Die Totgesagten
little bunny« hörte, die ihr den Ehrenvorsitz des Gehörlosenverbands hätte sichern können. Kein Wunder, dass die Jury von Schweden sucht den Superstar sie abgeschmettert hatte.
Ein nachdrückliches Klopfen ließ ihr Lachen verstummen.
»Herein.« Fredrik drehte sich um.
»Womit kann ich Ihnen helfen?« Beim Anblick der Dienstmarke wurde ihm etwas mulmig. Das verhieß nichts Gutes. Andererseits … Es kam darauf an, was passiert war. Vielleicht ließ es sich für die Produktion ausschlachten.
»Na, was haben sie nun wieder ausgefressen?« Lachend stand er auf, um den Besucher zu begrüßen.
Der Polizist betrat den Bus und fand mit Mühe und Not einen Sitzplatz zwischen all den Kabeln. Neugierig sah er sich um.
»Ja, hier wird Fernsehgeschichte geschrieben«, sagte Fredrik stolz. »Kaum zu glauben, dass wir hier eine Sendung produzieren, die alle Quoten toppt. Na ja, ein bisschen Nachbearbeitung findet in der Zentrale noch statt, aber für das Grobe sind wir zuständig.«
Der Polizist, der sich als Patrik Hedström vorgestellt hatte, nickte höflich. Dann räusperte er sich. »Wir haben traurige Nachrichten für Sie.«
Fredrik verdrehte die Augen. »Um wen geht es?«, seufzte er. »Lassen Sie mich raten. Uffe hat was angestellt.« Er wendetesich an den Cutter. »Ich habe dir doch gesagt, dass Uffe als Erster ein Drama veranstaltet. Was habe ich gesagt!« Mit wachsender Neugier wendete sich Fredrik wieder dem Polizisten zu. Im Geiste spielte er bereits die Möglichkeiten durch, wie sich die Sache in der Serie verarbeiten ließ – egal, was es war. Er warf dem Polizisten einen aufmunternden Blick zu.
Patrik räusperte sich noch einmal und sagte mit leiser Stimme: »Bedauerlicherweise haben wir eine Ihrer Teilnehmerinnen tot aufgefunden.« Es war, als wäre in dem beengten Ü-Wagen eine Bombe explodiert. Niemand gab einen Laut von sich. Nur das Surren der technischen Ausrüstung war zu hören.
»Was sagen Sie da?« Fredrik gewann allmählich die Fassung zurück. »Eins von den Mädels ist tot? Wer denn? Wo denn? Wie?« Die Gedanken rasten ihm wild durch den Kopf. Was war passiert? Sein Hirn begann bereits, eine Medienstrategie auszuarbeiten. So etwas war bei den Dreharbeiten für eine Reality-Soap noch nie vorgekommen. Sex – natürlich, das war längst ein alter Hut, Schwangerschaft, hier hatte das norwegische Big Brother die Pionierarbeit geleistet, wohingegen die Schweden in puncto Heiratsantrag einen Volltreffer gelandet hatten. Die Eisenstangenattacke in Die Bar hatte wochenlang die Titelseiten gefüllt. Aber ein Todesfall war eine Sensation.
»Es handelt sich um die junge Frau, die Barbie genannt wird. Sie wurde heute Morgen in einer …« Patrik musste um Fassung ringen, bevor er fortfuhr. »… in einer Mülltonne gefunden. Alles deutet darauf hin, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben ist.«
»Eines gewaltsamen Todes gestorben?«, wiederholte Fredrik den altmodischen Ausdruck. »Ermordet? Ist sie ermordet worden? Meinen Sie das? Von wem denn?« Er sah genauso verwirrt aus, wie er sich fühlte. Dies hatte nicht auf der Liste der eventuellen Handlungsverläufe gestanden, die er im Geiste skizziert hatte.
»Wirhaben bislang noch keinen Verdächtigen. Aber wir werden in Kürze Ihre Teilnehmer verhören. Die Polizisten, die das Fest gestern Abend bewacht haben, behaupten, dass es ziemlichen Krach zwischen dem Mordopfer und den übrigen Teilnehmern gegeben hat.«
»Ein paar Schubser und harte Worte.« Fredrik rief sich die Szenen ins Gedächtnis, die er vorhin auf dem Bildschirm verfolgt hatte. »Aber nichts davon wirkte so ernst, dass …« Er beendete den Satz nicht. Es war auch nicht nötig.
»Die Aufnahmen von gestern brauchen wir auch.« Patriks Ton war kurz und knapp. Er sah Fredrik direkt in die Augen.
Fredrik starrte zurück. »Ich bin nicht befugt, Ihnen Material auszuhändigen«, erwiderte er ruhig. »Solange mir kein juristisches Dokument vorliegt, das mich verpflichtet, die Aufnahmen auszuhändigen, bleiben sie hier. Alles andere ist inakzeptabel.«
»Ist Ihnen klar, dass wir in einem Mordfall ermitteln?« Patrik war eher verärgert als verwundert. Er hatte auf Entgegenkommen gehofft, damit nicht gerechnet.
»Ja, das ist mir klar, trotzdem können wir unser Material nicht einfach aus der Hand geben. Wir haben unsere ethischen Prinzipien.« Milde, aber bedauernd lächelte er Patrik an, der nur verächtlich schnaubte. Sie wussten beide, dass seine Weigerung nichts mit Ethik zu
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