf allen Fotos hat sie Klebeband über den Augen, nur auf dem letzten nicht. Cooper hat seinen Spaß daran, nicht gesehen zu werden, aber sich mit seinen Opfern zu unterhalten. Ich wette, der Scheißkerl hört gerne, wie sie weinen oder um ihr Leben betteln.
    »Sie ist noch am Leben«, sage ich zu Schroder.
    »Was?«, fragt er gedankenverloren.
    »Ich sagte, sie ist noch am Leben. Emma Green. Wenn er mit ihr das vorhat, was er mit diesem Mädchen getan hat …«
    »Jane Tyrone«, sagt er.
    »Was?«
    »So heißt das Mädchen«, sagt er und tippt auf den Monitor. »Sie ist vor fast fünf Monaten verschwunden. Sie war Kassiererin in der Bank, die kurz vor Weihnachten überfallen wurde. Dabei wurde eine Frau erschossen und getötet.«
    »Dachtest du, sie hätte was mit dem Überfall zu tun?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Sie ist drei Monate vor dem Überfall verschwunden. Ihr herrenloser Wagen wurde in einem Parkhaus in der Stadt entdeckt, ihre Schlüssel lagen im Kofferraum. Daneben befanden sich Blutspuren. Was auch immer ihr zugestoßen ist, dort hat es angefangen.« Er wendet sich zum Fenster und starrt auf dasselbe Panorama wie ich vorhin. »Er hat sie eine Woche lang gefangen gehalten«, sagt er. »Sie hat eine ganze Woche lang gebetet, dass wir sie finden, doch das haben wir nicht.«
    »Emma Green hofft dasselbe«, sage ich zu ihm. »Komm schon, Carl, sie muss noch am Leben sein. Wir haben zwei Fotos von ihr aus dieser Kamera. Er hat sie noch nicht auf den USB-Stick kopiert. Er war noch nicht mit ihr fertig.«
    »Und Melissa X?«
    »Ich glaube, dass sie vor drei Jahren Rileys erstes Opfer war, doch die Sache ist schiefgelaufen, und sie hat sich gewehrt. Er behielt es für sich, denn was sollte er sagen? Dass ihn eine Frau angegriffen hat, die er vergewaltigen und töten wollte?«
    »Und du glaubst, das war für sie der Auslöser?«
    »Weiß nicht«, sage ich. »Sie könnte Gefallen daran gefunden haben, Böses zu tun, und hat vielleicht damit weitergemacht. Ich glaube, es gibt von ihr keine Bilder, weil sie die Erste war und er aus einem Impuls heraus gehandelt hat. Danach hatte Cooper zu große Angst, es noch mal zu versuchen. Möglicherweise hat er drei Jahre gebraucht, um den Mut dafür aufzubringen.«
    »Aber was zum Henker ist mit ihm passiert? Wer hat Cooper entführt und sein Haus niedergebrannt?«
    »Vielleicht jemand, dem Cooper in der Vergangenheit was angetan hat. Und was ebenfalls keinen Sinn ergibt: Warum hat derjenige nach Coopers Entführung einen Tag gewartet, bevor er das Haus abgebrannt hat? Und warum benutzt er Emma Greens Wagen?«
    »Was, wenn Cooper sein Haus selbst abgefackelt hat, um Beweise zu beseitigen, seine Entführung nur vorgetäuscht und sich aus dem Staub gemacht hat?«
    »Dafür gibt es keinen Grund«, sage ich. »Niemand war hinter ihm her. Er ist nur deshalb zum Verdächtigen geworden, weil er nicht zur Arbeit erschienen ist. Und warum sollte er sein Haus abfackeln und die da«, ich nicke Richtung Fotos, »in seinem Büro zurücklassen?«
    »Sie lagen nicht gerade offen herum.«
    »Trotzdem, er würde nicht versuchen, einen Tatort zu säubern, indem er ihn abfackelt, ohne gleichzeitig den USB-Stick zu beseitigen.«
    »Doch. Wenn er das Mädchen in seinem Haus getötet hätte«, meint er.
    »Dann hätte er seine Kamera nicht in der Auffahrt liegen lassen; außerdem gibt es einen Zeugen, der gesehen hat, wie er entführt wurde. Und das, was ich gefunden habe, waren definitiv die Identifikationsschnipsel eines Elektroschockers.«
    »Okay, und was ist mit Donovan Green? Er hätte es tun können.«
    »Schon möglich«, antworte ich, »aber warum sollte er dann wegen der Sache zu mir kommen?«
    »Weil er ein Alibi braucht. Um den Eindruck zu erwecken, er wüsste nicht, was mit seiner Tochter passiert ist. Glaubst du, er wäre zu so etwas fähig?«
    »Keine Ahnung«,

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