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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ist gestorben«, berichtete er dann ehrlich. »Aber die anderen sind alle im Lager Karenstad. Miss Nandé, ich …«
    Kevin setzte zur Erklärung seiner Ideen zur Verbesserung der hiesigen Zustände an, aber Nandé unterbrach ihn.
    »Bruder auch tot«, erklärte sie – mit ängstlichen Seitenblicken auf die beiden Männer am Eingang der Hütte.
    Der eine verhandelte eben mit einem Dritten, der wohl eintreten wollte. Cornelis schien ein paar Worte verstanden zu haben. Er wirkte angewidert. Nandé sah beschämt zu Boden.
    Kevin runzelte die Stirn. »Dein Bruder ist tot? Woran ist er denn gestorben? War er krank?«
    Die Sterberate der Frauen und Kinder in diesem Lager war zweifellos enorm, aber Nandés Bruder war ein kräftiger junger Mann gewesen. Natürlich konnte er Typhus oder Diphterie gehabt haben …
    Nandé schüttelte den Kopf, während Cornelis seine Schlüsse zog. »Ich schätze mal, Doktor, dass die zwei da nachgeholfen haben«, bemerkte er mit einem Seitenblick auf die beiden Männer am Eingang. »Gucken Sie sich doch hier mal um, Doktor! Das ist keine Wohnhütte. Hier halten die Kerle ihre Ware feil … und ihr Bruder war wohl nicht willig, die Kleine zu verkaufen.«
    Nandé gab einen erstickten Laut von sich. Und Kevin sah, was Cornelis meinte. Es gab keine Kochstelle und keine weiteren Schlafstellen in der Hütte, außer dem Strohlager, auf dem Nandé auf einer dreckigen Decke lag. Am helllichten Tag, obwohl die Hütte dunkel und stickig war, nach Paraffin stank und Millionen Fliegen beherbergte. Nandé wirkte zwar kränklich, aber doch nicht so schwach, als könne sie das Bett nicht verlassen.
    Kevin richtete sich auf.
    »Nandé, wir nehmen dich jetzt mit ins weiße Lager«, erklärte er entschlossen. »Und auf die Kerle soll das Wachpersonal ein Auge halten – ich werde das kontrollieren. Hier wird demnächst sowieso kontrolliert. Wir fangen mit einer Art Volkszählung an. Wir müssen herausfinden, wie viele Menschen hier leben, vor allem Frauen und Kinder. Außerdem bieten wir Arbeit an – nicht nur für die Männer, sondern vor allem für die Frauen. Bei uns fehlt es schließlich an allem, und da die Burenfrauen ja nicht helfen wollen … Du, Nandé, wirst mir den Haushalt führen. Und wir suchen gleich zehn weitere Frauen aus, die Dr. Greenway im Hospital helfen und die Wachräume putzen wollen … Und was diese Kerle hier angeht … Nandé, gibt es noch mehr … hm … Mädchen wie dich?«
    Nandé schlug die Augen nieder. Sie fürchtete sich sichtlich zu Tode, aber Kevin hatte sie schon bei den VanStouts als mutig und stolz kennengelernt. Als Kevin ihr aufhalf, klammerte sie sich an ihn und wies ihm den Weg zu zwei weiteren Hütten wie der ihren. Das eine der Mädchen war nicht mehr ansprechbar, es litt an hohem Fieber. Das andere, eine höchstens siebzehnjährige Schönheit, konnte nur mit äußerster Mühe aufstehen. Kevin sandte den höchst unwilligen Cornelis aus, ein paar Wachleute zu holen, um die Frauen zunächst zum Tor zu tragen.
    »Wir lassen sie dann zusammen mit den Arbeiterinnen abholen«, beschied er die missmutigen Männer. Sie ekelten sich offensichtlich davor, die Mädchen auf Krankentragen zu legen. Das sprach zumindest dagegen, dass sie sich an ihrem Missbrauch beteiligt hatten. Die Freier waren wohl eher Gefangene gewesen, die hier das Geld verhurten und vertranken, mit dem sie ihre Familien ernähren sollten. In der Hütte des dritten Mädchens fanden sich auch leere Whiskeyflaschen. »Wegen der zwei Kerle schicke ich die Militärpolizei. Sie wird zweifellos auch Ihnen ein paar Fragen stellen!«
    Die Wachleute blitzten den Lagerleiter wütend an.
    »Wie stellen Sie sich das denn vor mit den Arbeiterinnen?«, fragte der Mann, der Kevin und Cornelis eingelassen hatte. Als Corporal war er hier der Ranghöchste. »Die Weiber können doch nicht täglich hin- und herlaufen zwischen den Lagern.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Kevin. »Die Männer laufen doch sogar bis zum Ort. Aber sie müssen es gar nicht. Wir werden die Frauen und ihre Kinder im Lager der Weißen unterbringen.«
    Die Wachleute und Cornelis schnappten nach Luft.
    »Das ist ausgeschlossen, Doktor!«, meinte schließlich Letzterer. »Sie können die Kaffern nicht zusammen mit den weißen Familien halten. Das … das können Sie einfach nicht!«
    Kevin zuckte die Achseln. »Sie werden nicht glauben, was ich alles kann«, beschied er seinen Helfer grimmig. »Wobei ich da auch gar kein Problem sehe. Auf

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