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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nichts. Dann wurde ihm plötzlich klar, was Runberg da sagte: Lillemor, Barbie, war die Tochter des zweiten Mordopfers. Acht Jahre später hatte sie den Mörder wiedergesehen.
    Als Mellberg die Bank betrat, war er so zuversichtlich und vergnügt wie seit Jahren nicht mehr. Normalerweise hatte er etwas gegen Geldverschwendung, und nun wollte er zweihunderttausend Kronen ausgeben – ohne mit der Wimper zu zucken. Er kaufte sich schließlich eine Zukunft mit Rose-Marie. Immer wenn er die Augen schloss – und das tat er in der letzten Zeit recht häufig bei der Arbeit –, roch er den Duft von Hibiskus, Sonne, Salzwasser und Rose-Marie. Er konnte sein Glück kaum fassen. Im Juni würden sie die Wohnung zum ersten Mal sehen und vier Wochen dort bleiben. Er zählte bereits die Tage.
    »Ich möchte zweihunderttausend Kronen überweisen.« Erschob der Bankangestellten mit stolzgeschwellter Brust einen Zettel mit der Kontonummer über den Tresen. Nicht viele hatten sich von ihrem Polizeigehalt so viel zusammengespart, aber Kleinvieh machte eben auch Mist, und so war eine ordentliche Summe zusammengekommen. Genauer gesagt, zweihunderttausend Kronen. Rose-Marie legte genauso viel drauf. Den Rest konnten sie sich leihen, hatte sie gesagt. Gestern am Telefon hatte sie noch einmal betont, wie wichtig es sei, dass sie schnell zuschlugen. Es habe nämlich noch ein anderes Paar Interesse an der Wohnung angemeldet.
    Die Formulierung ging ihm runter wie Öl. »Ein anderes Paar.« Nun hatte er doch tatsächlich auf seine alten Tage eine Partnerin gefunden. Er schmunzelte. Rose-Marie und er konnten sich im Bett durchaus mit der Jugend messen. Sie war wunderbar. In jeder Hinsicht.
    Plötzlich kam ihm eine brillante Idee. »Wie viel habe ich noch auf dem Konto?« Er konnte es kaum erwarten.
    »Sechzehntausendvierhundert.« Mellberg überlegte einen winzigen Moment, bevor er eine Entscheidung traf.
    »Ich will alles abheben. In bar.«
    »Bar?« Die Bankangestellte sah ihn fragend an, aber er nickte eifrig. In seinem Kopf reifte ein Plan. Gewissenhaft steckte er die Geldscheine in die Brieftasche und machte sich wieder auf den Weg zur Dienststelle. Er hatte gar nicht geahnt, dass es so viel Spaß machen könnte, Geld auszugeben.
    »Martin.« Atemlos stürmte Patrik in das Zimmer seines Kollegen.
    »Martin.« Patrik musste sich erst mal hinsetzen und Luft holen.
    »Hast du einen Sprung in der Platte?« Martin grinste. »Du solltest was gegen dieses Keuchen unternehmen.«
    Patrik machte eine abwehrende Handbewegung. Es war nicht der richtige Moment für Frotzeleien.
    »Siegehören zusammen.«
    »Wer gehört zusammen?« Martin fragte sich, was in Patrik gefahren war. Er wirkte ganz durcheinander. »Unsere Mordermittlungen!« Martin zog die Augenbrauen hoch. »Hm. So weit waren wir doch bereits. Trunkenheit am Steuer ist der gemeinsame Nenner …«
    »Das meine ich nicht. Unsere separaten Mordermittlungen. Der Mord an Lillemor hängt mit den anderen Fällen zusammen. Es ist derselbe Täter.«
    Patrik musste vollkommen durchgedreht sein. Martin fragte sich besorgt, ob es vielleicht stressbedingt war. Der ganze Druck in der letzten Zeit, die Aufregung wegen der Hochzeit. Niemand war unbeschränkt belastbar …
    Patrik schien Martins Gedanken zu lesen. »Sie hängen zusammen, sage ich. Hör zu!«
    Er berichtete, was Vilgot Runberg ihm erzählt hatte. Martin hörte ihm mit wachsendem Erstaunen zu, aber er traute seinen Ohren kaum. Was Patrik ihm auftischte, klang einfach zu unwahrscheinlich.
    »Du meinst also, Jan-Olov Persson ist das zweite Mordopfer und der Vater von Lillemor Persson. Und Lillemor Persson hat den Mörder gesehen, als sie zehn Jahre alt war.«
    »Ja.« Patrik war erleichtert, dass bei Martin endlich der Groschen gefallen war. »Ich bin ganz sicher! Denk an ihr Tagebuch. Sie hat jemand wiedererkannt, konnte ihn aber nicht richtig einordnen. Nach einer kurzen Begegnung vor acht Jahren, als Zehnjährige, kann sie nur ein sehr verschwommenes Bild von ihm gehabt haben.«
    »Aber der Mörder wusste, wer sie war, und fürchtete, das Bild könnte allmählich klarer werden.«
    »Und deswegen musste er sie umbringen, bevor sie ihn erkannte und ihn mit dem Mord an Marit in Zusammenhang brachte.«
    »Undmit den anderen Morden«, ergänzte Martin aufgeregt.
    »Stimmt genau. Stimmt doch, oder?« In Patriks Stimme schwang die gleiche Aufregung mit.
    »Das bedeutet, wenn wir den Mörder von Lillemor Persson finden, lösen wir auch die anderen

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