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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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beherrschte sie gut, ihre Mutter hatte als junges Mädchen kurze Zeit in Lady’s Goldmine gearbeitet und sich dort manches abgeschaut. Sie hatte Robertas Kinderkleider stets selbst genäht und auch ihre Tochter dazu angehalten, ihre Sachen im Bedarfsfall auszubessern oder zu ändern. Also brachte die junge Lehrerin jetzt ein paar Puppen aus der Spielzeugspende mit in die Schule und zertrennte eins der alten Kleider. Die Mädchen durften daraus Kleidchen für diePuppen schneidern und taten das mit Begeisterung. Die Schulspeisung tat ein Übriges – und am Ende standen die Worte »nähen«, »Puppe« und »Kleid« auf Englisch an der Tafel, und die Kinder lernten, sie auszusprechen.
    In der nächsten Zeit eroberte Roberta die Herzen ihrer kleinen Schülerinnen im Sturm. Die Jungen blieben distanzierter, obwohl auch sie sich langsam in Roberta verliebten. Die junge Lehrerin und ihre freundliche Art, ihre Begabung, die Kinder spielerisch lernen zu lassen, wich völlig von ihrer sonstigen, eher strengen Erziehung ab. Roberta erzählte lustige oder romantische Geschichten, in denen Prinzessinnen und Abenteurer vorkamen – keine abgeschlachteten Zulu-Krieger und Flüsse, die sich rot vom Blut der Gefallenen färbten. Seit sie die Kinder unterrichtete, wurde im Lager wieder gelegentlich gelacht. Sogar die Sterberate sank, wofür nicht nur die bessere Ernährung durch die Schulspeisung verantwortlich war. Roberta merkte auch schnell, wenn einer ihrer Schützlinge kränkelte, und brachte ihn dann sofort ins Hospital. Nicht alle Mütter sahen das gern, mitunter verlor sie dadurch einen Schüler, aber immerhin blieb das Kind am Leben.
    Überhaupt entspannte sich die Lage im weißen und im schwarzen Lager in den nächsten Wochen. Jenny erwies sich als regelrechter Engel für die Schwarzen. Sie leitete das Hospital, hielt Schule, wenn Roberta es mitunter nicht schaffte, herüberzukommen, und veranlasste, dass Kriminellen und Zuhältern weitgehend das Handwerk gelegt wurde. Das machte ihr Leben gefährlich. Nachdem Jenny mehrmals bedroht worden war, gab sie es auf, in Karenstad II wohnen zu wollen, und ließ sich jeden Abend von zwei Wachsoldaten zurück ins Lager der Weißen begleiten. Morgens ritt sie dann gemeinsam mit Roberta zurück – auf von den Briten requirierten Burenponys. Als Jenny Vincent ausdrücklich um Reitstunden bat, konnte sich auch Roberta nicht weiter sperren.
    »Es kann doch auch nicht sein, Miss Fence, dass Sie keine Pferde mögen!«, meinte Vincent. »Tragen Sie nicht sogar immer ein Stoffpferdchen mit sich herum?«
    Er wunderte sich, als Roberta glühend errötete.
    »Ein … äh … Glücksbringer …«, druckste sie. »Ein … äh … Geschenk …«
    Vincent fragte sich, warum ihr das peinlich zu sein schien, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern stellte ihr lieber eine sanfte kleine Schimmelstute vor.
    »Hier, schauen Sie, das Tier ist ganz friedlich, und Sie können ihm auch noch einen Namen geben. Sein Vorbesitzer war wohl nicht mehr in der Lage, es vorzustellen.«
    Das Burenkommando, zu dem das Pony gehört hatte, war vor einigen Tagen aufgerieben worden. Die Strategie der Briten zeigte langsam Erfolge. So starrsinnig die Buren auch waren, das ständige Leben auf der Flucht zermürbte sie ebenso wie das Wissen um die Gefangenschaft ihrer Frauen und Kinder. Mitunter mochte es auch an Waffen und Munition mangeln – die Briten hatten weitere Truppen ins Land geholt, die das Veld in Patrouillen durchkämmten und viele Nachschubwege lahmlegten. Auch Neuseeland hatte weitere Kontingente entsandt, und die Rough Riders zeigten sich als zäh und mutig. Immer mehr Burenkommandos wurden niedergerungen oder gaben einfach auf. Die Heeresleitung sprach schon darüber, die Konzentrationslager bald aufzulösen. Die Männer würden dann auf ihre Höfe zurückkehren und mit dem Wiederaufbau beginnen müssen – schließlich konnten sie ihre Frauen und Kinder nicht auf den verbrannten und verwüsteten Ländereien allein lassen.
    Roberta war froh darüber, das Thema wechseln zu können, und streichelte das Pferdchen zaghaft. Sie lächelte, als es ähnlich vorsichtig seine weichen Nüstern an ihrer Hand rieb.
    »Ich sollte mich zumindest nicht vor Pferden fürchten, ich bin ja sogar nach einem benannt«, gab sie dann zu und erzählteVincent und Jenny von der Wunderstute Lucille, die ihrem Vater einen hohen Wettgewinn und ihrer Mutter einen Umzug von der Westküste nach Woolston und eine Geburt auf der

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