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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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gar nichts.« Er wünschte, sie würde endlich den Mund halten. Manchmal fragte er sich, ob sie ihn überhaupt verstand. Ob sie begriff, was er alles für sie tat. Er drehte sich um und sah sie an.
    »Ich tue, was ich tun muss, Hanna. So war es schon immer. Und das weißt du auch.«
    Ihre Blicke trafen sich. Dann ging Hanna aus dem Zimmer. Er sah ihr nach. Kurze Zeit später hörte er die Haustür zuschlagen.
    Jeopardy spuckte weiter Antworten aus.
    »Was ist Der alte Mann und das Meer ?«, sagte er laut. Das Quiz war viel zu einfach.
    »Wie findet ihr denn die Serie bis jetzt?« Uffe machte jedem der kichernden Mädchen ein Bier auf.
    »Super«,sagte die Blonde.
    »Total geil«, sagte die Dunkelhaarige.
    Calle merkte, dass er heute Abend extrem wenig Lust auf so was hatte. Uffe hatte zwei von den Tussen hereingelassen, die vor dem Heimathof herumhingen, und nun markierte er den Charmeur. So gut es eben ging, denn Charme war nicht gerade seine Stärke.
    »Und, wer sieht am besten aus?« Uffe legte der Blonden den Arm um die Schultern und zog sie etwas näher zu sich heran. »Ich, oder?« Er pikste sie mit dem Finger in die Seite. Sie beantwortete sein Lachen mit entzücktem Glucksen. »Tja, Konkurrenz hab ich ja nicht wirklich. Ich bin der einzige richtige Mann hier.« Er trank einen Schluck Bier direkt aus der Flasche und deutete mit dem Flaschenhals auf Calle.
    »Seht euch zum Beispiel den da an. Einer von diesen aalglatten Typen aus den Stockholmer Clubs, mit Koteletten und dem ganzen Schnickschnack. Der ist nichts für so süße Mäuse wie euch. Ohne Papis Kreditkarte sehen solche Bubis nämlich ganz schön alt aus.« Die Mädchen kicherten vor sich hin. »Aber Mehmet …« Er zeigte auf Mehmet, der auf seinem Bett lag und ein Buch las. »Der schwimmt nicht einfach bloß mit dem Strom. Das ist so ein richtiger, echter Unterschichtkanake. Der weiß, was es heißt, sich durchzubeißen. Aber schwedisches Fleisch ist immer noch das beste.« Er spannte die Oberarme an und wollte der Blondine unauffällig die Hand unter den Pulli stecken. Die sah das Manöver jedoch voraus und schob nach einem ängstlichen Blick in die Kamera seine Hand weg. Uffe wirkte einen Moment frustriert, erholte sich aber schnell von der Niederlage. Die Mädels brauchten eben eine Weile, bis sie die Kameras vergaßen. Aber dann würde er rangehen. Er hatte sich vorgenommen, in den nächsten Wochen vor laufender Kamera ein bisschen – oder auch ein bisschen mehr – zu vögeln. So wurde man berühmt! Auf der Insel war er kurz davor gewesen, und wenndiese lahme Kuh aus Jokkmokk nur ein bisschen voller gewesen wäre, hätte es auch geklappt. Sein Misserfolg lag ihm noch immer im Magen. Aber diesmal würde er es durchziehen.
    »Mensch, Uffe, können wir es nicht etwas ruhiger angehen lassen?« Calle wurde immer gereizter.
    »Was soll das heißen?« Uffe versuchte erneut, dem Mädchen die Hand unter den Pulli zu schieben, und kam schon ein Stückchen weiter. »Wir sind nicht hier, um es ruhig angehen zu lassen. Ich dachte, du wärst der größte Partyhengst überhaupt. Hast du keine Eier mehr oder kommst du nur in deinen Stockholmer Clubs in Stimmung?«
    Calle sah sich hilfesuchend nach Mehmet um, doch der war vollkommen vertieft in seinen Fantasyroman. Wieder wurde ihm bewusst, wie satt er das Ganze eigentlich hatte. Er wusste selbst nicht, warum er sich noch einmal beworben hatte. Expedition Robinson war eine Sache gewesen, aber das hier, … eingesperrt mit diesen Idioten. Demonstrativ setzte er die Kopfhörer seines iPods auf, legte sich auf den Rücken und drehte die Musik auf volle Lautstärke, um das Gelaber von Uffe nicht mehr mit anhören zu müssen. Er ließ die Gedanken schweifen. Unbarmherzig wanderten sie zurück, zuerst zu den ganz frühen Bildern aus seiner Kindheit, grobkörnig und holpernd, als liefe in seinem Kopf ein alter Super-8-Film ab. Er flog seiner Mutter in die ausgebreiteten Arme. Wie er den Geruch ihrer Haare liebte, der sich mit dem Duft von Gras und Sommer vermischte, dieses Gefühl völliger Geborgenheit in ihren Armen. Er sah seinen Vater lachen, der sie liebevoll beobachtete, aber doch immer auf dem Sprung war. Ein außenstehender Beobachter. Nie hatte er Zeit, die beiden zu umarmen und an ihrem Haar zu riechen. Den Duft von Timotei-Shampoo hatte Calle immer noch in der Nase.
    Dann wurde der Film vorgespult, bis er urplötzlich stehenblieb. Auf einmal war das Bild ganz deutlich. Gesto chenscharf. Als er die Tür zum

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