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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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geliebte burische Tracht und trug die Reformkleider, die Kevin ihr in der ersten Zeit in Dunedin gekauft hatte. Inzwischen waren sie völlig aus der Mode, das Korsett kam wieder, die bequemeren Kleider hatten sich nicht durchsetzen können. Kevin registrierte das allerdings nicht, und auch sonst erwähnte es keiner. Doortje sah schließlich in den weiten Kleidern hinreißend aus, die Dunediner Gesellschaft riss sich um das dekorative Arztehepaar. Kevin bestand darauf, alle Einladungen wahrzunehmen, schon, um sich in der Stadt erneut einzuführen. Also versuchte Doortje auf Vernissagen vergeblich, geistreiche Gespräche zu führen, kämpfte sich durch mehrgängige Dinner und hatte so viel damit zu tun, Kevin und Roberta die richtige Handhabung des Bestecks abzuschauen, dass sie die Versuche ihres Tischherrn, Kommunikation zu machen, oft einfach überhörte.
    Immerhin war ihr Roberta eine unschätzbare Hilfe. Die junge Lehrerin schien gern mit ihr und Kevin zusammen zu sein, und ihre freundliche Art ließ Doortje fast ihre unpassende Verbrüderung mit Nandé während der Schiffsreise vergessen. Roberta führte sie auch in das Geheimnis der Tanzschritte ein, sodass Doortje ihren ersten Ball ohne allzu große Fauxpas überstand. Doortje besuchte Konzerte und ließ sich von anderen Damen der Gesellschaft zum Tee einladen, aber sie tat das alles nur widerwillig. Wenn ihr doch etwas gefiel – Heathers Ausstellung von Frauenporträts beeindruckte sie zutiefst, die Musik eines Geigers rührte an ihr Herz, und sie hätte das Gefühl von Kevins Hand an ihrer Hüfte und die gemeinsame schwingende Bewegung im Walzertakt an einem der Tanzabende fast genossen –, so gestand sie es sich nicht ein. Doortjes Lächeln war immer gezwungen, und auch wenn das sonst niemand merkte – Kevin zerriss es das Herz.
    Patrick Drury fuhr mit seiner Frau in die Stadt, wie sein Vater ihm geraten hatte. Um Juliet zu beschäftigen, besuchte er mit ihr Theatervorstellungen und Vernissagen – und schließlich erhielt das Paar auch wieder Einladungen aus der Dunediner Gesellschaft. Natürlich war abzusehen, dass Patrick und Juliet dabei irgendwann mit Kevin und Doortje zusammentreffen würden. Letztlich geschah das auf einer Soiree im Hause der Dunloes. Doortje, die an Kevins Arm den Salon betrat und wieder mal gezwungen lächelte, spürte plötzlich dessenAnspannung. Sie folgte seinem Blick und war entsetzt – wenn auch aus ganz anderen Gründen als ihr Gatte.
    »Sie lassen sie hier herein?«, fragte Doortje Kevin ungläubig. »Aber sie ist eine Farbige!«
    »Sie ist die Frau meines Bruders«, antwortete Kevin. Er war blass geworden und sah in Doortjes Augen, dass sie es gemerkt hatte. »Und nun tu mir bitte den Gefallen und ignoriere ihre Hautfarbe! Juliet ist Kreolin, aber wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Farm ihres Vaters bei New Orleans ungefähr zweimal so groß wie ganz Transvaal. Du musst nicht ihre Freundin werden, Doortje, aber bitte sei höflich.«
    Doortje wäre auch jetzt eine gehorsame Frau gewesen, aber Juliet machte es ihr nicht gerade einfach. Die junge Burin war nicht gesellschaftlich geschult, aber sie erkannte einen spöttischen Blick, wenn er auf sie gerichtet war, und sie sah das Leuchten in Juliets Augen beim Anblick ihres Gatten. Patrick Drury folgte seiner Frau eher steif, als sie auf Kevin und Doortje zuging. Wahrscheinlich hätte er sich lieber ferngehalten. Ein Feigling … Doortje erinnerte er an Cornelis.
    »Wie nett, dich zu sehen, Kevin … und … Dorothy, nicht wahr? Wie das kleine Mädchen aus Kansas, das der Wirbelsturm aus seiner Heimat reißt … Wie fühlt man sich denn so als Wirbelsturm, Kevin Drury?«
    Juliet lächelte. Verschwörerisch? Verführerisch? Doortje jedenfalls kam sich dumm vor. Sie verstand nicht, worauf Juliet anspielte.
    »Doortje«, sagte sie heiser. »Oder Dorothea, wenn Sie das nicht aussprechen können.«
    Juliet lachte kehlig. »Oh, das werde ich schon noch schaffen. Wenn ich will … Aber Sie sollten über ›Dorothy‹ nachdenken. Ist doch ein hübscher Name. Und sie trägt auch so weite kurze Kleidchen …« Sie musterte Doortjes Reformkleid.
    Juliets eigenes dunkelrotes Kleid war bodenlang. Sie war enggeschnürt, was ihre atemberaubende Figur noch betonte. Kevin bemerkte, dass es das gleiche war, in dem sie ihn in Lawrence verführt hatte. Er bemühte sich, nicht zu erröten.
    Patrick schob sich jetzt vor. »Juliet, was soll das? Du machst deine Schwägerin nur

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