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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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gebrannt. Inzwischen waren die Flammen zwar gelöscht, aber immer noch stieg Rauch aus den Trümmern. Das Wohnhaus, wie Kevin gleich darauf feststellte.
    »Ging nicht anders, die Weiber hatten sich verschanzt!«
    Beavers machte gerade bei Coltrane Meldung. Der Major war eben mit seinem Regiment und trotz des Massakers noch fünfzig Gefangenen auf der Farm eingetroffen.
    Kevin und Vincent hörten nicht länger zu. Sie hatten Preston Tracy im Eingang zur Scheune entdeckt und brannten darauf, dessen Version zu hören. Beide erschraken beim Anblick des jungen Arztes. Prestons Gesicht war bleich und verzogen vor Ekel und Entsetzen. Er sah deutlich schlimmer aus als nach der Schlacht um Wepener.
    »Kennen Sie sich mit Brandwunden aus?«, fragte er Kevin, bevor er sich auch nur einen Gruß abrang. »Ich hab da nie mit zu tun gehabt … und hier sind zwei Kinder.«
    In der Scheune bot sich Kevin und Vincent ein schreckliches Bild. Auf Strohsäcken lagen zwei Kinder. Eines weinte bitterlich vor Schmerzen, das andere war nicht bei Bewusstsein. Eine alte Frau, vielleicht die Großmutter, wiegte es in den Armen. Kevin verstand auch nicht viel von Brandverletzungen – allerdings immerhin mehr als der Augenarzt. Er sah sofort, dass zumindest dieses kleine Mädchen nicht mehr zu retten war, und Vincent bestätigte das. Der Tierarzt hatte erstaunlicherweise die meisten Erfahrungen mit Brandwunden. Er hatte nach einem Brand in einem Pferdestall in Blenheim die Tiere behandelt.
    »Ich hoffe, es kommt nicht mehr zu Bewusstsein«, flüsterte er mit Blick auf das entsetzlich verbrannte Kind. »Haben wir Morphium für den kleinen Jungen?«
    Kevin beeilte sich, die Maultiere zu entladen und dem Kind erst mal Schmerzmittel zu geben. Die alte Frau, deren Hände und Arme ebenfalls Brandblasen aufwiesen, lehnte allerdings jede Hilfe ab. Sie wurde hysterisch, als Vincent ihr das sterbende Kind aus den Armen nehmen wollte. Die Ärzte baten Tracy nicht um eine Übersetzung, die Anschuldigungen der Frau waren nicht misszuverstehen.
    »Was ist denn um Himmels willen hier geschehen?«, fragte Kevin schließlich.
    Preston, Vincent und Kevin arbeiteten einige Stunden lang, um die Verletzten zu versorgen – beide schwerer verwundeten Neuseeländer würden überleben, verletzte Buren gab es erstaunlicherweise nicht. Tracy war kein weiteres Wort zu entlocken. Er schien noch mehr an Farbe zu verlieren, als Kevin und Vincent den verbrannten Jungen behandelten – viel mehr als die zerstörte Haut abzutragen und saubere Verbände anzulegen, konnten sie jedoch nicht tun. Die alte Frau ließ nach wie vor niemanden an sich heran, das jüngere Kind starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
    Jetzt schlief der kleine Junge unter Morphiumeinfluss, die Großmutter saß bei ihm und starrte ins Leere. Die Ärzte zogen sich erschöpft mit einer Whiskeyflasche zurück. Die Rationierung traf sie bislang nicht – Preston Tracy hatte bezüglich Whiskeymarken spezielle Vorlieben, und sein Dünkel kam den Männern jetzt zugute. Statt sich aus den allgemeinen Vorräten zu bedienen, hatten sie sich stets ihrer eigenen gehorteten Flaschen bedient. Jetzt trank Preston in kräftigen Zügen – er suchte erkennbar Vergessen im Alkohol.
    »Es war grauenvoll«, erzählte er dann mit leiser, fast tonloser Stimme. »Es waren drei Frauen, wohl drei Generationen, die eine war noch ganz jung. Und drei Kinder, das dritte so acht, neun Jahre alt …« Der verletzte kleine Junge mochte um die fünf sein, das verstorbene Mädchen war fast noch ein Baby gewesen. »Natürlich alle bewaffnet, also die Frauen und das ältere Kind. Schossen aus allen Rohren, als wir kamen – das kennt man. Aber diesmal wär’s eigentlich egal gewesen, die Frauen hatten sich tief drinnen im Haus verschanzt, und wir wollten ja vor allem Hafer. Wir hätten in den Stall gehen und uns nehmen können, was wir wollten. Stattdessen … stattdessen haben sie das Haus in Brand gesetzt. Und auf die Leute geschossen, die rauskamen. Die jüngere Frau haben sie erschossen. Aber die Kinder flohen wieder rein. Die anderen Frauen ihnen nach. Dann kam das älteste Kind raus … seine Kleider brannten … und sie haben wieder geschossen! An den Brandverletzungen wär der Kleine nicht gestorben, ihr könnt gucken, er liegt hinter der Scheune. Aber sie … sie schossen ein achtjähriges Kind in die Brust! Dann brach das Haus zusammen, und schließlich kroch die alte Frau mit dem kleinen Jungen heraus. Und

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