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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Eindeutigkeit sagen, ob sie ermordet wurde?« Gespannt erwarteten alle die Antwort. Die Kugelschreiber schwebten wenige Millimeter über den Notizblöcken. Mellberg räusperte sich.
    »Bevor die rechtsmedizinische Untersuchung abgeschlossen ist, können wir gar nichts mit Sicherheit sagen. Aber alles deutet darauf hin, dass sie umgebracht wurde.«
    LautesGemurmel. Kugelschreiber rasten übers Papier. Die Fernsehkameras mit den Logos der jeweiligen Sender summten, und starke Scheinwerfer wurden auf ihn gerichtet. Mellberg fragte sich, wem er den Vorzug geben sollte. Nach reiflicher Überlegung entschied er sich, seine beste Seite dem Privatsender TV 4 zuzuwenden. Fragen prasselten auf ihn ein. Er nickte dem Reporter einer Boulevardzeitung zu.
    »Haben Sie bereits einen Verdächtigen?« Wieder gespannte Stille. Mellberg blinzelte ins Scheinwerferlicht.
    »Wir haben einige Personen verhört, aber noch gibt es keinen konkreten Verdacht.«
    »Wird Raus aus Tanum nun die Dreharbeiten beenden müssen?«, fragte ein Reporter von der Nachrichtensendung Aktuell .
    »Wir haben keine Befugnis, und momentan auch keine Veranlassung, uns in diese Frage einzumischen. Dazu müssen die Produzenten der Sendung und der Chef des Senders Stellung nehmen.«
    »Kann eine Unterhaltungsserie wirklich weiterlaufen, nachdem eine der Teilnehmerinnen ermordet wurde?« Wieder derselbe Fernsehreporter.
    Verärgert antwortete Mellberg: »Auf diese Entscheidung haben wir keinen Einfluss. Darüber müssen Sie sich mit dem Sender unterhalten.«
    »Ist sie vergewaltigt worden?« Mittlerweile warteten die Reporter nicht mehr, bis Mellberg einem von ihnen zunickte, sie beschossen ihn einfach mit ihren Fragen.
    »Diese Frage wird die Obduktion beantworten.«
    »Gibt es Hinweise darauf?«
    »Die Leiche war nackt. Ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse daraus.« Mellberg merkte sofort, dass es unklug gewesen war, diese Information weiterzugeben. Der Druck, der auf ihn ausgeübt wurde, musste ihn überwältigt haben. Seine Freude über die Pressekonferenz legte sich. So ausgebuffte Fragen war er von der lokalen Presse nicht gewohnt.
    »Stehtder Fundort der Leiche mit dem Verbrechen im Zusammenhang?« Diesmal hatte sich ein hiesiger Reporter gegen die Journalisten der Großstadtzeitungen und des Fernsehens durchgesetzt.
    Mellberg überlegte sich die Antwort genau, denn er wollte sich nicht noch einmal verplappern. »Darauf gibt es momentan keinen Hinweis.«
    »Wo wurde sie denn gefunden?« Die Boulevardpresse ließ nicht auf sich warten. »Gerüchten zufolge wurde sie in einem Müllwagen entdeckt. Stimmt das?« Erneut hingen alle Blicke an Mellbergs Lippen. Er befeuchtete sie nervös mit der Zunge. »Kein Kommentar.« Verdammter Mist, sie waren schlau genug, um zu kapieren, dass die Gerüchte zutrafen. Vielleicht hätte er auf Hedström hören sollen, der ihm kurz vor der Pressekonferenz noch angeboten hatte, die Fragestunde selbst zu übernehmen. Aber diese Momente im Rampenlicht wollte er sich nicht wegschnappen lassen! Bei dem Gedanken daran, wie ihn Hedströms Vorschlag geärgert hatte, straffte er die Schultern und fasste neuen Mut. »Ja?« Mit einer Handbewegung erteilte er einer Reporterin das Wort, die schon länger mit den Armen fuchtelte und noch nicht zu Wort gekommen war.
    »Haben Sie einen oder mehrere Teilnehmer von Raus aus Tanum verhört?«
    Mellberg nickte. Auf diese Idioten brauchte er keine Rücksicht zu nehmen. Die standen doch so gern im Licht der Öffentlichkeit und stellten sich mit Vorliebe im Fernsehen bloß. Ungerührt gab Mellberg die Information preis. »Ja, wir haben sie vernommen.«
    »Wird einer von ihnen verdächtigt, den Mord begangen zu haben?« Die Kamera von Rapport lief, das große Mikrophon wartete auf seine Antwort.
    »Erstens steht noch nicht einmal endgültig fest, ob es sich um Mord handelt. Und nein, zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine Hinweise vor, die auf eine bestimmte Per sonhindeuten.« Eine harmlose Lüge. Er hatte den Bericht von Molin und Kruse gelesen und glaubte den Schuldigen bereits zu kennen. Aber er war natürlich nicht so dumm, dieses kleine As aus dem Ärmel zu zaubern, bevor alles in trockenen Tüchern war.
    Die Fragen begannen sich allmählich zu wiederholen. Mellberg merkte selbst, dass er immer dasselbe antwortete. Irgendwann wurde er der Sache überdrüssig und erklärte die Pressekonferenz für beendet. Erneutes Blitzlichtgewitter. So würdevoll wie möglich verließ er den Raum. Rose-Marie sollte

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