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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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getanzt. Bei Die Bar hatte sie zum ersten Mal zeigen dürfen, was sie draufhatte. Vorher hatte sie sich bei Schweden sucht den Superstar beworben, eine Erfahrung, die ihr immer noch weh tat. Die Idioten in der Jury hatten sie gnadenlos runtergemacht, und das Fernsehen hatte den Verriss tausendmal wiederholt. Sie hatten behauptet, sie könne so wenig singen, wie Fußballtrainer Sven-Göran Eriksson treu sein könne. Zuerst hatte sie gar nicht kapiert, was sie damit meinten, und hatte nur doof geguckt. Dann hatte der Oberidiot zu ihr gesagt, sie solle sich schämen und endlich nach Hause gehen. Und sich am besten noch einen Sack über den Kopf ziehen. Nicht sehr einfallsreich, aber zumindest hatte sie es begriffen. Mit Tränen in den Augen verlangte sie trotzig, er solle die Beleidigung zurücknehmen. Noch nie habe ihr jemand gesagt, ihre Stimme sei nicht schön. Ihre Eltern bekämen feuchte Augen, wenn sie singe, und seien wahnsinnig stolz auf sie.
    Niemand hatte sie darauf vorbereitet, dass sie so schonungslos fertiggemacht werden könnte. Sie hatte sich so auf das Casting gefreut. Als sie sich siegesgewiss in der Warteschlange umsah, war sie völlig überzeugt davon, dass sie unter den Auserwählten sein würde. Ganz sicher war sie, dass ihr Lied der Jury die Tränen in die Augen treiben würde. »Without you« von ihrem großen Idol Mariah Carey.Sie wollte den Song so singen, dass die Jury aus den Latschen kippte. Und dann würde ihr neues Leben beginnen. Sie hatte alles schon ganz klar vor Augen: Promipartys und Superstar-Hysterie. Eine Tournee und ein Videoclip auf MTV . Sie brauchte nur alle anderen aus dem Rennen zu werfen.
    Doch dann kam alles ganz anders. Sie wurde lächerlich gemacht, immer und immer wieder verhöhnt und gedemütigt. Der Anruf der Produzenten von Die Bar kam wie eine Erlösung. Eine Chance, die sie nicht verpatzen wollte. Nach einer Weile hatte sie auch herausgefunden, woran sie bei Schweden sucht den Superstar gescheitert war: Natürlich lag es an den Brüsten. Das Lied hatte der Jury zwar gefallen, aber zu einem durchschlagenden Erfolg fehlte ihr etwas. Mädchen mussten offenbar große Titten haben. Seit den Dreharbeiten für Die Bar legte sie daher jede Öre für eine Brustvergrößerung auf die Seite. Mit Körbchengröße D würde ihrem Erfolg endlich nichts mehr im Weg stehen. Aber sie würde sich auf keinen Fall die Haare blondieren. Es gab schließlich Grenzen. Sie war doch nicht blöd.
    Fröhlich summend, kletterte Leif aus dem Müllwagen. Normalerweise sammelte er nur den Müll in Fjällbacka ein, aber wegen einer grassierenden Magen-Darm-Grippe musste er einspringen und ein größeres Gebiet abdecken. Doch das machte ihm nicht viel aus. Er liebte seine Arbeit, und Müll war Müll, egal, wo man ihn abholte. Selbst an den Geruch hatte er sich mit den Jahren gewöhnt. Es gab nur noch wenige Dinge, über die er die Nase rümpfte. Leider war sein abgestumpfter Geruchssinn auch für den Duft frischgebackener Zimtschnecken oder das Parfüm einer schönen Frau nicht mehr richtig empfänglich, aber mit dieser Berufskrankheit musste er leben. Wenigstens ging er gern zur Arbeit. Wer konnte das schon von sich behaupten?
    Leifstreifte sich die großen Arbeitshandschuhe über und drückte auf den Knopf. Ächzend und stöhnend senkte sich die Gabel, die die Mülltonne anheben und ihren Inhalt in die Presse befördern sollte. Normalerweise brauchte er für dieses Manöver nicht auszusteigen, aber da diese Tonne ungünstig stand, musste er sie eigenhändig in die richtige Position bringen. Nun beobachtete er, wie die Tonne angehoben wurde. Er gähnte, es war kurz nach Tagesanbruch. Meistens ging er früh schlafen, aber gestern Abend hatte er die Jungs gehütet, seine geliebten Enkelkinder, und die hatten ein bisschen zu lange herumgetobt. Doch das war es ihm wert. Großvater sein zu dürfen war das absolute Sahnehäubchen auf seinem Leben. Seine Atemluft stieg wie dünner weißer Rauch gen Himmel. Es war verdammt kalt, obwohl schon April war. Der Frühling würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Leif blickte die Straße hinunter, an der fast nur Sommerhäuser standen. Bald würde hier wieder das Leben toben. Aus jeder Tonne würden die Krabbenschalen quellen und die Weißweinflaschen, die die Leute aus Faulheit nicht zum Altglascontainer schleppten. Immer das Gleiche. Jeden Sommer. Er gähnte noch einmal und sah auf die Tonne, die in diesem Moment gekippt wurde und ihren Inhalt in das

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