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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einen schwierigen Sachverhalt zu verstehen. »Also Omaka hatte da schon eine ganz schlüssige Erklärung, irgendwas mit diesem taku und toku  – also wenn man das jetzt mal aus dem pepeha -Kontext rausnimmt und nicht die persönliche Wichtigkeit des Beschreibenden für das Beschriebene nimmt, sondern vielleicht des Erfinders für das Erfundene, und …«
    Matariki verdrehte die Augen. »Atamarie, du versuchst jetzt seit einer Ewigkeit, die Spiritualität deines Volkes zu verstehen, aber mit der Herangehensweise einer Ingenieurin. Und du willst auch gar nicht den Geist von Parihaka erspüren und dich von ihm getragen fühlen. Letztendlich willst du das Rädchen isolieren, das in Richard Pearse’ Kopf falsch herum lief, und dann möglichst reparieren, damit doch noch alles gut wird … Aber das geht nicht, Atamarie! Hör endlich damit auf, dukannst nicht bis ans Ende deiner Tage hier herumsitzen und zwischen zwei Welten mit einer verlorenen Liebe hadern.«
    »Aber ich … das tue ich doch gar nicht …«
    Die junge Frau schmollte. Aber so ganz konnte sie es natürlich nicht leugnen. Atamarie war ein Mensch, der Antworten suchte, und bisher hatte sie sie immer in Büchern gefunden. Nur … über Richard Pearse’ Verhalten gab es keine Bücher. Obwohl sie zunächst optimistisch gewesen war, nachdem sie mit Professor Dobbins gesprochen hatte.
    Tatsächlich war Dobbins überhaupt der Erste gewesen, dem sie von der Sache mit Richards letztem Flug und ihrer Auseinandersetzung mit ihm und Shirley erzählt hatte. Nachdem sie Temuka verlassen hatte, war sie noch am Abend nach Christchurch zurückgefahren, einerseits völlig außer sich, andererseits innerlich kalt wie Eis. Sie war wütend gewesen und verzweifelt, enttäuscht und verletzt. Sie hatte in dieser Nacht kein Auge zugemacht und sich zur ersten Stunde am nächsten Morgen in der Universität eingefunden. Zwar umgezogen und ordentlich gekleidet, aber immer noch völlig durcheinander. Dobbins schien es ihr anzusehen. Gewöhnlich missfiel ihm zwar nichts mehr, als wenn ihn Studenten mit irgendwelchen emotionalen Problemen belästigten, aber Atamarie öffnete er bereitwillig sein Arbeitszimmer, nachdem er eine Hilfskraft gebeten hatte, die Prüfungen zu verschieben, die für ihn auch an diesem Tag noch anstanden. Atamarie überlegte flüchtig, dass die Prüflinge sie dafür hassen würden, dann jedoch breitete sie in ihrer Verwirrung die gesamte Geschichte vor Dobbins aus.
    »Ich mache mir solche Vorwürfe, Professor! Es war egoistisch von mir! Wenn wir diese Demonstration ein paar Tage früher gemacht hätten … wenn ich nicht darauf bestanden hätte, erst die Prüfungen abzulegen …«
    Dobbins schüttelte den Kopf und stellte eine Kaffeetasse vor Atamarie auf den Tisch, ohne sie vorher zu fragen. »Trinken Sie, Mädchen, Sie sind ja ganz außer sich. Und geben Sie sich um Himmels willen nicht die Schuld für Pearse’ Versagen. Schauen Sie, Miss Turei, das ist ja nicht das erste Mal!«
    »Nicht das erste Mal?«, fragte Atamarie verblüfft. »Gut, ja, er hatte schon mal so eine Phase, nachdem der erste Flug in der Hecke geendet hatte. Aber zwischendurch …«
    »Zwischendurch ist er immer ganz ausgeglichen, einfach im Umgang … und dann verfällt er von einem Tag auf den anderen in Melancholie. Verstehen Sie mich richtig, Miss Turei, ich will ihn nicht als verrückt hinstellen. Richard Pearse ist unzweifelhaft ein Genie, das habe ich Ihnen ja schon mal gesagt. Aber auch sehr … hm … unausgeglichen. Ich fand immer, dass Sie ihm guttun, Atamarie.«
    Der Professor seufzte, warf aber nichtsdestotrotz einen anerkennenden Blick auf sein hübsches Gegenüber.
    »Seine Familie fand genau das Gegenteil«, murmelte Atamarie.
    Dobbins zuckte die Schultern. »Vielleicht kennen die ihn besser. Ich weiß es nicht, Atamarie, ich bin Techniker. Wenn Sie mir einen stotternden Motor geben, dann nehme ich ihn auseinander und finde heraus, was nicht stimmt. Aber ein schwermütiger Mensch? Jedenfalls war das der Grund, weshalb er hier seine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft verloren hat. Ich weiß nicht, wie er Ihnen gegenüber das mit dem abgebrochenen Studium dargestellt hat. Fehlende finanzielle Möglichkeiten wären auf jeden Fall kein Hinderungsgrund gewesen, wir hätten ihn schon irgendwie durchgeschleust. Ein solches Talent – ein so brillanter Verstand! Aber dann verzog er sich nach Temuka und kam erst mal nicht wieder. Danach normalisierte es sich erneut,

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