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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Tochter gackern. Jetzt, wo Anna langsam auf die Beine kam, konnte sie sich über das alles wieder freuen.
    Alser mit zehnminütiger Verspätung ankam, saß sie bereits am Tisch. Die Hose, die er unter den Sofapolstern plattgedrückt hatte, war nicht ganz so leicht abzubürsten gewesen, wie er erwartet hatte. Am Hosenbein hatte ein dicker Kaugummi geklebt. Mit Elan und einem scharfem Küchenmesser hatte er ihn jedoch wieder abgekriegt. Nun sah der Stoff zwar etwas mitgenommen aus, aber wenn er das Jackett ein Stück nach unten zog, würde es gehen. In der blitzblanken Glasscheibe eines gerahmten Bildes betrachtete er ein letztes Mal sein Spiegelbild. An diesem Abend hatte er sich die Haare besonders kunstvoll auf seiner Platte drapiert. Kein Stück seines glänzenden Schädels durfte zu sehen sein. Zufrieden stellte er fest, dass er sein Alter und seine Haarpracht mit Würde trug.
    Aufs Neue war er überrascht, dass sein Herz bei ihrem Anblick einen Sprung machte. Wann hatte er zuletzt ein solches Klopfen in der Brust verspürt? Was berührte ihn so stark an dieser in die Jahre gekommenen, etwas molligen Frau? Es konnten eigentlich nur die Augen sein. Blauere Augen hatte er noch nie gesehen, und vor dem Rot ihrer Haare strahlten sie so richtig. Wie verhext sah er sie an und reagierte zuerst gar nicht auf ihre ausgestreckte Hand. Dann fing er sich wieder, machte eine altmodische Verbeugung, nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Er erkannte sich selbst nicht wieder. Welcher Teufel hatte ihn da denn geritten? Doch die formvollendeten Manieren fanden Anklang bei seiner Abendbegleitung. Ein warmes und schönes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. Er hatte nichts verlernt. Noch wusste er, was Frauen schwach machte.
    »Was für ein nettes Restaurant. Hier war ich noch nie«, sagte sie mit sanfter Stimme, während sie gewissenhaft die Speisekarte studierten.
    »Das ist ein erstklassiges Lokal, das will ich meinen.« Mellberg plusterte sich auf, als wäre er selbst der Besitzer.
    »Das hört sich alles so lecker an.« Ihre Augen wander tenzwischen den vielen Köstlichkeiten auf der Speisekarte hin und her. Beim Anblick der Preise verspürte er einen Anflug von Panik. Doch als er in Rose-Maries Augen blickte, kam sein nervöser Magen wieder zur Ruhe. Heute Abend spielte Geld keine Rolle.
    Sie blickte aus dem Fenster zum Heimathof. »Finden dort nicht heute Abend Festivitäten statt?«
    »Ja, diese Fernsehleute veranstalten irgendeinen Zirkus. Normalerweise bleiben uns derartige Veranstaltungen hier erspart, dafür ist Strömstad zuständig. Meine Kollegen kümmern sich um die Alkoholexzesse und die anderen unvermeidlichen Schweinereien.«
    »Rechnen Sie mit Problemen? Können Sie sich wirklich einen freien Abend erlauben?« Rose-Marie machte ein besorgtes Gesicht.
    Mellberg schnaufte und blies sich gleich noch ein Stückchen mehr auf. Wie angenehm, sich in Anwesenheit einer schönen Frau so wichtig vorzukommen. Seit er unverschuldet nach Tanum versetzt worden war, passierte ihm das viel zu selten. Aus irgendeinem Grund hatten die Leute hier Schwierigkeiten, seine Qualitäten zu erkennen.
    »Zwei Leute aus meiner Mannschaft behalten den Klimbim im Auge. Wir können also in aller Ruhe essen. Ein guter Chef muss delegieren können, und ich wage von mir selbst zu behaupten, dass dies meine beste Eigenschaft ist.«
    Rose-Maries Lächeln bewies, dass sie keine Zweifel an seinen hervorragenden Führungsqualitäten hegte. Es versprach wirklich ein sehr netter Abend zu werden.
    Mellberg warf noch einen Blick auf den Heimathof. Dann schob er alle Gedanken an die dortige Veranstaltung beiseite. Sollten sich doch Martin und Hanna damit befassen. Er wollte sich angenehmeren Dingen widmen.
    Bevor sie auf die Bühne ging, absolvierte sie die wenigen Stimmübungen, die sie beherrschte. Sie würde zwar nur Playbacksingen, aber man konnte nie wissen. In Örebro war einmal das Tonband mit dem Gesang ausgefallen. So ein Desaster wollte sie nicht noch einmal erleben.
    Tina wusste, dass die anderen hinter ihrem Rücken über sie lachten. Sie hätte lügen müssen, wenn sie behauptet hätte, dass es sie nicht störte. Aber was blieb ihr anderes übrig, als auf die Bühne zu gehen und alles zu geben? Denn dies war ihre Chance, eine Karriere als Sängerin zu machen. Davon träumte sie seit ihrer Kindheit. Stundenlang hatte sie mit dem Holzgriff ihres Springseils als Mik rophon vor dem Spiegel gestanden und zu Popsongs

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