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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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in ihrem Gesicht hinterlassen. Jadora umarmte sie und drückte sie lange an seine Brust, als wollte er sie nie wieder loslassen. „Jadora, jetzt mach schon! Darrach sitzt uns im Nacken. Wir müssen uns beeilen“, ertönte Maéls Stimme, in der nun doch eine Spur Ungeduld herauszuhören war. Widerwillig löste der Hauptmann seine Arme von ihr, nahm dafür ihr kleines Gesicht in seine riesigen behandschuhten Hände und sah ihr aufmunternd in die Augen. „Weißt du worauf ich mich freue, Elea? – Dich wieder zu sehen, und zwar auf dem Rücken des stärksten Tieres, das die Natur hervorgebracht hat. Ich bin davon überzeugt, dass du eine ausgezeichnete Reiterin sein wirst. Du saßst bereits auf Shonas Rücken, als würdest du schon von Kindesbeinen an reiten.“ Über Eleas Lippen huschte ein Lächeln. „Jadora, mittlerweile, bereitet mir der Drachen überhaupt kein Kopfzerbrechen mehr.“ Sie ging zu den beiden Männern und sagte mit belegter Stimme: „Wir können jetzt!“ Daraufhin nahm sie Maél an ihre linke und Finlay an ihre rechte Hand und führte sie direkt zur der Lawine. Sie umarmte Finlay als wäre es ein Abschied. Er konnte nicht widerstehen, ihr wenigstens einen Kuss auf die Stirn zu geben. Anschließend drehte Elea sich zu Maél um, der sie mit einem Blick betrachtete, der ihre Kehle immer enger werden und sie ganz schwach auf den Beinen werden ließ. In seinen Augen konnte sie bis auf den Grund seiner Seele sehen. Sie spiegelten unendliche Liebe und unsäglichen Schmerz wider. Unvermittelt packte sie ihn an den Handgelenken, legte seine Hände auf ihre Wangen und ihre eigenen auf sein Gesicht. So blickten sich beide ein paar Augenblicke schweigend an, bis Finlay anfing, sich ungeduldig zu räuspern. Daraufhin zogen beide gleichzeitig ihre Hände von dem Gesicht des anderen weg. Elea wandte sich wieder dem undurchdringbar erscheinenden Schneeberg zu und sagte: „Bis später!“ Was Elea nicht mehr sah, waren die ernsten Blicke, die sich die beiden Männer zuwarfen. Sie hatte bereits die Augen geschlossen und versuchte, sich alle schönen Erlebnisse der letzten Wochen in Erinnerung zu rufen. Doch immer wieder schlichen sich unter die schönen Bilder, die sie vor ihrem geistigen Auge hatte, die grauenerregenden und traurigen Bilder ein, die sich für immer in ihre Seele eingebrannt hatten. Da waren die blutrünstigen Wölfe, Darrach mit seinem eiskalten Lächeln und sein Arbeitszimmer, in dem sie mit dem brennenden Schmerz auf ihrer Haut saß. Dann noch die schrecklichen Erlebnisse auf dem Drachonya-Platz, die albtraumhafte Besichtigungstour auf der Wehrmauer und die vielen anderen schmerzvollen Geschehnisse auf der Reise nach Moray. Nach einer Weile öffnete sie resigniert ihre Augen und sah Maél hilfesuchend an. „Ich schaffe es nicht. Ich kann mich einfach nicht auf die schönen Erinnerungen konzentrieren. Die schrecklichen Erinnerungen gewinnen immer wieder die Oberhand, sodass in mir nur schlechte Empfindungen geweckt werden. Maél, was soll ich nur tun?“, fragte sie in fast weinerlichem Ton. Er sah ihr fest in die Augen und lächelte sie hoffnungsvoll an. „Ich weiß, was zu tun ist, damit deine schönen Erinnerungen die schlechten verdrängen.“ Er nahm sie in die Arme und fuhr fort. „Du lässt dich jetzt einfach fallen. Denk an gar nichts! Wenn du dich dem einen Gefühl, das dich überkommt, hingibst, dann wird es dir leicht fallen, alles Störende für eine Weile zu vergessen. Vertrau mir!“ Elea sah ihn verständnislos an. Maél sprach zu Finlay gewandt weiter. „Du wirst keinen Ton von dir geben! Kein Räuspern, kein gar nichts. Schweig einfach!“ Seine linke Hand glitt mit einem Mal von ihrem Rücken hoch zu ihrem Kopf, den er behutsam sich entgegen drückte. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, sodass sich ihre Lippen ganz sanft berührten. Es dauerte nicht lange, bis daraus ein leidenschaftlicher Kuss wurde, bei dem Maél alles gab, was er zu geben hatte. Er legte seine ganze Liebe, die er für Elea empfand, in diesen einen, nicht enden wollenden Kuss. Und Elea tat genau das, was er sie geheißen hatte. Sie gab sich ihm vollkommen hin, öffnete sich ihm und fühlte diese starke Liebe, deren Wärme bis in den kleinsten Winkel ihres Körpers vordrang. Sie begann, seinen Kuss ebenso von unsagbarer Liebe erfüllt zu erwidern. In dem Moment, als sie spürte, dass ihre Herzen wieder völlig im Einklang schlugen, wurde die Blockade in ihr durchbrochen. Sie hörte urplötzlich auf,

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