Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
glauben oder auch nicht. Aber wenn wir schon davon sprechen, wie ich mir meine Frau wünsche: Ich hätte gern, dass sie mir vertraut.«
Kevin sah Doortje in die Augen und beobachtete fasziniert ihr Minenspiel, das zwischen Argwohn und dem Wunsch schwankte, sich endlich die Gefühle einzugestehen, mit denen sie schon so lange kämpfte. Schließlich meinte er, ihren Blick weich werden zu sehen. Ob er es wagen konnte, sie zu küssen? Oder wenigstens ihre Hand zu berühren?
»Kevin?«
Von der Eingangstür her kam ein Klopfen, und Kevin und Doortje hörten Vincent Taylors aufgeregte Stimme. Doortje fuhr zusammen, als hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt. Oder vor Schrecken ob einer fremden Männerstimme in der Dunkelheit?
»Ruhig, Doortje, es ist nur Dr. Taylor.« Kevins Finger fuhren besänftigend über ihre Hand, die sich um die Sessellehne verkrampft hatte. »Hören Sie, Nandé macht schon auf.«
Vincent wartete nicht ab, bis Nandé ihn hereinführte, sondern schälte sich rasch aus seinem Wachsmantel, der ihn gegen den Tropenregen schützte.
»Kevin, gute Nachrichten! Oh, Miss Doortje! Guten Abend. Wie schön, Sie hier zu sehen, dann können Sie es auch gleich hören. Kitchener löst weitere Lager auf! Und diesmal auch Karenstad! Die Gegend um Wepener ist befriedet, die Männer kehren heim auf ihre Farmen, und die Frauen und Kinder sollen repatriiert werden. Pretoria schickt eine Kavallerieeinheit, die ihre Rückführung organisieren und begleiten wird.«
Doortje, die zuerst gelächelt hatte, versteifte sich. »So, wie man uns hergeleitet hat?«, fragte sie böse.
Kevin schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Doortje, weitere Übergriffe werde ich nicht zulassen. Ich werde den Antrag stellen, Sie begleiten zu dürfen. Von einem Tag zum anderen können Sie ohnehin nicht abreisen, und bis es losgeht, habe ich die Erlaubnis. Wenn nicht, komme ich ohne Erlaubnis mit.«
Er lächelte ihr aufmunternd zu. Ein Lächeln, das allerdingserstarb, als er darüber nachdachte, wohin er sie da zurückgeleiten sollte. Die Farm bei Wepener gab es nicht mehr. Die Familie VanStout gab es nicht mehr. Was sollten Doortje und Nandé allein auf ein paar Hektar verbrannter Erde?
»Wir … werden noch mal darüber sprechen«, sagte er hilflos.
Doortje, der wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf geschossen waren, schwieg.
»Ich gehe dann jetzt«, sagte sie schließlich, nachdem Vincent noch ein paar weitere Einzelheiten zu den neuen Entwicklungen berichtet hatte. »Ich danke Ihnen, Dr. Taylor. Dr. Drury … es war sehr nett.«
Kevin sprang auf und legte der jungen Frau Vincents Mantel um, bevor sie hinaus in den Regen trat. »Sie sind doch sonst völlig durchnässt, bevor Sie Ihr Zelt erreichen, Doortje …« Doortje sagte nichts, nahm den Mantel jedoch an. Kevin wandte sich Vincent entschuldigend zu, als sie gegangen war. »Ich leihe dir meinen für den Rückweg. In Ordnung?«
Vincent grinste und ging zu dem Wandschrank, in dem Kevin den Whiskey aufbewahrte. »Hat keine Eile, bis ich aufbreche, ist es wahrscheinlich wieder trocken. Doortje? Nicht mehr ›Miss Doortje‹ oder ›Miss VanStout‹? Habe ich was verpasst?«
Kevin zuckte die Schultern und nahm gern ein Glas Whiskey entgegen. »Sagen wir, ich komme voran«, bemerkte er. »Oder ich kam voran. Denn jetzt … jetzt wird ja wohl alles vorbei sein.«
Vincent nahm einen Schluck und schaute genauso trübsinnig. »Ja«, meinte er. »Wir werden in absehbarer Zeit heimkehren. Und die Krankenschwestern …«
Kevin zwinkerte ihm zu. »Du meinst die Lehrerin«, verbesserte er.
Vincent seufzte. »Ja, ich fürchte, man sieht es mir an. Jedenfalls glaube ich nicht, dass Miss Fence mit einem Truppentransporter zurückfährt. Zumal auch weiterhin Lehrkräfte gebraucht werden. Die Kinder sollen ja Englisch lernen. Miss Fence kann es sonst wohin verschlagen, und sobald sie mich nicht mehr sieht, wird sie mich vergessen.«
Kevin leerte sein Glas in einem Zug. »Doortje wird mich nicht vergessen. Aber sie wird mich wieder hassen. Fragt sich, was schlimmer ist.«
KAPITEL 13
Atamarie erzählte Richard nichts von dem Vorfall beim Tanz, und sie versuchte auch, ihm die einsame Nacht nach dem Fest nicht übel zu nehmen. Aber sie war nun fest entschlossen, ihn von dem unsinnigen Gedanken abzubringen, neben der Arbeit an seinen Erfindungen eine Farm zu bewirtschaften. Und sie würde ihn nicht mehr auf diesem Irrweg unterstützen, indem sie hier die Hausfrau spielte!
Gleich am
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