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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die sie eigentlich ernähren sollte.«
    Kevin dachte mit vagem Bedauern und größter Sorge an die Farm der VanStouts. Ob man auch Doortjes Zuhause zerstört hatte? Was war mit ihrem Vater und ihrem Verlobten? Nach dem, was Cornelis über sie erzählt hatte, schien es eher unwahrscheinlich, dass die Männer die Waffen niedergelegt hatten.
    Das taten die Buren auch jetzt nicht, die Vernichtung ihrer Lebensgrundlage schien sie nur noch wütender zu machen. In den seltenen Fällen, da Coltranes Regiment ein Kommando stellte, kämpften die Männer mit dem Mut der Verzweiflung. Oft wurden hier gar keine Gefangenen gemacht, die Buren verteidigten sich bis zum Tod.
    Kitchener ergriff daraufhin weitere Maßnahmen, die seine Verzweiflung offenbarten und das Empire nebenbei ein Vermögen kosteten, wie Kevin anmerkte. Entlang sämtlicher Bahnlinien Transvaals wurden Blockhäuser errichtet, Rundhütten aus Wellblech, die mit jeweils sieben Soldaten bemannt wurden. Zwischen den Hütten zogen die Briten Stacheldraht und bauten darüber hinaus daraus Barrieren – Fallen, in die man die Burenkommandos treiben und damit an der Flucht hindern konnte.
    Vincent erregte sich darüber, nachdem Coltranes Regiment das erste Kommando gefangen hatte. Die Buren trieben ihrePonys rücksichtslos gegen die Zäune, die meisten schreckten davor zurück, aber zum Teil versuchten die Tiere zu springen. Gelang ihnen das nicht, musste Vincent sie wieder zusammenflicken – und oft genug erschießen.
    »Sie treiben auch Rinderherden gegen die Zäune«, bemerkte Tracy, der irgendwo eine Zeitung aufgetrieben hatte. Die Männer lagerten zurzeit bei Witbank in der Nähe von Pretoria, der Nachschub war ausnahmsweise gesichert. »Die Bullen rennen den Stacheldraht nieder, und prompt sind General de Wet und seine Leute wieder weg.«
    »Und hinterher krepieren die Bullen im Veld«, brummte Vincent. »Ich weiß, die Buren kämpfen ungemein tapfer, aber ich kann diese Leute nicht leiden!«
    Die anderen Ärzte lachten.
    »Und ich kann Coltrane nicht leiden«, erklärte Tracy später, als es Nacht wurde. Es regnete, was in Südafrika selten vorkam, und die Ärzte hatten sich mit ihrer kleinen Krankenstation in einem der Blockhäuser eingerichtet. Patienten gab es bislang kaum, lediglich die an diesem Abschnitt der Bahnlinie stationierten Soldaten konsultierten die Ärzte mit kleineren Wehwehchen. Allerdings konnte sich das schnell ändern. Einige der Blockhäuser waren mit Fernsprechern ausgestattet, und eben war die Meldung durchgekommen, Coltrane und seine Männer verfolgten ein Burenkommando.
    »Der Kerl ist wie ein Bluthund, eiskalt und erbarmunglos. Diese Frauen und Kinder auf den Farmen … Wir sollen doch eigentlich nur die bestrafen, die Männer an der Front haben und aktiv unterstützen. Aber die Letzte, deren Haus er niedergebrannt hat, war Witwe. Und das Haus kaum mehr als eine Hütte. Wie soll sie das je wieder aufbauen? Das alles schürt doch nur den Hass …«
    Kevin zuckte die Schultern. »Es ist Krieg, Preston«, sagte er müde.
    Tracy zog die Augenbrauen hoch. »Ein Krieg gegen Frauen und Kinder? Wir machen uns damit übrigens ziemlich unbeliebt beim Rest der Welt. Die internationalen Zeitschriften berichten sehr unfreundlich, sie nehmen zum Teil ganz deutlich Partei für die Buren.«
    Vincent hob die Hand. »Seid mal still!«, sagte er leise. »Da draußen ist irgendwas.«
    Tatsächlich traten die Pferde vor der Hütte nervös von einem Huf auf den anderen, und Kevin erkannte Silvers Wiehern.
    »Den Gäulen gefällt das Wetter nicht«, meinte er. »Wenn Silver mal zurück nach Neuseeland kommt, muss er sich erst wieder an unseren weinerlichen Himmelsgott gewöhnen.«
    Und dann wiederholte sich das Wiehern. Es klang fordernd, aber auch sehnsüchtig und lockend – was Kevin aufmerksam machte. Silver war Wallach, aber spät kastriert, er interessierte sich durchaus noch für Stuten. Vor dem Blockhaus stand allerdings nur eine, Vincents Colleen, die Silver seit Monaten kannte. Ganz sicher würde er sich kein werbendes Wiehern für sie abringen. Kevin erhob sich alarmiert. Silvers sehnsüchtiger Ruf ließ nur einen Schluss zu: Das Tier witterte fremde Stuten! Auch Vincent hatte das Wiehern des Pferdes richtig gedeutet. Er griff nach seinem Gewehr.
    »Gehen wir raus und sehen wir uns das an!«
    Kevin folgte, ebenso wie drei der Soldaten, die das Haus bemannten. Außerhalb der Hütte war es stockdunkel, und Kevin tastete nach seiner Taschenlampe.

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