Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
nicht so genau hin!« Chloé Coltrane neckte ihre Lebensgefährtin, die auch einen Blick zu viel riskiert hatte. »Es reicht doch wohl, wenn ihr alle Männer zu Füßen liegen.«
Heather kicherte. »Den Typ kenn ich, Liebste, der frisstunsereins als Vorspeise und danach noch ein paar Kerle. Aber dass du mal unzüchtige Gedanken hegst, Chloé Coltrane … na ja, im Grunde beruhigt es mich ja. Ich hatte immer Angst, du läufst mir noch mal mit einem Mann auf und davon.«
Im Gegensatz zu Chloé hatte Heather sich nie für Männer interessiert. Roberta und Doortje registrierten, dass sich die Frauen komplizenhaft zulächelten. Mehr Intimitäten in der Öffentlichkeit zeigten die beiden allerdings nie. Sowohl die eine als auch die andere war diskret – wer nicht weiter nachdachte oder religiöse Bedenken gegen eine Liebe wie die ihre hatte, konnte sie einfach nur für Freundinnen halten.
Während des Dinners machten sie denn auch freundlich Konversation mit ihren jeweiligen Tischherren, während Roberta ebenso ungezwungen mit Patrick plauderte. Chloé hatte die Runde bunt gemischt, Patrick saß neben Roberta, Juliet hatte sie einem älteren Kaufmann zugesellt. Die junge Frau arbeitete sich sichtlich an ihm ab, Donald MacEnroe war zwar ein gemäßigter Anhänger der Church of Scotland, aber Flirten mit verführerischen jungen Frauen war in seiner Erziehung nicht vorgekommen.
Doortje hatte Chloé noch keinen fremden Tischherrn zugemutet, sie saß neben Kevin und schien sich halbwegs wohl zu fühlen. Zumindest hatte sie zum ersten Mal keine Probleme mit der Reihenfolge der Gabeln, Messer und Löffel neben ihrem Teller. Kevin war jedoch abgelenkt. Er machte zwar Versuche, seine Frau zu unterhalten, aber Roberta bemerkte, dass sein Blick immer wieder zu Juliet hinüberglitt.
Heather ihrerseits bemerkte Robertas Interesse an Kevin. Als die Damen nach dem Dinner in den Salon schlenderten, um Kaffee und Likör zu trinken, während die Herren sich zu Zigarren und Whiskey zurückzogen, sprach sie Roberta unverblümt auf Vincent Taylor an.
»Was macht denn nun dein Tierarzt, Roberta? So langsamwäre da doch eine Verlobung fällig. Du bist jetzt schon seit über einem Jahr zurück.«
Roberta errötete. »Vincent ist doch schon in Auckland mit den Rennpferden aus Addington«, antwortete sie ausweichend. »Er hat mich eingeladen mitzukommen, aber das … das geht ja nicht …«
Heather bemerkte, dass sie wieder irritiert zu Kevin hinübersah. Juliet Drury scherzte eben mit ihm und ein paar anderen Herren. Als Einzige schien sie sich von der Männerrunde nicht trennen zu können.
Heather schüttelte tadelnd den Kopf. »Sei nicht so prüde, Robbie, natürlich ginge das, wenn du nur wolltest.«
»Der junge Mann ist doch ganz entzückend«, fügte Chloé hinzu. »Und obendrein mag er Pferde …«
Roberta blickte gequält. Pferdeliebe spielte bei ihrer Gattenwahl keine besondere Rolle. Und dass Vincent ein netter Kerl war, hörte sie überall.
»Warum seid ihr denn nicht in Auckland?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln, und riss ihren Blick fast gewaltsam los von Kevin und Juliet Drury.
Der Auckland Cup spielte in der Neuseeländer Rennpferdeszene eine große Rolle. Es war eigentlich anzunehmen gewesen, dass Heather und Chloé Rosie und Diamond begleiten würden. Das Pferd gehörte immerhin nach wie vor Chloé.
Chloé seufzte theatralisch. »Heather lässt mich nicht«, beklagte sie sich. »Wir haben bald dieses Kunstfestival mit Musikdarbietungen und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst von Frauen. Fantastischer Titel: Die Kunst ist weiblich! Ist Heather eingefallen!« Sie streifte ihre Freundin mit einem liebevollen Blick.
»Aber der Größenwahn kommt von Chloé!«, fügte Heather fröhlich hinzu. »Wir stellen nämlich nicht nur in der Galerie aus, sondern haben auch noch andere Räumlichkeiten angemietet. Neben den Vernissagen gibt es Vorträge von Violet und anderen Frauen, die für das Wahlrecht gekämpft haben, und Musik, wir haben eine rein weibliche Kammermusikgruppe, eine Pianistin … und sogar Matariki kommt aus Parihaka. Mit einer haka -Gruppe und zwei Maori-Künstlerinnen. Die Maori bekommen eine eigene Ausstellung – Jadeschnitzerei und Webkunst … Das ist alles eine große Sache, hat so noch nie jemand vor uns gemacht. Und dann kommt mir Chloé einen Monat vorher mit dem Auckland Cup! Ich sollte hier alles allein betreuen, während sie ihrer Stute Hüfchen hält. Kommt überhaupt nicht
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