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Die Tränen der Henkerin

Die Tränen der Henkerin

Titel: Die Tränen der Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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gehört, doch es will mir nicht einfallen, in welchem Zusammenhang.«
    »Ich habe noch nicht alles erzählt, Herrin«, erwiderte Antonius. »Es gab einen Merten de Willms, aber der ist vor zwei Jahren ermordet worden. Der Herr hat Beweise, dass Melissa dieses grauenvolle Verbrechen verübt hat.«
    Ein Hieb in die Magengrube hätte nicht schlimmer sein können. Wendel krümmte sich zusammen und hielt sich den Bauch. Katherina wollte ihm aufhelfen, aber er schlug ihre Hand zur Seite. Melissa, eine Mörderin? Nein, nicht auch das noch! Was hatte sie ihm erzählt? Sie habe dem toten Merten de Willms die Dokumente abgenommen. Er stöhnte. Nein, sie konnte keine Mörderin sein, so sehr konnte er sich nicht in ihr getäuscht haben! »Was … was für Beweise?«, stammelte er.
    »Ich …« Antonius stockte. »Vielleicht solltet Ihr mit Eurem Vater sprechen, er kann es besser erklären.«
    Wendel starrte ihn an. »Er ist weit weg.«
    Antonius senkte den Kopf. »Nein. Er ist ganz in der Nähe.«
    Katherina trat vor und packte ihn am Umhang. »Was erzählst du da, Bursche? Und warum weiß ich davon nichts? Sind denn alle verrückt geworden?«
    Antonius schoss die Röte ins Gesicht. Er senkte den Kopf. »Herrin, verzeiht …«
    »Ich verzeihe gar nichts, du Schandfleck! Wo ist mein Gemahl? Und wage es nicht, mich noch einmal anzulügen, sonst lasse ich dich in den Turm werfen.«
    »Er lagert nur eine Reitstunde von hier in Richtung Süden«, sagte Antonius kleinlaut.
    »Hol ihn her, sofort!« Katherinas Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Antonius wagte es dennoch, den Kopf zu heben. »Herrin, ich …«
    »Auf der Stelle!« Katherinas Stimme peitschte durch die Luft.
    »Ja, Herrin!« Nach einer raschen Verbeugung rannte Antonius aus der Hintertür, um sein Pferd zu satteln. Schon bald war eiliger Hufschlag zu hören, der schnell verklang.
    Katherina rieb sich mit beiden Händen die Augen. Wendel trat zu ihr und nahm sie in den Arm. »Was habe ich nur angerichtet«, flüsterte er.
    »Gar nichts, mein Sohn, du hast gar nichts angerichtet.« Sie strich ihm über das Haar. »Ich glaube nicht, dass Melissa eine Mörderin ist, egal, welche Beweise dein Vater zu haben glaubt. Sie ist eine anständige, gottesfürchtige Frau. Bestimmt hatte sie einen guten Grund, dir ihre Vergangenheit zu verschweigen.« Sie stockte, schlug sich vor die Stirn. »Jetzt weiß ich es wieder. Wilhelmis! Natürlich habe ich diesen Namen schon gehört. Das war die Familie, die vor einigen Jahren von einem Raubritter gemeuchelt wurde. Niemand überlebte. Eine grauenvolle Tragödie. Eine ganze Familie, einfach ausgelöscht.«
    »Nicht ganz«, widersprach Wendel. »Melisande hat offenbar überlebt. Und es war auch kein Raubritter, es war Ottmar de Bruce.« Er nahm seine Mutter bei der Hand. »Komm, setzen wir uns. Ich werde dir sagen, was sie mir erzählt hat.«
    Als er geendet hatte, starrte Katherina ihn fassungslos an. Schließlich schloss sie kurz die Augen. »Das arme Kind«, murmelte sie schließlich. »Wie muss sie gelitten haben. Wie muss sie jetzt leiden.«
    Katherinas Worte fuhren Wendel in den Bauch wie ein Messer. So hatte er das noch gar nicht gesehen! Er hatte die ganze Zeit nur an sich und sein eigenes Leid gedacht, nicht daran, wie es Melissa ergangen sein musste. Beschämt senkte er den Kopf.
    »Sohn!« Katherina fasste ihn am Kinn, zwang ihn, ihr in die Augen zu blicken. »Das ist eine ernste Angelegenheit, und ich verstehe, dass du vollkommen erschüttert bist. Wir werden eine Lösung finden, aber als Erstes müssen wir klären, ob dein Vater wirklich Beweise gegen deine Gemahlin hat. Und bis dahin dürfen wir niemandem etwas erzählen. Das ist dir doch wohl klar?«
    Wendel schluckte hart und nickte.
    Katherina nahm seinen Kopf in ihre Hände. »Willst du sie denn wiederhaben, Wendel?«
    »Ich …« Wendel stockte. Genau das wusste er nicht. Eine Stimme in ihm schrie nach ihr wie ein Ertrinkender nach dem rettenden Ufer. Eine andere Stimme flüsterte immer wieder, dass sie eine Betrügerin war und er ihr nie wieder vertrauen konnte.
    »Du weißt es nicht. Alles geht durcheinander, nicht wahr?« Katherina musste an seinem Mienenspiel abgelesen haben, was in ihm vorging. »Wir müssen nichts überstürzen. Lass uns hören, was dein Vater zu sagen hat, dann treffen wir unsere Entscheidungen.« Katherina stand auf. »Und jetzt brauche ich etwas zu trinken.«
    Während sie einen Krug holte und für sich und Wendel Wein einschenkte, fiel ihm ein,

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