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Die Tränen der Henkerin

Die Tränen der Henkerin

Titel: Die Tränen der Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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sie den Bogen überspannt hatten. Gott sei Dank hatten sie angesichts der dreihundert Bogenschützen, zwölf Katapulte und siebzig Ritter schnell eingelenkt und versprochen, ihren Eid auf Ulrich zu erneuern. Schöne Worte, die von Burgau gern gehört hatte. Aber erst als sie die ausstehenden Lehensverpflichtungen in Form von Silbermünzen beglichen und noch einen Batzen für die Verpflegung der kleinen Armee draufgelegt hatten, war der Hauptmann abgerückt. Vorerst. Denn die formelle Bekräftigung des Lehnseids stand noch immer aus.
    »Ja, Herr, wie wir es versprochen haben.« Albrecht hielt ein Dokument hoch.
    Ulrich nahm es entgegen und las laut vor:
    Albrecht Brusse und Berthold, Sohn Bertholds von Massenbach, Edelknechte, bekennen, dass Graf Ulrich III. von Württemberg ihnen für ihre geleisteten Dienste Burg Neuhaus bei Ehrstädt zum Lehen gegeben hat. Sie schwören, mit ihrer Burg Neuhaus nimmer gegen die Herrschaft Württemberg zu sein, und dass die Burg Neuhaus offenes Haus der Herrschaft Württemberg sein soll.
    Ulrich rollte die Urkunde zusammen und klopfte sich damit auf den Oberschenkel. Sollte er noch ein wenig Salz in die Wunde streuen? Nein, das war nicht nötig. »Ich bin sehr zufrieden, Albrecht. Ich werde morgen eine Abschrift unserer Vereinbarung anfertigen lassen und sie dann siegeln. Glaubt mir, es wird Euer Schaden nicht sein. Gibt es noch etwas, das ich für Euch tun kann?«
    »In der Tat, das gibt es.« Brusse drückte den Rücken durch und streckte die Brust heraus. »Ihr wisst, dass Sunnesheim, ganz in der Nähe der Neuburg, die Stadtrechte innehat. Darunter fallen auch Marktrechte und Wegerechte, die bis an unsere Burg heranreichen. Mit harter Faust halten die Pfalzgrafen dort die Zölle fest.«
    Oh ja, das wusste Ulrich nur zu gut. Wie vor ihm sein Vater, versuchte er schon lange, den Fuß in die Tür zu bekommen und den Einfluss der Pfalzgrafen zu beschränken. Vergebens. Aber vielleicht … Nachdenklich strich Ulrich sich über das Kinn. Albrecht hatte ihn auf eine Idee gebracht. Ehrstädt, ein Dorf, das unterhalb der Neuburg lag, gehörte zu Württemberg. Warum sollte er nicht dort einen Markt mit verminderten Zöllen einrichten und damit die Handelswege ein wenig korrigieren? Eine verlockende Idee, die aber auch Risiken barg. Die Kurpfälzer würden sich darüber aufregen, und verminderte Zölle an einem Marktflecken konnten durchaus andere Städte dazu ermuntern, die Zölle ebenfalls zu verringern, damit bei ihnen das Handelsaufkommen stieg. Nein, er musste erst darüber nachdenken. Albrecht würde er derweil etwas anderes anbieten.
    Er richtete sich auf. »Lieber Albrecht, ich kann Euch kein Markrecht geben, das seht Ihr sicherlich ein. Aber ich kann Euch das Gut Hohenehrbach zusätzlich zum Lehen geben. Das Gut bringt reiche Erträge, es ist ein hervorragendes Geschäft für Euch.« Zufrieden lehnte er sich zurück. Ein wahrhaft kluger Schachzug, lobte er sich selbst im Stillen. Ein Schachzug, bei dem er zwei Fliegen mit einer Klappe schlug: Die Neuburger würden mit dem Gut alle Hände voll zu tun haben, denn es war zwar einträglich, aber äußerst zeitaufwendig zu verwalten. Zugleich bekam Hohenehrbach Herren, mit denen nicht zu spaßen war. Ablehnen konnte Albrecht sein Angebot nicht, das wäre eine ungeheuerliche Beleidigung und würde einer offenen Kriegserklärung gleichkommen.
    Brusse verbeugte sich tief. »Ihr seid in der Tat ein gütiger Mann, Ulrich, der den Seinen keine Verfehlungen nachträgt. Ihr beschämt mich, und ich nehme dankbar an.«
    Wie gut, dass seine Zunge geschliffener ist als sein Schwert, dachte Ulrich amüsiert. Er entließ den Vasallen, von dem er zumindest für die nächsten ein oder zwei Jahre Treue erwarten konnte. Er seufzte. Ein weiterer unangenehmer Fall erwartete ihn.
    Sein Schreiber, Suitbert der Ältere, ein gelehrter Mann, der sieben Sprachen beherrschte, trat in den Saal, beladen mit zahlreichen Urkunden. Ulrich erhob sich kurz, um Suitbert einige Rollen abzunehmen und deutete auf den Stuhl neben sich.
    Der Schreiber verneigte sich dankend und nahm Platz. »Ich habe alles durchgesehen, Herr«, sagte er. »Wir sind im Recht. Die Ländereien südlich von Rottweil gehören in der Tat Euch. Ulrich II., der Halbbruder Eures Vaters, hat sie als Lehen im Jahre 1274 von Kaiser Rudolf I. erhalten.«
    Ulrich schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dann sollte ich den Rottweilern wohl einen Besuch abstatten und mir den Rat vorknöpfen, damit er das Land

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